Heiligenhaus. Das „Familyplus“-Programm, mit dem Kinder früh gefördert und Eltern unterstützt werden sollen, musste Corona-bedingt heruntergefahren werden.
Lea hat sichtlich Spaß daran, die kunterbunten Farbtupfer mit ihren Fingern auf das Papier zu drücken, so dass aus der Schwarzweiß-Vorlage nach und nach ein farbenfroher Schmetterling entsteht. Und die fast Dreijährige freut sich auch, Gina Tilders wiederzusehen, die während der verschiedenen Phasen der Corona-Pandemie immer in Kontakt mit der Familie Hüls stand.
Gina Tilders ist eine der Mitarbeiterinnen des Programms „Familyplus“, das bereits seit 2007 besteht und an das „Netzwerk Heiligenhaus“ sowie an das Jugendamt angedockt ist. Es handelt sich dabei um ein frühes Spiel- und Förderprogramm, das Kinder ab einem Alter von wenigen Monaten und ihre Mütter oder Väter zusammenbringt.
Vor Corona wurde jede Familie einmal pro Woche besucht
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„Vor Corona hat eine unserer Mitarbeiterinnen – alle selbst erfahrene Mütter – jede teilnehmende Familie einmal pro Woche besucht“, erzählt Gina Tilders. Das Spielen mit dem Kind stand dabei meist im Fokus: „Wir haben den Eltern auch gezeigt, dass es nicht immer das teure Babyspielzeug sein muss, damit ein Kind glücklich und zufrieden ist.“ Oft tun es auch Dinge aus dem Haushalt - und sei es die leere Krepppapier-Rolle. Im geschützten häuslichen Raum konnten die Eltern zudem alle Fragen oder auch Sorgen loswerden, die ihnen auf der Seele lagen.
Im Laufe der Zeit sind viele Freundschaften entstanden
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Darüber hinaus fanden einmal pro Woche – immer am Mittwochvormittag – Gruppentreffen statt, bei denen sich alle Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen getroffen haben. Während die Kinder spielten, konnten die Erwachsenen „klönen“ und sich austauschen. „So sind echte Freundschaften entstanden“, sagt Kibariye Günay – unter den Kleinen und unter den Großen. Günay ist vor etwa sechs Jahren auf das Angebot aufmerksam geworden, als sie nach der Geburt ihrer Tochter im Begrüßungspaket, das sie von der Stadt erhalten hatte, stöberte. „Das klang gut – und beim ersten Treffen haben wir uns dann auch direkt sehr wohlgefühlt.“ Mittlerweile ist ihre Tochter sechs Jahre alt und geht zur Schule. Dem Programm „Familyplus“ ist Kibariye Günay aber treu geblieben – jetzt mit ihrem eineinhalbjährigen Sohn Berat.
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„Leider war Corona-bedingt vieles nicht möglich“, bedauert Kibariye Günay, die vor allem die gemeinsamen Treffen und Aktionen vermisst – auch die Fachvorträge zu den unterschiedlichsten Themen. „Ja, das ist sehr schade“, bedauert auch Gina Tilders. „Aber wir mussten uns natürlich an die Vorschriften halten.“ Denise Hüls, die Mutter von Lea, meint: „Die Kinder haben unter den Beschränkungen am meisten gelitten.“
Ihre Tochter sei in dieser Zeit viel schüchterner geworden, traue sich oft nicht, auf andere Kinder zuzugehen. Auch für sie als Mutter sei das belastend – „und ich habe auch oft genug geweint“, sagt Denise Hüls. In Gina Tilders habe sie immer eine geduldige Zuhörerin gefunden, die oft auch gute Tipps parat gehabt habe. „Sie war meine beste Psychologin in der Zeit“, sagt Denise Hüls lachend.
Ideen für Treffen unter freiem Himmel
Kürzlich haben die Mitarbeiterinnen unter der Leitung von Jugendamt-Mitarbeiterin Ariane Meyer (als Nachfolgerin von Ortrud Elsner) virtuell zusammengesessen und überlegt, wann und wie die „Familyplus“-Angebote nach und nach wieder aufgenommen werden können. „Wir haben vor allem Ideen für Treffen unter freiem Himmel entwickelt“, sagt Gina Tilders – und hofft, dass man im April wieder richtig starten kann. Das Treffen im kleinen Kreis am Mittwochvormittag am Umweltbildungs-Zentrum (UBZ) jedenfalls hat allen Spaß gemacht. „Und ich würde mir wünschen, dass so etwas wieder regelmäßig stattfinden kann“, sagt Kibariye Günay, während ihr Sohn Berat stolz die selbstgebastelte Holzblume hochhält.