Herne. Die Frage nach der Herkunft von zwei Glasfenstern in einer Herner Trauerhalle hat eine Debatte ausgelöst. Nun gab es einen entscheidenden Hinweis.
Im Zuge der Vorstellung der Pläne für eine neue Kolumbarien-Anlage in der Trauerhalle des Horsthauser Ostfriedhofs stand die Frage im Raum, von welchem Künstler die Glasfenster im Gebäude stammen. Das Rätselraten habe nun ein Ende, berichtet Sodingens BezirksbürgermeisterMathias Grunert.
Die Kunstwerke stammten von dem Bochumer Künstler Ignatius Geitel (1913 bis 1985). Der entscheidende Hinweis sei letztlich von Dr. Annette Jansen-Winkeln von der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts in Mönchengladbach gekommen. Diese habe auch den Kontakt zu Inge Diergardt hergestellt, die als frühere Lebensgefährtin des Bochumer Künstlers Nachlassverwalterin sei, so Grunert.
Kunstwerke sind schon bald wieder öffentlich zugänglich
Auf seine Einladung hätten Inge Diergardt und die Hernerin Gerda Thierhoff – sie hatte einst bei Geitel unter anderem das Verbleien gelernt - jüngst die Kunstwerke in Augenschein nehmen können. „Es handelt sich um zwei sehr qualitätsvolle Symbol-Fenster, die vermutlich um 1955 entstanden sind und die nun in das Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen werden“, erklärt der Bezirksbürgermeister.
Anhand der beiden Werke hätten Diergardt und Thierhoff die besondere Handschrift des Bochumer Künstlers erläutert. In den 50er-Jahren habe die Glaskunst – bedingt durch die vielen Kriegsschäden und die rege Bautätigkeit - eine Blütezeit erlebt. Die Vielzahl an Aufträgen in den verschiedensten Kunstdisziplinen und die damals teilweise recht „hemdsärmelige“ Auftragsvergabe habe allerdings auch dazu geführt, dass solche Einzelwerke in Vergessenheit geraten konnten.
„Bereits in wenigen Jahren werden die farbenprächtigen Fenster wieder öffentlich zugänglich sein“, kündigt Mathias Grunert an. Schließlich sei bereits im November 2018 beschlossen worden, die 1906 erbaute Friedhofskapelle nach Plänen des Herner Architekten Karl-Heinz Laboda zu einer Kolumbarien-Kapelle umzubauen. Noch in diesem Jahre werde das Gebäude von außen hergerichtet; in den kommenden zwei Jahren folgten die Umbauarbeiten im Inneren, wobei insgesamt 824 Einzel- und 24 Doppelkolumbarien entstehen sollen.
Vorladung vor die Kunst-Kommission der Nazis
Dabei würden auch die Glasfenster gereinigt, restauriert und gesichert. „Tatsächlich existieren aus dem Nachlass des Künstlers noch Restbestände an Antikglas, die zur Verfügung gestellt werden könnten, damit die schon jetzt strahlenden Kunstwerke im Zuge der Umbauarbeiten wieder ihre alte Pracht zurückerhalten“, so Grunert.
Zur Person des Künstlers Ignatius Geitel berichtet der Bezirksbürgermeister, dass dieser nach seiner abgeschlossenen Lehre zum Steinmetz die „Maler- und Bildhauerklasse“ der Essener Folkwangschule und die „Meisterklasse Glasmalen“ an der Werkkunstschule Trier besucht habe. Überliefert sei auch seine Vorladung vor die nationalsozialistische Kunst-Kommission in Düsseldorf im Jahre 1939, die an seiner Ausstellungsbeteiligung mit dem Bild „Das lungenkranke Kind“ Anstoß genommen habe. Nach Kriegseinsatz und Kriegsgefangenschaft (bis 1949) habe Geitel in den 1950er und 1960er Jahren zu den meistbeschäftigten Bochumer Künstlern im öffentlichen Raum und zu den wichtigsten Glaskünstlern überhaupt gezählt.
Mathias Grunert weist darauf hin, dass im Rahmen des Pfingstprojekts „Feuer und Flamme“ in der Kirche von St. Marien Eickel, Bismarckstraße 72a, auch Arbeiten von Ignatius Geitel zu sehen sind, zusätzlich zu Werken von Ralf Knoblauch und Philipp Valenta. Und zwar: am Freitag, 28. Mai, von 19 bis 21.30 Uhr, und am Samstag, 29. Mai, von 16 bis 18 Uhr.