Herne. An Silvester kann es schnell zu Unfällen und Verletzungen kommen. Herner Feuerwehr und Notaufnahmen geben Verhaltens-Tipps für den Jahreswechsel.

In Herne ist das Zünden von Raketen und Böllern in der Silvesternacht, 31. Dezember, und an Neujahr, 1. Januar, wieder erlaubt. Die Feuerwehr, das Evangelische Krankenhaus (EvK) sowie die St.-Elisabeth-Gruppe berichten, wie sie sich auf den Jahreswechsel vorbereiten und geben Tipps, zum richtigen Umgang mit Feuerwerkskörpern.

EvK Herne rechnet mit Nachholbedarf nach zwei Jahren Feuerwerksverbot

In den vergangenen zwei Jahren habe das deutschlandweite Böllerverbot aus Sicht des Herner EvK einen Einfluss auf die Zahl der Verletzen zu Silvester gehabt, wie Dr. Mike Thompson, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am EvK auf WAZ-Nachfrage erklärt. „In diesem Jahr kann man mit einem gewissen Nachholbedarf der Menschen rechnen“, sagt er. Die Herner Notaufnahmen des EvK, des Marien Hospitals und im St. Anna Hospital seien auf die Silvesternacht vorbereitet. Der Betrieb werde wie gewohnt organisiert, heißt es von den Einrichtungen. „In den Notfallambulanzen der St.-Elisabeth-Gruppe basiert die Personalplanung auf den Erfahrungen der vergangenen Jahre“, sagt Sabine Edlinger, Geschäftsführerin der Elisabeth-Gruppe.

„Wir gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der Verletzten höher liegen wird als in den Vorjahren“, sagt Thompson. Einen leichten Anstieg der Patientenzahl an Silvester verzeichne in der Regel auch die Elisabeth-Gruppe, so Edlinger. Neben leichten Schnitt- und Brandwunden würden zum Jahreswechsel oft auch Augenverletzungen und Verbrennungen auftreten. Diese Verletzungen hätten bei falschem Umgang mit Feuerwerkskörpern manchmal auch lebenslange Folgen, warnt Thompson.

Dr. Mike Thompson, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am EvK, geht davon aus, dass die Zahl der Verletzen an Silvester in diesem Jahr höher sein wird.
Dr. Mike Thompson, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am EvK, geht davon aus, dass die Zahl der Verletzen an Silvester in diesem Jahr höher sein wird. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Feuerwehr Herne stellt zusätzliche Rettungs- und Krankenwagen

Auch die Feuerwehr Herne bereitet sich auf die Silvesternacht vor. „Trotz der angespannten Personallage versucht die Feuerwehr über die Partner im Rettungsdienst einen Rettungswagen und einen Krankenwagen zusätzlich rund um die Uhr in den Dienst zu nehmen. Auch im Brandschutz sind zusätzliche Einsatzkräfte im Dienst“, sagt Feuerwehr-Sprecherin Nina-Maria Haupt. Jährlich komme es auch für die Feuerwehr zu einer Zunahme von Rettungsdiensteinsätzen sowie von Brandeinsätzen in der Silvesternacht. Meist handele es sich um Kleinbrände nach Mitternacht.

Nachdem zwei Jahre kein privates Feuerwerk erlaubt war, stellt sich nun die Frage, ob alte Feuerwerkskörper aus den letzten Jahren noch genutzt werden können. „Die Bundesanstalt für Materialforschung und Materialprüfung rät davon ab, weil ein erhöhtes Unfallrisiko besteht. Sowohl die Aufnahme von Feuchtigkeit als auch das Austrocknen führen zu veränderten Reaktionsmustern“, sagt Haupt auf Nachfrage der WAZ.

Zertifizierte Feuerwerkskörper & Co.: Tipps zum richtigen Umgang

Die Herner Feuerwehr sowie das EvK geben darüber hinaus Verhaltenstipps zum Umgang mit Feuerwerkskörpern. „Kaufen Sie nur Böller mit BAM-Zulassung“, rät Thompson. Böller mit diesem Siegel seien geprüft. Für zertifiziertes Feuerwerk gebe es das CE-Zeichen, so die Feuerwehr. Zudem sei es wichtig, genügend Abstand zu den Feuerwerkskörpern zu halten. Leere, feststehende Flaschen würden sich am besten zum Starten von Raketen eignen. Wichtig sei außerdem, dass Kinder und Jugendliche nur unter Aufsicht von Erwachsenen Feuerwerkskörper nutzen dürfen.

Thompson warnt außerdem davor, dass es bei Böllern immer wieder zu Blindgängern komme. Diese sollten kein weiteres Mal gezündet werden. „Dann drohen schmerzhafte Verletzungen wie Verbrennungen“, so der Chefarzt. Auch das Gehör könne Schaden nehmen. Viele Verletzungen des Innenohrs würden durch den Knall von Böllern und Raketen ausgelöst.

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Bei Verbrennungen sollte außerdem erste Hilfe geleistet werden. „Bei kleineren Verbrennungen reicht es meist aus, wenn die Stelle mit Wasser zehn Minuten gekühlt wird“, sagt Thompson. Bei großflächigen Verbrennungen müsse der Rettungsdienst über 112 gerufen werden. Größere Verletzungen, deren Blutungen sich nicht stoppen ließen, müssten in der nächsten Notaufnahme versorgt werden. Bei Böllerunfällen, die zu Verletzungen an Augen und Ohren führen, könne nur sehr eingeschränkt erste Hilfe geleistet werden, sagt Thompson.

Der Notruf ist über die 112 zu erreichen. Die Zentrale Notaufnahme des EvK ist telefonisch unter 02323 4980 zu erreichen. Bei Notfällen stehen Bereitschaftsteams des Marien Hospitals und des St. Anna Hospitals unter 02325 9865040 zur Verfügung.