Heiligenhaus. Der Heiligenhauser Sozialdezernent Thomas Langmesser hat vor allem in der Oberilp viel bewegt – und viele Familien begleitet. Was er nun vorhat.

Locker wirft Thomas Langmesser den Rucksack über die Schulter, mit einem Lächeln im Gesicht verlässt er gerade das Stadtteilzentrum Oberilp. Hier ein Gruß, da ein Pläuschchen – wer so viele Jahre in dem Stadtteil verbracht hat, kennt eben beinahe jeden Einzelnen. Doch nun ist für den Sozialdezernenten, der viele Jahre als Sozialarbeiter in der Ilp vor Ort war, Schluss: Für den 65-jährigen Heiligenhauser hat der Ruhestand begonnen. Im Gespräch mit der WAZ blickt er zurück auf seine Zeit im Sozialamt – und verrät, warum der Rucksack auch in Zukunft eine große Rolle in seinem Leben spielen wird.

So kennt man Thomas Langmesser: Stets freundlich und den Rucksack locker über der Schulter, hier vor dem Spielhaus Oberilp.
So kennt man Thomas Langmesser: Stets freundlich und den Rucksack locker über der Schulter, hier vor dem Spielhaus Oberilp. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Wie oft er schon auf der Bank am Spielhaus gesessen hat, das weiß Langmesser nicht – nun schaut er glücklich auf das Gebäude gegenüber: „Das“, sagt er sichtlich bewegt, „ist sicher eins der erfolgreichsten Projekte, an denen ich mitwirken konnte. Das Entstehen des Stadtteilzentrums. Ist doch wirklich schön geworden, oder?“ Früher war hier die Grundschule Regenbogen untergebracht, bevor sie vor ein paar Jahren in die Unterilp in das dort leerstehende Grundschulgebäude zog. „Wir haben uns als kleine Stadt mit dem Projekt in Berlin durchsetzen können und eine hohe Fördersumme dafür erhalten. War alles sehr ambitioniert, aber es hat sich gelohnt.“

Thomas Langmesser hatte immer das Wohl der Heiligenhauser im Blick

Dass sich der Stadtteil Oberilp einmal wandeln wird, das war das Ziel von Langmesser, als er vor über 40 Jahren in den Dienst der Stadt eintrat. „Ich hatte zunächst eine Ausbildung zum Chemielaboranten in den Kalkwerken Wülfrath absolviert, aber dann ein sozialpädagogisches Studium in Kaiserswerth begonnen.“ Im Jugendhaus Wülfrath hat er dann kurz gearbeitet, ansonsten ist der Heiligenhauser seinen Wurzeln treu geblieben: „Ich hab schon früh angefangen, im Spielhaus in der Oberilp mitzuarbeiten und auch im Haus der Kirche bei der evangelischen Jugend.“

Thomas Langmesser lagen Kinder und Jugendliche immer am Herzen – und viele schlossen ihn in ihr Herz.
Thomas Langmesser lagen Kinder und Jugendliche immer am Herzen – und viele schlossen ihn in ihr Herz. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dann ging es ins Spielhaus zurück, sozusagen, Langmesser wurde Stadtteilsozialarbeiter in der Ilp. „Es ist schon nicht einfach gewesen hier, es gab viele unterschiedliche Kulturen, viele Konflikte und viele schwierige Jugendliche.“ Die Eifelstraße sei die unsichtbare Grenze gewesen zwischen dem beschaulichen Bereich mit Bungalowhäusern und dem Hochhausbereich, „da haben sich beide Seiten gemieden. Während viele über Integration damals geredet haben, mussten wir das in der Oberilp leben“. Er lobt, dass Stadt und Politik schon damals auf Sozialarbeit im Stadtteil setzten, „das ist keine Selbstverständlichkeit“. Außerdem habe man mit dem Umbau beziehungsweise der Umgestaltung der Oberilp begonnen – „das war ein großer Gewinn. Und wir haben hier wirklich viele Fördermittel erhalten können.“

Immer mit Respekt und auf Augenhöhe

Angst, die hatte Langmesser bei seiner Arbeit nie, „ich bin allen immer auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet, und so wurde ich ebenfalls behandelt“. Immer ein offenes Ohr für jeden zu haben, Ansprechpartner zu sein und das Talent, einfach zuhören zu können – das, glaubt Langmesser, seien am Ende die Gründe, wieso man ihn als Sozialarbeiter, später als Jugendamtsleiter und dann als Sozialdezernenten schätzte, „klar, ich konnte auch mal aus der Haut fahren und musste auch mal deutlich Grenzen aufzeigen, aber das hielt sich in Grenzen“, berichte Langmesser, den viele auch nur unter dem Spitznamen Duffy kennen.

Ein Bild aus dem Jahr 2006: Thomas Langmesser mit Ortrud Elsner vom Stadtteilbüro Nonnenbruch vor dem Stadtteilzentrum Oberilp.
Ein Bild aus dem Jahr 2006: Thomas Langmesser mit Ortrud Elsner vom Stadtteilbüro Nonnenbruch vor dem Stadtteilzentrum Oberilp. © FFS | Sonja Glaser-Stryak

Alle sieben Jahre genau, rechnet Langmesser vor, konnte er sich in seinem Berufsleben verändern. „Mir war es wichtig, rauszugehen zu den Leuten, nicht nur am Schreibtisch zu sitzen. Das ist mir damals dann total schwergefallen, nicht mehr mit den Ogata-Kindern, Mittag zu essen, sondern im Rathaus zu sitzen.“ Doch alle seine Aufgaben wären spannend gewesen, „ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich am Ende als Sozialdezernent nicht das glückliche Händchen hatte, das ich mir selber gewünscht hatte“. Statt eigene Projekte weiter anzuschieben, gab es immer wieder Krisen: Flüchtlingskrisen und am Ende die Pandemie.

Beruf war für Langmesser eine Berufung

Seinem Job habe er immer mit voller Leidenschaft nachgegangen, „es gibt viele schöne Momente und Erfolgsgeschichten, aber man vergisst auch die nicht, die nicht gut ausgegangen sind“. Davon habe es zum Glück nicht viele gegeben, auch wenn er den Allgemeinen Sozialen Dienst nicht mehr ausführen habe können, als er selber Vater wurde: „Der ASD ist das, wo man in Familien geht, wo man wirklich von Kindeswohlgefährdung spricht, das ist mir von da an zu nah gegangen.“

Thomas Langmesser hofft, sich mehr um seinen Garten kümmern zu können in seinem Ruhestand: Er wohnt über dem Museum Abtsküche, hier ein Bild aus dem Jahr 2012.
Thomas Langmesser hofft, sich mehr um seinen Garten kümmern zu können in seinem Ruhestand: Er wohnt über dem Museum Abtsküche, hier ein Bild aus dem Jahr 2012. © FFS | Uwe Möller

Was wünscht sich Langmesser für die Zukunft? „Ich würde mir wünschen, dass mehr Familien die Angebote des Jugendamtes annehmen würden – auch die, wo man von völlig intakten Verhältnissen spricht. Denn man kommt in der Erziehung immer an Grenzen, und da haben wir tolle Hilfen. Nur weil man zum Jugendamt geht, heißt es nicht, dass direkt das Kind aus der Familie geholt wird“, betont Langmesser. „Schwierigkeiten haben alle.“

Keine politische Aktivität geplant, sondern Reisen

Für die Stadt wünscht er sich, „dass die positive Entwicklung weitergeführt wird. Mit meinem Ausscheiden wird kein Heiligenhauser mehr im Verwaltungsvorstand sein, dennoch hoffe ich, dass Entscheidungen im Sinne der Stadt getroffen werden.“ Politisch aktiv werden will Langmesser jedoch nicht mehr, auch wenn er damals mit zum Gründungsteam der WAHL gehörte. „Das wäre jetzt nicht fair. Damals haben wir vieles kritisiert, was Jan Heinisch als Bürgermeister entschieden hatte, heute kann ich einiges davon aber verstehen.“

Geben sich sozusagen die Klinke in die Hand: Thomas Langmesser und seine Nachfolgerin Maike Legut.
Geben sich sozusagen die Klinke in die Hand: Thomas Langmesser und seine Nachfolgerin Maike Legut. © Katrin Schmidt

Einen Tag nach seinem 65-jährigen Geburtstag folgte der erste Tag in Freistellung der Altersteilzeit für Langmesser, seine Nachfolgerin, Maike Legut, hat er bis dahin eingearbeitet. „Der Job hat mich jung gehalten. Auf der einen Seite wird er mir fehlen, auf der anderen freue ich mich jetzt sehr auf die kommende Zeit.“ Denn auch da wird der Rucksack eine große Rolle spielen: „Inselhopping in Griechenland, aber auch auf den Kanaren – und das über mehrere Monate im Jahr“, verrät Duffy am Ende: „Reisen, ohne feste Rückkehr!“ Da bleibt nur viel Spaß zu wünschen!