Heiligenhaus. . Monatelang war es sommerlich warm. Freibad und Gastronomen profitierten. Es gab aber auch Verlierer der Dürreperiode und Lehren für die Zukunft.

Über den Supersommer 2018 haben sich besonders die Gastronomen gefreut. „Die Stadt lebt, das ist ein ganz neues Lebensgefühl. Diese Tage sollten wir alle genießen“, freute sich im August Manfred Passenheim, Sprecher des Arbeitskreises Gastronomie. Rappelvoll waren regelmäßig die Biergärten, und die Heiligenhauser saßen abends lange zusammen, aßen, tranken und lachten.

Das Heljensbad hatte in der Freibadsaison gut 70.000 Besucher.
Das Heljensbad hatte in der Freibadsaison gut 70.000 Besucher. © Alexandra Roth

Badleiter Holger Brembeck freute sich ebenfalls, denn die wochenlange Wärme bescherte dem Heljensbad rekordverdächtige Besucherzahlen. Gut 70.000 Menschen kühlten sich im Freibad ab, 2017 waren es nur etwa halb so viele. Dennoch kommen diese Zahlen nicht an frühere Jahrzehnte heran.

Händler und Marktbeschicker beklagten sich

Dagegen beklagten sich einige Einzelhändler und Marktbeschicker über die Hitze. „Bekleidung will bei dem Wetter niemand anprobieren, jetzt klebt ja alles am Körper“, sagte Verkäuferin Angelika Flegel. Beliebt waren daher Geschäfte mit Klimaanlagen, und die Leute gingen lieber vormittags einkaufen als zur Mittagszeit. Die Heiligenhauser gingen lieber vormittags einkaufen als in der prallen Mittagssonne. Uwe Möller right Der Rekordsommer machte vielen Menschen zu schaffen. So waren vor allem Senioren dazu aufgerufen, die Mittagssonne zu meiden und viel zu trinken. Die Stadt erlaubte flexiblere Arbeitszeiten und dass Hunde ins Rathaus mitgebracht werden durften.

Vom Wetter betroffen waren zudem die Landwirte, die früher abernten mussten und beim Getreide rund zehn Prozent weniger Erträge hatten. Die Feuerwehr rückte außerdem aus, weil Felder brannten. Ums Überleben kämpfen hingegen viele Tiere. So starben Fische im Teich in der Heide, weil Wasser und Sauerstoff abnahmen.

Fische starben durch die Hitze im Teich in der Heide.
Fische starben durch die Hitze im Teich in der Heide. © Alexandra Roth

„Ein trockener Sommer ist noch kein Drama, aber er zeigt uns Dinge auf, aus denen wir lernen können“, sagt jetzt Stadtförster Hannes Johannsen. Die Forstverwaltung müsse den Klimawandel ernst nehmen und sich auf Wetterextreme einstellen. „Dadurch ändert sich das Ökosystem, ganze Arten werden verdrängt.“

Kleine Raupe war ein Nutznießer

So können, weiß der Förster, Buchen und Fichten die Wärme und Trockenheit nicht vertragen,und werden daher bei Neupflanzungen durch Bäume ersetzt, die besser mit dem Klimawandel zurechtkommen, durch Douglasien, Küsten- und Weißtannen, Esskastanien, amerikanische Roteichen oder Robinien. Es sollen vor allem Mischwälder mit vielen Arten entstehen, damit sie nicht so anfällig sind. Wie groß der Schaden ist, den der Sommer bei Bäumen verursacht hat, lasse sich aber noch nicht sagen, so Johannsen, manchmal merke man dies erst zwei Jahre später. Der Eichenprozessionsspinner war ein Nutznießer des warmen und trockenen Sommers, er vermehrte sich massenhaft. Patrick Pleul / dpa left

Ein Nutznießer des warmen und trockenen Wetters war der Eichenprozessionsspinner, der sich massenhaft vermehrte. Als Raupe hat dieses Insekt Brennhärchen, die bei Menschen, besonders bei Allergikern, Juckreiz, Bindehautentzündung und Atemnot auslösen können. Die Brennhärchen brechen leicht ab und werden durch den Wind weit verbreitet. Förster Johannsen warnt allerdings warnt vor Panik. „Wir bringen den Schulkindern jetzt bei, was Eichenprozessionsspinner sind und dass sie vorsichtig sein sollen – wie bei Brennnesseln auch.“

„Die Natur weiß sich immer zu helfen“

Durch die Lehren, die die Heiligenhauser Forstverwaltung aus dem vergangenen Jahr gezogen hat, will Hannes Johannsen besser für künftige Extremsommer gewappnet sein. „Die Natur weiß sich immer zu helfen“, auch in Heiligenhaus.

>> Nicht nur Schäden inder Natur durch die Hitze

  • Längst nicht alle Bäume, die die Forstverwaltung im Rekordsommer fällen musste, waren durch die Hitze geschädigt. So starben viele Eschen in Heiligenhaus, die von einem aggressiven Pilz befallen waren.
  • Das Eschensterben setzte zudem schon 2016 ein. Damals mussten Jungbäume im Paradies gefällt werden, die von diesem Pilz („Falsches Weißes Stängelbecherchen“) befallen waren.