Heiligenhaus. Die Politik stellte ein Gutachten zur Verkehrsentwicklung in Heiligenhaus infrage. Ein Fachmann findet es plausibel, nicht so die Fraktionen.
Die Autobahn 44 gilt für die Stadt Heiligenhaus als wichtiger Standortfaktor für hiesige Unternehmen und für alle, die sich im Innovationspark ansiedeln wollen. Doch noch ist die Autobahn längst nicht an die A3 angebunden. Seit Eröffnung des A44-Teilstückes klagen Anwohner im Nonnenbruch und in der Hofermühle über mehr Verkehr und Lärm. Daher hat die Politik ein Verkehrsgutachten des Landes NRW infrage gestellt. Ob dieses plausibel ist, hat Lothar Bondzio vom Ingenieursbüro Brilon Bondzio Weiser auf Bitte der Stadt geprüft. Seinem Urteil trauten die Parteien nicht.
So verglich Bondzio das fragliche Landesgutachten aus dem Jahr 2015 mit dem seiner Firma, das ein Jahr zuvor zur Ratinger Straße entstanden war. Beide Gutachten gehen demnach davon aus, dass dort werktags normalerweise rund 8700 Fahrzeuge fahren. Und dass sich das Verkehrsaufkommen auf der Ratinger Straße um 40 Prozent erhöht, wenn der Innovationspark gebaut und die A44 komplett fertig ist. Zugleich werde dann ein Rückgang auf dem Südring um 20 Prozent erwartet. Diese Vorhersage lehnt sich an ein Analyse des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2006 an.
Jetzige Situatoin sei der schlimmstmögliche Fall
Die jetzige Situation mit dem eröffneten A44-Teilstück sei als „Worst Case“, der schlimmstmögliche Fall, angenommen worden, so Lothar Bondzio. Sein Gutachten (2014) rechnet für dieses Szenario mit 16.500 Fahrzeugen pro Tag. „Mich würde nicht wundern, wenn wir diese Zahlen heute zählen würden“, so der Fachmann und ergänzte. „Schlimmer wird es nicht mehr, nur besser.“ Die Fraktionen trauten diesem Urteil nicht. „Ich kann nicht erkennen, dass die Verkehrsmengen abnehmen“, so etwa Peter Kramer (SPD). „Die Knotenpunkte sind zu in den Spitzenstunden. Das wird sich nicht ändern.“ Erstaunt zeigte sich zudem Beate-Marion Hoffmann (Grüne), „dass wir keine neuen Zahlen präsentiert bekommen, sondern nur Schnee von vorgestern“. Da die Gutachten auf alten Daten beruhten, „sind das nur Spekulationen“. Björn Kerkmann, der Erste Beigeordnete, betonte aber, dass Lothar Bondzio nicht gebeten worden sei, „den aktuellen Zustand zu rechtfertigen“, sondern zu klären, ob die Verkehrsprognosen glaubhaft seien.
Fachmann hält Verkehrsprognosen für plausibel
Bondzio: „Wir haben die heutige Situation nicht geprüft, sondern fremde Prognosen auf Plausibilität.“ Und er habe „keinen Grund, an diesen Prognosen zu Zweifeln“. Der Ist-Zustand sei darin nicht berücksichtigt und die Verkehrsqualität aktuell nicht ausreichend. Sollte die Prognose aber eintreten, werde sich die Situation verbessern, wenn die Autobahn angebunden ist – und die Ratinger Straße sei dann für zusätzlichen Verkehr des Innovationsparks gewappnet.