Hattingen. Mehr als 100 Jahre alt ist sie eine der traditionsreichsten Firmen Hattingens: Jetzt ist die Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling verkauft.
Im Jahr 1914 gründete sich die Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling GmbH in Hattingen. Zum 110. Geburtstag gab es statt Geschenken jetzt aber den Verkauf. Wie es für die Beschäftigten weitergeht.
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Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling – der Name hat in Hattingen Gewicht und Tradition. Als Ausbesserungswerk gründete sich das Unternehmen an der Eickener Straße einst. Diese Werkstatt wurde dann zum Teilbereich der Firma, die sich auf der Homepage als „ganzheitlichen, herstellerneutralen Lösungsanbieter um das zunehmend komplexere mechatronische System Fahrzeug“ sieht, längst als Reuschling GmbH & Co. KG firmierte.
Alstom übernimmt Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling in Hattingen
Jetzt hat Alstom den Betrieb übernommen. Damit heißt Reuschling ab sofort Alstom Reuschling Service GmbH & Co. KG und ist eine Tochtergesellschaft der Alstom Lokomotiven Service GmbH.
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Noch im vergangenen Herbst stellte das Unternehmen seine Tätigkeitsfelder und Innovationen bei einem Firmen-Event Fachleuten vor. Udo Pinders und Walter Schreiber, die das Unternehmen führten, präsentierten den Prototypen der Hydro-Loc, also eine Lok mit Wasserstoffantrieb, ein vom Bund gefördertes Projekt in Zusammenarbeit mit Hochschulen. Auch das Lokomotiv-Baukasten-System Meta-Trac fand dabei große Beachtung. Die beiden Leitenden indes sind inzwischen nicht mehr im Unternehmen. Alstom spricht von derzeit 120 Mitarbeitenden bei Reuschling in Hattingen. Im Herbst 2023 waren es noch 130.
„Ich möchte das Team in Hattingen sehr herzlich bei Alstom willkommen heißen und freue mich auf die Zusammenarbeit. Der Standort ist eine absolute Bereicherung für unsere Aktivitäten im Markt für Rangierloks“, sagt Francois Muller, Leiter des Service-Geschäfts für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) bei Alstom. „Die Kombination aus umfangreichem Knowhow, dem Streben nach Innovation und einer optimalen Anbindung an transeuropäische Korridore war das zentrale Argument für diese Übernahme.“
Der Alstom-Konzern
Alstom S.A. bietet nach eigenen Angaben u.a. Hochgeschwindigkeitszüge, U-Bahnen, Monorails und Straßenbahnen sowie schlüsselfertige Systeme und Dienstleistungen. Auch Infrastruktur, Signaltechnik und digitale Mobilitätslösungen zählen zum Angebot des Konzerns.
Das Unternehmen ist in 63 Ländern präsent, beschäftigt mehr als 80.000 Mitarbeitende aus 175 Nationalitäten, ist in Frankreich börsennotiert und erzielte für das am 31. März 2023 zu Ende gegangene Geschäftsjahr nach eigenen Angaben einen Umsatz von 16,5 Milliarden Euro.
Reuschlings Historie ist beeindruckend: Im Jahr 1977 etwa wurde in Hattingen die erste Diesellok mit einer Funkfernsteuerung ausgestattet. Der heutige Chemiepark in Marl-Hüls orderte in den 1990ern gleich sieben Werkslokomotiven, ein lukrativer Auftrag von zwei Millionen DM. Immer wieder stand die Expertise der Fachkräfte im Blickpunkt.
2012 schließlich verhinderte die Traditionsfirma die Stilllegung des Anschlussgleises im Gewerbegebiet Beul I. Knapp 60.000 Euro wurden investiert, die Stadt steuerte rund 21.000 Euro bei – ihren Pflichtteil. Deshalb waren die Reuschling-Verantwortlichen angefressen: „Wir bräuchten ab und zu Unterstützung von der Wirtschaftsförderung und stehen damit nicht alleine da – doch sie fehlt einfach“, so der damalige Geschäftsführer Walter Schreiber. Eine Standort-Erweiterung war damit vom Tisch.
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Auf der Homepage von Reuschling findet sich auch Monate nach der Übernahme in der Firmenhistorie und unter Aktuelles noch kein Hinweis auf die Übernahme. Die letzten Einträge in der Firmengeschichte dort: das Jahr 2014 als Geburtsstunde der Plattform-Lokomotive und seit 2015 Intensivierung der Innovationstätigkeiten sowie Erweiterung des modularen Ansatzes auf weitere Fahrzeugtypen. Allein in einem Begrüßungsfenster ist die Rede von der Alstom Reuschling Service GmbH & Co. KG.
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Alstom erweitert Service-Kapazitäten
Zu Reuschlings Angebotspalette gehören: Werkstatt, Komponenten wie Zugsicherung und Ersatzteilvertrieb, aber auch Dienstleistungen wie Instandhaltungsmanagement, Erstellung von Gutachten, Sachverständigenarbeit, projektbasiertes Engineering oder Zulassungsbegleitung - und die Moderinisierung von Bestandsfahrzeugen (Retrofit), die Forschung an der Hydro-Loc, Meta-Trac. Zudem vermietet Reuschling Lokomotiven.
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Alstom betont in seiner Pressemitteilung die erweiterten Service-Kapazitäten für Rangierlokomotiven durch den Kauf der Reuschling GmbH & Co. KG und legt den Fokus auf Instandhaltung, Modernisierung und Unfallreparatur. Das Unternehmen bezeichnet sich als Weltmarktführer für intelligente und nachhaltige Mobilität und möchte durch die Übernahme im Bereich Service wachsen.
Neuer Inhaber betont Innovationen bei Reuschling
„Das Unternehmen ergänzt das Service-Portfolio von Alstom mit Engineering-Kompetenzen in verschiedenen Bereichen. Reuschling ist spezialisiert auf zukunftsweisende Innovationsthemen wie alternative Antriebslösungen für einen sauberen Rangierverkehr, ferngesteuerten Fahrzeugbetrieb oder die Digitale Automatische Kupplung“, heißt es in der Pressemitteilung.
Dieser Text erschien zuerst am 10. April.