Herne. Verkehrs-Chaos, Müll - der Herner Campus der Elisabeth-Gruppe in Börnig führte im Umfeld zu Beschwerden. Wie sich die Lage aktuell darstellt.
Im Sommer 2021 waren Anwohnerinnen und Anwohner des neuen Ausbildungs-Campus der St. Elisabeth-Gruppe in Börnig wegen der massiven Verkehrsprobleme und der Vermüllung des Umfelds auf die Barrikaden gegangen. Seitdem ist einiges passiert. Eine Bestandsaufnahme.
Der Campus
Rund 2000 Menschen arbeiten und lernen nach Angaben des Trägers am Campus-Standort Widumer Straße. Vor Ort anwesend seien täglich maximal zwischen 600 und 800 Menschen, erklären Theo Freitag und Simone Lauer von der Geschäftsführung der Elisabeth-Gruppe auf Anfrage der WAZ.
Ausgebildet werden unter anderem Pflegefachkräfte, Hebammen, Physiotherapeuten und Operationstechnische Assistenten. Darüber hinaus ist der Campus Studienstandort der FOM Hochschule (Bachelor und Master). Aufgrund des auch in Gesundheitsberufen spürbaren Fachkräftemangels werde regelmäßig überprüft, ob Ausbildungsplätze für weitere Gesundheitsberufe angeboten werden sollten. Aber: „Eine bauliche Erweiterung des Campus ist auf dem Gelände nicht möglich“, so Freitag und Lauer.
Der Verkehr
Die größten Anwohnerbeschwerden gab es 2021 hinsichtlich der chaotischen Verhältnisse, die durch den morgendlichen Park-Such-Verkehr und den Abreiseverkehr am Nachmittag ausgelöst wurden. Auch auf Druck aus der Bezirksvertretung Sodingen ist beschlossen worden, einen Parkplatz mit 108 (kostenlosen) Stellplätzen für Auszubildende an der Hännes-Adamik-Straße am Stadion des SV Sodingen zu errichten. Außerdem soll von dort eine direkte Wegeverbindung zum rund 400 Meter entfernten Campus und eine Querungshilfe auf der Sodinger Straße geschaffen werden.
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Eigentlich sollte der Parkplatz längst in Betrieb sein. Der Baubeginn sei nun für Januar terminiert, die Fertigstellung solle bis Ende Juni 2023 erfolgen, so Stadtsprecher Patrick Mammen. Die Errichtung des klimagerechten Parkplatzes werde rund 420.000 Euro kosten, die Finanzierung erfolge über EU-Fördermittel. Die Kosten für die Wegeverbindung und etwaige Restkosten übernehme die Elisabeth-Gruppe, so die Stadt. Mit rund 450.000 Euro werde man sich einbringen, erklärt der Campus-Träger.
Zeitgleich zur Inbetriebnahme des neuen Parkplatzes sollen die 158 bestehenden Stellplätze auf dem Campus-Gelände bewirtschaftet werden. Die Zahl der Stellplätze wird dann aus Sicht der Gruppen-Geschäftsführung ausreichen. Es sei jedoch davon auszugehen, sagt Freitag, dass es weiterhin einen morgendlichen Park-Such-Verkehr geben werde. Das könne man bei einer Einrichtung dieser Größe leider nicht verhindern. Insgesamt habe sich die Lage aber bereits spürbar entschärft, weil es keinen Baustellenverkehr mehr gebe und alle Parkflächen auf dem Gelände des Campus zur Verfügung stünden.
Ob sich der Anteil der Auszubildenden, die den Campus per ÖPNV oder Fahrrad bzw. E-Bike ansteuern, inzwischen erhöht hat, kann die Elisabeth-Gruppe nicht sagen. Vom Gefühl her sei diese Gruppe jedoch größer geworden, heißt es.
Die Vermüllung
Mit Ansprachen, Anweisungen und sogar der Androhung dienstrechtlicher Konsequenzen hat die Elisabeth-Gruppe versucht, ihre Auszubildenden dazu zu bringen, ihren Abfall im Campus-Umfeld nicht einfach auf Bürgersteige, Straßen oder das benachbarte Kirchengelände zu schmeißen. Weil all das nicht fruchtete, gibt es nun ein neues Konzept: „Auszubildende werden zukünftig den Campus und das direkte Umfeld gemeinsam regelmäßig säubern“, so Freitag und Lauer. Im Dezember sei damit begonnen worden.
Das sagt der Bezirksbürgermeister
Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) kommt zu dem Schluss, dass sich die Verkehrssituation rund um den Campus ein wenig entschärft habe. Das sei ihm auch von einigen Anwohnerinnen und Anwohnern in seinen Bürgersprechstunden gespiegelt worden. „Der Park-Such-Verkehr ist aber nach wie vor erheblich“, sagt Grunert. Es gebe weiterhin Beschwerden. Er hoffe, dass sich die Lage durch den neuen Parkplatz an der Hännes-Adamik-Straße weiter verbessern werde: „Er wird dringend benötigt.“
Das sagte ein Anwohner
Wohl kein Anwohner hat die Debatte um den Campus so eng begleitet wie der am vergangenen Freitag verstorbene Gerd E. Schug. Noch am Mittwoch, zwei Tage vor seinen Tod, sprach der 83-Jährige mit der WAZ über die aktuelle Lage. „Der Parkdruck rund um den Campus ist groß geblieben“, sagte Schug. Er gehe auch nicht davon aus, dass die Auszubildenden den neuen Parkplatz an der Hännes-Adamik-Straße von Anfang an gezielt ansteuern werden. „Sie werde versuchen, zunächst am Campus einen Stellplatz zu bekommen. Das ist das normale Verhalten.“
Man müsse anerkennen, dass die Elisabeth-Gruppe auf dem Campus-Gelände zahlreiche Stellplätze geschaffen habe. Und mit Blick auf die Bedeutung des Ausbildungszentrums stellte Schug fest: „Diese Einrichtung ist ein Segen für Börnig, den Bezirk Sodingen und die gesamte Stadt Herne.“
+++ Nachruf: Trauer in Herne: Der Heimatforscher Gerd E. Schug ist tot +++
Der Ausblick
Was passiert, wenn sich die Situation durch den neuen Parkplatz nicht wesentlich verbessern wird? Dann dürfte der Ruf nach Einführung einer Reglung fürs Anwohnerparken lauter werden. In der Bezirksvertretung Sodingen ist diese Forderung bereits erhoben geworden. Die Elisabeth-Gruppe würde eine solche Lösung, die Ende 2020 rund ums Marien Hospital in Herne-Süd eingeführt worden ist, auch für Börnig begrüßen: „Diese ist sogar notwendig, wenn das Problem vollständig gelöst werden soll“, erklären Theo Freitag und Simone Lauer.