Heiligenhaus. Beim WAZ-Sommergespräch nimmt die FDP Stellung zur Innenstadtentwicklung und will den Einzelhandel stärken. Sorgen macht ihr das Kneipensterben.
Damit Heiligenhaus eine „City mit Charme“ bleibt, will die FDP sich verstärkt um die Innenstadt kümmern. Ein besonderes Augenmerk legen der Fraktionsvorsitzende Volker Ebel und Ratsherr Thomas Hoffmann dabei auf den Einzelhandel und die Gastronomie. Sorgen bereitet ihnen allerdings das Kneipensterben.
„Die Weiterentwicklung der Innenstadt ist für uns ein sehr zentraler Punkt“, sagt Volker Ebel. Der Einfluss der Politik darauf sei jedoch begrenzt, „auch die Wirtschaftsförderung und der Einzelhandel sind gefragt“. Es gelte, Leerstände entlang der Hauptstraße zu vermeiden. „Wir müssen unbedingt den Charme beibehalten, der durch den Umbau der Hauptstraße entstanden ist“, so der Fraktions-Chef weiter. Dafür sei auf Antrag der Liberalen auch Geld im Haushalt eingestellt worden, um ein entsprechendes Konzept zu erstellen. „Wir erwarten hier seitens der Verwaltung ein zügiges Handeln unter Einbindung der Bevölkerung und der Politik“, betont Ebel.
Sorgen bereitet den Liberalen das Kneipensterben
Denn Sorgen bereitet der FDP das Kneipensterben – ob Pabb, Köpi3, Bürgerhaus, das Havanna oder auch die Gaststätte Werkerwald. „Man kann sich an immer weniger Orten in Heiligenhaus treffen“, bedauert Volker Ebel und erwartet, dass die Stadt die Gastro-Szene unterstützt: „Die Wirtschaftsförderung könnte eine Vermittlerrolle einnehmen oder sich einbringen, indem sie den Kontakt zu den Brauereien sucht.“ Erfreulich finden die Liberalen jedoch, dass im Neubau auf der Fläche des Alten Pastorats eine Gastronomie vorgesehen ist.
Leider verliere die City ihren Supermarkt, wenn Akzenta (ehemals Rewe Wacket) in das Nahversorgungszentrum ziehe. Der Einzelhandel zwischen den beiden Kirchen dürfe aber nicht unter dem neuen Einkaufszentrum leiden, fordert Thomas Hoffmann, vielmehr müssten Alt und Neu zusammenwachsen. Auch dort müsse die Verwaltung mit einem Konzept für die Innenstadt ansetzten und zudem gute Ideen für das ehemalige Kiekert-Gelände entwickeln. Dazu sollten sich ebenfalls die Händler und die übrigen Heiligenhauser in einem Werkstattverfahren einbringen.
Der Nahverkehr soll attraktiver werden
„Starre Haltung“ beim Heljensbad aufgeben
Beim Nahverkehr sieht Thomas Hoffmann, der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, nicht alle Optionen ausgeschöpft. So verweist er auf einen Prüfantrag, die Angertalbahn (Kalkbahn) als S-Bahn zu reaktivieren, damit Heiligenhaus an die Großstädte besser angebunden ist. Eine Haltestelle könne auch nahe dem Innovationspark in der Hofermühle liegen. Zudem kann sich die FDP Anrufsammeltaxis für Heiligenhaus vorstellen.
Vorstellen können sich die Liberalen auch Gewerbe auf dem alten Bundeswehrgelände an der Talburgstraße.
Nach drei unbrauchbaren Architektenentwürfen zum Heljensbad haben nun die Fraktionen ihre Anforderungen formuliert. Dabei appelliert die FDP an alle, eine „starre Haltung“ aufzugeben und auf einem gemeinsamen Nenner aufzubauen. Partei-Chef Volker Ebel: „Der Wille, für Heiligenhaus eine gut und finanzierbare Lösung zu finden, sollte die Diskussion lenken.“
Um die Stadtmitte lebendig und interessant zu gestalten, müsse man aber über den Einzelhandel hinaus denken, findet Hoffmann. „Dazu gehört ebenso ein Parkkonzept wie ein Mobilitätskonzept.“ Letzteres hat die FDP im Juni angestoßen. „Wenn wir den CO2-Ausstoß möglichst auf Null senken wollen, müssen wir uns mit der Mobilität beschäftigen“, ergänzt Ebel. Man brauche einen besseren Nahverkehr (ÖPNV), der die Außenbezirke besser an die Stadtmitte und Heiligenhaus besser an benachbarte Großstädte anbinde. Radfahrer und Fußgänger wolle die FDP dabei „wesentlich besser berücksichtigen“, so der Parteichef, „ohne dabei den Autoverkehr in Gänze zu verdammen“. Denn: „Ohne Autos geht es aktuell nicht. Aber wir müssen das große Ganze betrachten – zusammen mit den beschlossenen Zielen zum Klimaschutz.“
Dafür will die FDP geklärt wissen: „Wie sieht in Heiligenhaus die Mobilität der Zukunft aus?“ Der Nahverkehr müsse so attraktiv werden, dass er von allen Heiligenhausern genutzt werde, so Thomas Hoffmann. Sollte das gelingen, hätte das Auswirkungen auf den Parkplatzbedarf – nicht nur in der Innenstadt.
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Innovationspark auch für Bestandsunternehmen öffnen
Ein weiteres Schwerpunkthema ist für die Liberalen der Innovationspark. Die Gewerbeflächen dort sollten „mit Sorgfalt, aber gebotener Eile“ vermarktet werden. „Denn wir brauchen die Arbeitsplätze und die Gewerbesteuern“, sagt Ebel und wünscht sich einen Branchenmix. „Dabei sollen aber auch Bestandsunternehmen mit Flächenbedarf zum Zuge kommen“, ergänzt Hoffmann und fordert, dass bis zur Fertigstellung der Autobahn alle skizzierten Flächen des Areals erschlossen sind.
Für den Innovationspark sei der Lückenschluss der A 44 notwendig. „Das geht alles zu langsam“, kritisiert Ebel. Bestenfalls im Jahr 2026 sei die Autobahn angeschlossen, so seine Prognose, und solange sei die Verkehrssituation für die Ratinger Straße und die Hofermühle katastrophal. „Verwaltung und Politik müssen hierfür schnellstmöglich eine temporäre Lösung finden.“