Heiligenhaus. . Deutlich weniger Kunden bummelten an heißen Sommertagen durch die Innenstadt. Abends freuten sich Gastronomen über volle Biergärten.
Abends fühlen sich derzeit viele Heiligenhauser bei der momentanen Hitze fast wie im Urlaub und sitzen gerne lange auf dem Kirchplatz oder in den Biergärten der Innenstadt. Andere wiederum sehnen den abkühlenden Regen herbei, der nun auch kommen soll.
„Bei so einem tollen Sommer schreien alle Heiligenhauser Gastronomen Hurra“, freut sich Manfred Passenheim, Sprecher des Arbeitskreises Gastronomie. „Die Stadt lebt, das ist ein ganz neues Lebensgefühl. Diese Tage sollten wir alle genießen.“ Nicht nur sein Biergarten an der Aulen Schmet ist allerdings rappelvoll. Auch in der Gaststätte Thum am Dom gebe es draußen seit einigen Wochen allabendlich kaum leere Sitzplätze, so Geschäftsführer Pascal Breitgoff. „Es ist ein sehr erfolgreicher Biergartensommer. Drin sitzen will bei diesem Wetter wirklich gar keiner.“
Einkaufen wollen die Wenigsten
Bei Sommerhitze Einkaufen gehen, das wollen jedoch die Wenigsten. Das bekommen Marktbeschicker und Einzelhändler zu spüren. „Die Kunden bleiben wegen der Hitze weg“, sagt Natascha Mützelburg von der gleichnamigen Herren- und Damenboutique. „Bekleidung will bei dem Wetter niemand anprobieren“, ergänzt Mitarbeiterin Angelika Flegel, „jetzt klebt ja alles am Körper.“
In der C&A-Filiale würden sich die Kunden nun sehr über die Klimaanlage freuen, weiß Filialleiterin Magdalena Stock. Doch an extremen Tagen spüre man die Wärme trotzdem ordentlich im Untergeschoss. Denn beliebig aufdrehen will Stock die Klimaanlage nicht, „sonst trifft die Leute der Schlag, wenn sie wieder rausgehen. Gelitten haben wir durch die Hitze aber nicht.“ Dass weniger Leute einkaufen, merke sie durchaus, ob sie wegen der Urlaubszeit oder der Hitze fernbleiben, lasse sich nicht sagen. Einige Kunden kämen bewusst in heißen Mittagsstunden, weil viele Geschäfte dann kaum besucht seien. Ob morgens, mittags oder abends, „bei uns wird jetzt Sommerkleidung stark nachgefragt.“
Viele machen ihren Besorgungen vormittags
Vormittags sei viel mehr Leben in der Stadt als noch im Frühjahr, hat Desiree Fecke vom Schuhhaus Dornemann beobachtet. Dass sich dort die Kunden nachmittags ebenfalls wohl fühlten, liege an der Klimaanlage. „Bei uns hetzen sich die Kunden nicht, sondern verweilen gerne bei einem Espresso oder Cappuccino.“ Angesagt seien Sandalen, die mussten sogar nachbestellt werden. Winterschuhe und Stiefeletten seien im Sommer 2017 bereits im Gespräch gewesen, diesmal bleiben sie aber noch im Lager und kommen frühestens im September ins Schaufenster.
Dagegen haben Marktbeschicker schon bessere Geschäfte in Heljens gemacht. „Auch bei Hitze sind die Händler Heiligenhaus treu und stehen auf ihren Wagen“, sagt Marion Baack, die bei der Stadt für Märkte zuständig ist. Wer fehle, sei im Urlaub. Für Kundin Sabrina Bönnemann ist der Markteinkauf jedoch kein Vergnügen mehr. „Ich fühle mich durch die Hitze immer gehetzt und kaufe lieber nichts Schnellverderbliches mehr, keine Eier und keinen Käse.“
Kühlboxen für gekauften Fisch
Fleischsalate gingen schlecht, sagt Jutta Rother vom Geflügelhandel Wieschermann, und es kämen weniger Kunden. Dank guter Kühltheke müsse Rother das Sortiment aber nicht verkleinern. Auch Fischstände sind weiterhin vertreten und bieten den Marktbesuchern an, gekaufte Ware in Kühlboxen aufzubewahren, während sie weiter bummeln gehen. „Der gesamte Einzelhandel leidet unter den Temperaturen, dieses Jahr ist es extrem“, sagt Fischhändler Nicolas van der Zwan. Allerdings frohlockt Landwirt Johannes Wienken. „Ich habe den Eindruck, dass die Leute viel mehr Eier essen.“ Hartgekocht seien sie ja auch abends sehr lecker.
Zwar soll bald Regen über Heljens hereinbrechen, doch Gastronomensprecher Manfred Passenheim sieht dies gelassen: „Selbst, wenn es jetzt richtig regnet, diesen tollen Sommer kann uns niemand mehr nehmen.“
>>> MANCHE WOLLEN WEITER FREIWILLIG SCHWITZEN
- Trotz der Temperaturen wollen viele Heiligenhauser nicht auf Ausdauer- und Kraftsport verzichten und besuchen beispielsweise das Fitnessstudio Clever Fit an der Rheinlandstraße. „In der Mittagssonne trainieren jetzt vor allem Schichtarbeiter, die keine andere Möglichkeit haben“, sagt Mitarbeiter und Fitnesstrainer Leon Hess.
- Sie würden natürlich beim Sport deutlich mehr trinken als sonst, daran würden die Mitarbeiter die Sporttreibenden allerdings auch erinnern. „Beim Training schwitzt man hier definitiv“, sagt Hess, gerade bei der Hitze und das unabhängig von der Tageszeit. Derzeit gebe es außerdem kaum ein Studiomitglied, das sich nach dem Sport nicht vor Ort dusche – selbst wenn es nur wenige Minuten zu Fuß um die Ecke wohne.