Heiligenhaus. Ganz schick scheint das neue Stadtteilzentrum in der Oberilp geworden zu sein. Doch die Fassade der alten Grundschule bröckelt bereits.

Baumängel sind ein Problem, mit dem sich viele private Häuselbauer herumschlagen müssen. Die Arbeiten verzögern sich dadurch und bis zur Fertigstellung gibt es viele Unklarheiten – nicht nur bei der Frage, wer die Schäden repariert, sondern wer für diese aufkommt. Mit gravierenden Baumängeln muss sich nun auch die Stadt Heiligenhaus beschäftigen. Denn der Umbau der ehemaligen Grundschule Oberilp zum neuen Stadtteilzentrum wird am Ende vor allem eins: teuer.

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Dabei startete 2016 alles so gut – höchst ambitioniert ging man an das Projekt, das eigentlich bereits Ende 2018 fertig gestellt sein musste. Mit 3,2 Millionen Euro kalkulierte man im Oktober 2016 für den Umbau der Schule in ein multifunktionales Stadtteil- und Familienzentrum. 2,9 Millionen Euro sollten dabei vom Bund im Rahmen eines Zukunftsinvestitionsprogramms erstattet werden. Ein guter Deal, so schien es, als zum Spatenstich alle frohen Mutes ans Werk gingen.

Einige Mieter sind schon eingezogen

Wie leicht die Riemchen abfallen, zeigt der Erste Beigeordnete Björn Kerkmann an einem abgesperrten Teilstück.
Wie leicht die Riemchen abfallen, zeigt der Erste Beigeordnete Björn Kerkmann an einem abgesperrten Teilstück. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Doch dann, weiß der heutige Kämmerer Björn Kerkmann, fingen die Probleme auch schon bald an. Zunächst gab es Probleme bei der öffentlichen Ausschreibung, Gewerke sollten hier zusammen vergeben werden – doch kein Unternehmen fand sich, bis die Ausschreibung drei Mal abgeändert werden konnte, immer in Absprache mit dem Bund. Bis dahin sei schon eine Zeit vergangen. Dann fingen die Bauarbeiten an und 2020 sah man auch schon gewaltige Fortschritte. Die evangelische Kita Unter’m Himmelszelt zog ebenfalls ein.

Doch so ganz verschwanden die Gerüste nie – und das hat auch einen ernsten Grund: „Die Fassade ist das Problem. Die Riemchen können abfallen“, zeigt Kerkmann an einem abgesperrten Stück. Einmal klopfen, und die nächsten drei Teile liegen auf dem Boden. Wie schnell das passiert, bestätigt auch Doris Stohler von der Erziehungshilfe und Stadtteilarbeit Ober- und Unterilp der Stadt Heiligenhaus, die hier im linken Flügel, wenn man über die Brücke ins Zentrum geht, ihr neues Büro hat. „Es ist auch alles schöner und heller als in der vorherigen Unterkunft“, zeigt Stohler; mehrere Räume dienen hier in freundlicher Atmosphäre der Beratung.

Die Stadtteilsozialarbeiterin Doris Stohler freut sich über die neuen, hellen Räume im neuen Stadtteilzentrum.
Die Stadtteilsozialarbeiterin Doris Stohler freut sich über die neuen, hellen Räume im neuen Stadtteilzentrum. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Toller Außenbereich der Kita – aber Fassade bröckelt

Vor Ort ist auch schon die Bergische Diakonie, auch das Kreisgesundheitsamt wird im August die neuen Räume beziehen, berichtet Stohler. Sie freuen sich alle über das von außen und innen eigentlich ganz schick gewordene Gebäude, die moderne Gestaltung von Brücke, Treppe und der Fassade, „die so auch in Düsseldorf stehen könnte“, ist auch Kerkmann beeindruckt von der Anlage, auch von der schönen Gestaltung der Spielfläche der Kita, die Anfang des Jahres bereits über Baumängel klagte. „wie dilettantisch der Fassadenbauer gearbeitet haben, vergeht einem die Freude. Selbst einem Laien fällt auf, da kann was nicht stimmen“, ärgert sich Kerkmann.

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Der Stadt seien die Baumängel schon früh aufgefallen, oftmals habe es mahnende Gespräche mit dem Unternehmer gegeben, der zwischenzeitlich – den Schaden bewusst vor Augen – die Arbeiten eingestellt, aber dann doch wieder aufgenommen hatte. „Wir haben uns im laufenden Prozess auch auf Kompromisse einigen können und einige Bereiche nur verputzen lassen, damit es überhaupt zu einem Fortschritt kommt“, macht Kerkmann deutlich und zeigt auf einen Außenbereich an der Kita.

Hoher Schaden für die Stadt

Manche Bereiche, wie hier das Mittelstück, wurden nur verputzt. Schick sieht das Gebäude aus – wären da nicht die Baumängel.
Manche Bereiche, wie hier das Mittelstück, wurden nur verputzt. Schick sieht das Gebäude aus – wären da nicht die Baumängel. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dann kam es zu einem Gutachten, welches die Mängel fachkundig feststellte. „Wir kommunizieren nun nur noch über einen Fachanwalt“, ist Kerkmann frustriert – denn der Kämmerer weiß bereits jetzt, egal, wie schön am Ende das Gebäude aussehen wird, die Stadt kann am Ende die Mängelbeseitigung rund 500.000 Euro kosten – es droht ein Rechtsstreit mit dem bisherigen Unternehmer. „ Jetzt müssen aber zunächst alle Riemchen wieder runter, der Putz ab, alles neu.“ Er hofft, dass diese Arbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen werden können, „damit wir mit dem Bund auch abrechnen können.“ Doch ob das realistisch ist bei dem Handwerkermangel, wird sich zeigen.