Heiligenhaus. . In der Kultkneipe Treffpunkt Bürgerhaus ist vor wenigen Tagen das letzte Bier über den Tresen gegangen. Die Nachricht erschüttert viele Gäste.
Ein Zettel an der Eingangstür zum Bürgerhaus sorgt seit Kurzem für Aufregung bei vielen Menschen in der Stadt. „Liebe Gäste“ steht über dem laminierten Ausdruck, der mittlerweile auch in den Sozialen Medien Wellen schlägt. Die Botschaft darunter ist alles andere als positiv. Der Treffpunkt Bürgerhaus hat seit Donnerstag geschlossen. Gastwirtin Rania Mpoufta räumt mit Wut im Bauch das Feld.
Schwach fällt das Tageslicht durch die Fensterscheiben in den Innenraum der Gaststätte. Die Lampen bleiben aus und die Zapfhähne trocken. Rania Mpoufta macht noch einmal den Thekenbereich sauber und dann ist Schluss. „Wir geben auf“, sagt sie in einer Mischung aus Deutsch und Englisch. Diese Botschaft ist auch zwischen den Zeilen auf dem Aushang an der Tür zu lesen. Doch da steht noch mehr.
Abschiedsbrief hängt an der Hauswand
Auf einer ganzen Seite sind die Gründe für das Aus des Bürgerhauses erklärt. Es ist die Rede von nächtlichen Polizeieinsätzen und den damit verbundenen Kosten für die Betreiber. Rania Mpoufta sagt, die Polizei sei mehrmals in der Woche von Anwohnern wegen angeblicher Ruhestörung alarmiert worden. Erklären kann sie sich das nicht. „Wenn die Musik zu laut war, haben wir sie runtergedreht. Und trotzdem wurde dann erneut die Polizei gerufen“, sagt sie.
Das sei aber nicht immer so problematisch gewesen. Das Wirtsehepaar betreibt den Treffpunkt Bürgerhaus seit rund anderthalb Jahren. „Im ersten Jahr war noch alles gut. Wir hatten nie Probleme mit der Polizei und die Kneipe fing gerade an zu laufen, doch dann begannen die Anrufe“, erinnert sich die Wirtin. Dass es vermehrt in den vergangenen sechs Monaten zu Einsätzen gekommen ist, kann auch das Ordnungsamt der Stadt Heiligenhaus bestätigen. Mpoufta vermutet dahinter eine Person, die erst vor wenigen Monaten hinzugezogen ist.
Gäste blieben nach und nach aus
Prepi ist Stammgast im Bürgerhaus und sieht die Theke nun vorerst zum letzten Mal. Er ist mit einem kleinen Werkzeugkoffer an die Hauptstraße gekommen, um noch einige Handgriffe zu tätigen, bevor die Kneipe endgültig ihre Türen schließen wird. „Es war eine der letzten Kneipen hier in der Stadt, in der auch mal die eine oder andere Party gefeiert wurde. Viele mussten ja schon schließen - und so stirbt die Kneipenkultur in Heiligenhaus langsam aus“, sagt er. Beispielsweise die Traditionsgaststätte Köpi 3 an der Talburgstraße, die im August 2017 dicht machen musste.
Die Nachbarn mit ins Boot holen
Manfred Passenheim von der Aulen Schmet hat durch einen Gast von der Schließung des Bürgerhauses erfahren. „Es ist sehr schade, wenn Kollegen schließen müssen. Die Gastronomie belebt eine Stadt“, so Passenheim, der nicht nur Gastwirt ist, sondern auch Sprecher des Arbeitskreises Gastronomie.
Kollegen rät er vor der Eröffnung einer Kneipe immer, einen Blick auf die Umgebung zu werfen: „Es ist wichtig, die Nachbarschaft mit ins Boot zu holen und ihnen die Dinge zu erklären, die man dort vor hat.“ In diesem Fall wäre wohl ein Hinweis auf die Partyabende im Bürgerhaus wichtig gewesen.
Oft habe er am Tresen gesessen, so der Stammgast, und habe ein Bier mit den anderen Stammgästen getrunken. Dieser harte Kern war es auch, der dem Bürgerhaus bis zum Schluss die Treue gehalten hat. Doch andere Gäste blieben nach und nach aus. „Die Besucher haben sich von den ständigen Polizeikontrollen gestört gefühlt. Beim ersten Mal nimmt man es noch hin, beim zweiten Mal auch, aber dann gehen die Gäste lieber woanders hin“, erklärt Rania Mpoufta.
Wie es nun mit der (ehemaligen) Gaststätte Treffpunkt Bürgerhaus weitergehen soll, ist noch unklar.