Heiligenhaus. 1969 zogen die ersten Bewohner in die Oberilp. Nun feierte der Stadtteil seinen 50. Geburtstag. Die Oberilper blickten zurück, aber auch voraus.
Die Oberilp besteht seit 50 Jahren, dieses Jubiläum wurde nun von der Bürgergemeinschaft (BGO) gefeiert. Zwar gab es am Samstag nur einen kleinen Sektempfang, die Herzlichkeit der Gastgeber war aber umso größer – ebenso die Verbundenheit der Bewohner zur ihrer Oberilp. Sie blickten gerne zurück auf die Anfangszeit und die frühen Jahrzehnte. Sie sind stolz auf das, was sie seit August 1969 geschafft haben, als die ersten Familien in die Hunsrückstraße 19 bis 23 einzogen. Nun herrscht regelrecht Aufbruchstimmung, viele Oberilper freuen sich sehr auf das neue Stadtteilzentrum.
„Wir haben hier das Beste aus Stadt- und Dorfleben“, sagt Gastgeberin Sandra Glahn, die BGO-Vorsitzende. Unweit der Hochhäuser sei direkt die Natur. „Der Selbecker Markt ist auch vor der Haustür. Wir vermissen hier nichts“, betont Glahn. Vielmehr sei die Nachbarschaft hervorragend und die Integration laufe vorbildlich, „alle helfen sich hier gegenseitig“. Immerhin leben in der Oberilp nach Angaben der Stadt derzeit gut 2200 Menschen aus etwa 50 verschiedenen Nationen.
Integration ist eine Herausforderung
„Die Menschen hier müssen jeden Tag Integration leben“, sagte Thomas Langmesser, der städtische Geschäftsbereichsleiter für Soziales, Jugend und Kultur, bei seinem Grußwort im Gemeindezentrum. Er lobte, wie gut sich die Oberilper alltäglich dieser Herausforderung stellen. „Eine gute Integration ist aber kein Selbstläufer“, mahnte Langmesser, „sie braucht Ressourcen, Räume und engagierte Menschen.“ Davon habe der Stadtteil erfreulicherweise ganz viele – und einige Handvoll waren bei der Feier dabei. „Die Oberilp ist in vieler Hinsicht vorbildlich.“ Ob bei der Integration, seit den 80ern bei der Stadtteilsozialarbeit oder bei Hilfen für benachteiligte Kinder. Daher wünsche er sich, dass es im Stadtteil auch künftig mit vielen guten Ideen und viel Engagement weitergeht.
Das hörte die Bürgergemeinschaft gerne, auch Gründungsmitglied Brigitte Gelies, die seit 48 Jahren an der Rhönstraße lebt. Sie sieht die BGO als Garant für eine gutes Zusammenleben. „Ich möchte hier nie wieder weg“, sagte sie entschieden. Denn seit den 70ern sei es richtig schön geworden. Das einst von Matsch umgebene Neubaugebiet sei nun eine grüne Oase. Und sehr friedlich sei es, ergänzte Ingrid Lehmann, „ich habe mich hier immer sicher gefühlt.“ Bereits als junge Frau, Anfang der 70er, sei sie ohne mulmiges Gefühl durch die Oberilp spaziert – etwa wenn sie nachts von wilden Partys aus der Innenstadt zurückgelaufen war.
Viele positive Entwicklungen im Stadtteil
BGO präsentiert online die Siedlungsgeschichte
Die Bürgergemeinschaft Oberilp (BGO) gründete sich am 1. März 1974 und sieht sich seither als „Wachhund auf der Rathaustreppe“, damit Missstände rechtzeitig angegangen werden könnten, sagt Gründungsmitglied Brigitte Gelies.
Der Erlös der Feier fließt an das Spielhaus.
Erfolge der Stadt Heiligenhaus waren etwa, dass die Oberilp in die Förderprogramme „Stadtteile mit besonderen Erneuerungsbedarf“ (2000) und „Soziale Stadt“(2003) aufgenommen wurden. Dabei haben sich auch gegen Problemviertel in Duisburg oder Gelsenkirchen konkurriert.
Die Siedlungsgeschichte der Oberilp präsentiert Gerhard Bechthold für die BGO auf bg-oberilp.de
Viele positive Entwicklungen sieht auch Christoph Meschede, der Leiter des Spielhauses. „Bildung hat hier inzwischen einen enormen Stellenwert“, freute er sich. Inzwischen seien Eltern sehr daran interessiert, ihren Kindern die bestmöglichen Bildungs- und Karrierechancen zu eröffnen – sowohl Mädchen als auch Jungen. Dennoch komme es natürlich immer zu Konflikten, wo mehrere Nationalitäten und Kulturen aufeinandertreffen. Aber viele Probleme würden bei Kindern und Jugendlichen im Spielhaus aufgefangen. „Dort treffen sich deutsche, türkische, kurdische, marrokanische, libanesische und bulgarische Kinder.“ Weil sie sich kennenlernen und etwa beim Sport gemeinsame Erfolge feiern könnten, schrumpfe das Konfliktpotenzial.
„Trotzdem ist nicht alles gut“, betonte Meschede und verwies auf einige Schrottimmobilien. Dieses Problem müsse man in den Griff kriegen. „Aber es herrscht Aufbruchstimmung wegen des neuen Stadtteilzentrums.“ Das neue Gebäude werde ab nächstem Jahr kürzere Wege schaffen und den Stadtteil sicher beleben. Auch die Stadtteilsozialarbeit werde davon profitieren. Auf den Neubau freut sich auch die BGO und hofft, dass das neue Zentrum helfen wird, den schlechten Ruf der Oberilp verblassen zu lassen. Denn auf der Feier sind sich alle einig: Dieses schlechte Image sei unverdient.
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