Heiligenhaus. Regelmäßig finden zwischen Heiligenhaus und den Partnerstädten Besuche statt. Derzeit sind diese nicht möglich, beide Seiten bedauern das sehr.
Nicht nur für die Menschen in Heiligenhaus ist die Absage des Stadtfestes im Juni ein trauriger Einschnitt in das kulturell-gesellschaftliche Leben in der Stadt: Auch auf die internationalen Beziehungen hat dies Auswirkungen, denn traditionell reisen Vertreter aus den Partnerstädten in England oder Frankreich zu dem viertägigen Fest an. Doch die städtepartnerschaftlichen Akteure bekräftigen: Nach der Krise soll es weitergehen, und zwar mit voller Kraft. So bedauert etwa Mick Colley, der Vorsitzende des städtepartnerschaftlichen Komitees in der englischen Partnerstadt Mansfield: „Das ist das erste Mal in über 50 Jahren, dass wir aus Mansfield nicht zusammen mit unseren Freunden in Heiligenhaus das Stadtfest genießen können. Das ist eine große Enttäuschung für uns alle.“
Reise nach Mansfield ist ausgefallen

Das Stadtfest ist aber beileibe nicht die einzige städtepartnerschaftliche Begegnung, die dem Coronavirus zum Opfer gefallen ist, wie die Heiligenhauser Kulturbüro-Chefin Almuth Schildmann-Brack ausführt: „Über Christi Himmelfahrt beispielsweise wollte der Jugendrat der Stadt nach Mansfield reisen und dort neue Kontakte knüpfen. Die Fahrt musste leider ebenfalls abgesagt werden.“
Place de Meaux in Heiligenhaus
Auch die französische Partnerstadt Meaux ist betroffen: So sollte im September anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Partnerschaft der Platz vor dem neu gestalteten Alten Pastorat an der Hauptstraße feierlich auf den Namen „Place de Meaux“ getauft werden. Zwar war das genaue Datum dafür zunächst wegen terminlicher Schwierigkeiten der französischen Delegation nicht ganz klar – nun wurde aber die Einweihung erstmal auf Eis gelegt. „Jetzt müssen wir wegen Corona schauen, wann dies wieder möglich wäre. Wir wollen ja auch die Bevölkerung einbinden“, schildert die Kulturbüro-Leiterin.
Einladung nach Zwönitz im Oktober
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Ähnliches gelte für geplanten Feierlichkeiten mit Zwönitz: Mit der sächsischen Stadt besteht die Partnerschaft nun seit 30 Jahren, eine Heiligenhauser Riege um Bürgermeister Michael Beck ist im Oktober dorthin eingeladen. Ob es dazu tatsächlich jetzt kommt, müsse aber erst abgewartet werden. Allerdings macht sich Almuth Schildmann-Brack selbst schon im August auf die Reise nach Sachsen, um Möglichkeiten für verschiedene Projekte abzuklopfen: „Mein Ziel ist es, den Jugendaustausch sowohl mit Zwönitz als auch mit Meaux und Mansfield zu intensivieren. Denn bislang konzentrieren sich diese Partnerschaften mehr auf alte Kontakte und nicht so sehr auf die Jugendlichen.“
Enge Verbindung zwischen Basildon und Gesamtschule
Anders sieht es in diesem Punkt aber mit der anderen englischen Partnerstadt Basildon aus. So hat etwa die Gesamtschule in Heiligenhaus enge Verbindungen zu englischen Schülern in der Kommune nordöstlich von London. Unter anderem wurde gemeinsam das bewegende Theaterprojekt „Forget Never“ aufgeführt – initiiert hatte dies vor mehreren Jahren Bob Sheridan aus Basildon anlässlich des 100 Jahre zurückliegenden Beginns des Ersten Weltkriegs. Auch Sheridan, der die Städtepartnerschaft in Basildon koordiniert und zu Karneval das letzte Mal in Heiligenhaus war, bedauert sehr, dass beispielsweise das Stadtfest oder das Pfingst-Fußballturnier mit Teilnehmern aus England abgesagt werden mussten. Doch: „Wir haben auch in der Corona-Zeit Kontakt zum Kulturbüro. Und egal, was passiert: Unsere Partnerschaft wird alles überdauern.“
Gemeinsamer Spendenlauf
Eine gemeinsame Aktion hat es in beiden Städten in den vergangenen Wochen übrigens schon gegeben: Im Rahmen des Forget-Never-Projektes hatten Schüler aus Basildon und Heiligenhaus auch Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges und die Begegnungsstätte „Talbot House“ im belgischen Ypres besucht. Diese sei aber, so Bob Sheridan, durch Corona in eine schwere finanzielle Schieflage geraten, weswegen Jugendliche aus beiden Städten einen virtuellen Spendenlauf veranstaltet hätten: „Dabei sind weit über 1000 Euro für Talbot House zusammengekommen.“
Sammelbüchse im Bürgerbüro
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Finanzielle Unterstützung bräuchten auch die Begegnungsstätte „The Old Blighty Tea Rooms“ an der Somme in Frankreich sowie der „Leere Stuhl von Lochnager“, der symbolisch für die Kriegsgefallenen steht. Wer dafür etwas spenden möchte, kann dies auch im Heiligenhauser Kulturbüro im Rathausinnenhof (Hauptstraße 157) tun. „Dafür stellen wir hier eine Sammelbüchse auf“, schildert Almuth Schildmann-Brack. Und auch diese Hilfsaktion zeigt für sie eines: „Unsere Städtepartnerschaften sind auch in der Corona-Zeit stark und genauso wird es weitergehen.“