Hattingen. Ein Arbeitsunfall raubt Michel den Mut. Er ist am Boden. Doch ein Projekt in Hattingen gibt ihm Kraft, sich zurück ins Arbeitsleben zu kämpfen.

Michels Geschichte beginnt tragisch: Ein Arbeitsunfall reißt den Zaunbauhelfer aus dem Berufsleben. Er bekommt eine Prothese. Doch durch ein Projekt in Hattingen kämpft er sich zurück in die Arbeitswelt.

Hier lesen Sie seine Geschichte - und wie er zu MedCare Professional in Hattingen fand.

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Win-Win-Situation: Michel (2.v.l.) hat trotz seiner Einschränkung wieder Arbeit. Dazu verholfen hat im Melanie Schlicher von HAZ Hattingen. Seine Chefs sind Michael Weber (l.) und Benjamin Weber (r.) von MedCareProfessional.
Win-Win-Situation: Michel (2.v.l.) hat trotz seiner Einschränkung wieder Arbeit. Dazu verholfen hat im Melanie Schlicher von HAZ Hattingen. Seine Chefs sind Michael Weber (l.) und Benjamin Weber (r.) von MedCareProfessional. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Ich war ziellos, perspektivlos“, berichtet der heute 53-Jährige. Den Kopf hatte Michel in den Sand gesteckt. Denn er litt - und leidet - auch unter Bewegungseinschränkungen durch die Prothese, sein Bein ist vernarbt. Das Arbeitsamt konnte ihn nicht vermitteln. Die Hoffnung hatte er verloren, als er zum Jobcenter EN kam. „Aber da hat man mir gesagt, dass man beim HAZ Hattingen etwas für mich hat“, erinnert sich Michel.

Hattingen: Projekt gibt Michel nach Arbeitsunfall wieder Arbeit und eine Perspektive

Dieses Was war das Projekt InkA EN zur Inklusion in den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung. Im Mai vergangenen Jahres dockte er hier an. „Michel war am Anfang sehr niedergeschlagen“, erinnert sich Melanie Schlicher von „HAZ Arbeit+Zukunft“, das das Projekt mit dem Caritasverband Hagen anbietet. Da stand zunächst Aufbauarbeit an. Genau die kann das Projekt mit individuellen Coachings bieten. „Wir schauen, wo die Menschen stehen, wie ihre Vorgeschichte ist, wie die Zukunft aussehen könnte. Es ist ein ganzheitliches Profiling“, so Schlicher.

Michel (53) geht nach einem Arbeitsunfall wieder mit einem Lächeln zur Arbeit. Das Projekt InkA EN und MedCare Professional in Hattingen machen das möglich.
Michel (53) geht nach einem Arbeitsunfall wieder mit einem Lächeln zur Arbeit. Das Projekt InkA EN und MedCare Professional in Hattingen machen das möglich. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Michel kam zum wöchentlichen Einzel-Coaching, trainierte Bewerbungen, kam zum Unterricht - und machte die Betriebsbesichtigung bei „MedCareProfessional“ (MCP) an der Henrichs-Allee im August mit. Nationale und internationale Patiententransporte bietet das Unternehmen. „Da war eine ganze Gruppe hier, aber Michel stach sofort heraus, weil er sehr interessiert und begeistert war“, erinnert sich Juniorchef Benjamin Weber. Michel stellte sich nur wenige Tage später vor, man einigte sich auf eine betriebliche Erprobung. Im Oktober arbeitete Michel einen Monat für das Unternehmen, ohne dass der Betrieb das hätte bezahlen müssen. „Es hat mir hier sofort gefallen“, schwärmt er.

MedCare Professional aus Hattingen lobt den neuen Mitarbeitenden und das Team

Und auch die Firmenleitung war zufrieden. Darum ist „mit dem Arbeitgeberservice des Jobcenters dann über mögliche finanzielle Fördermöglichkeiten gesprochen worden. Es wurde eine dreimonatige Probebeschäftigung vereinbart“, berichtet Melanie Schlicher. Die absolvierte Michel mit Erfolg. Das Ergebnis: eine Festeinstellung. Michel arbeitet wegen seiner Einschränkung in Teilzeit, ist 20 Stunden pro Woche im Betrieb.

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Mit Menschen zusammenzuarbeiten begeistert ihn. „Hier sind alle nett und ich bin nicht allein. Hier kann ich aufblühen, dass konnte ich bei den früheren Firmen nie“, sagt Michel. Mit Benjamin Weber und Michael Weber scherzt er. Die beiden Chefs kann er immer ansprechen. „Am Anfang habe ich mich erst nicht getraut.“ Inzwischen hat er damit kein Problem mehr. „Ich war vom ersten Tag an integriert.“

Team unterstützt Mitarbeitenden mit Einschränkung

Die Arbeit bezeichnet er als abwechslungsreich. „Er ist so etwas wie ein Facility Manager“, sagt Michael Weber. Die Fahrzeugpflege und -aufbereitung fällt in Michels Bereich, aber er mäht auch den Rasen und macht alles „rund ums Haus, was so anfällt“. Und was er mit seiner Bewegungseinschränkung kann. „Wenn er Hilfe braucht, bekommt er sie“, sagt Benjamin Weber. Schnell ist Michel selbstständig geworden und gehört ganz selbstverständlich zum 65-köpfigen Team.

InkA EN sucht Betriebe

Das Projekt zur Inklusion in den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung von der Caritas Hagen und HAZ Arbeit+Zukunft Hattingen ist ein sehr niederschwelliges Angebot. Einige Teilnehmende haben viele gesundheitliche Beschwerden, aber noch keine Diagnose. Auch darum wird sich gekümmert. Es gibt eine Begleitung zu Ämtern und Ärzten. Das Jobcenter EN fördert das Projekt, das zunächst noch bis zum 31. März 2025 läuft. „Wir hoffen, dass es weiterlaufen kann“, so Melanie Schlicher vom HAZ.

Sie sagt auch, was noch fehlt: „Wir brauchen dringend noch Betriebe, die mitmachen.“ Die Ansprechpartnerin im Arbeitgeberservice des Jobcenters berät und unterstützt Firmen hinsichtlich einer Einstellung von Menschen mit einer Schwerbehinderung. Kontakt per E-Mail an s.schoen@en-kreis.de oder per Telefon 02336 93 39 42.

Das übrigens gern noch größer werden kann: „Derzeit suchen wir Mitarbeitende, brauchen Notfall- und Rettungssanitäter“, so Michael Weber. „An die 20 könnten wir noch einstellen“, präzisiert Benjamin Weber. Die Chefs tun etwas, damit sich die Mitarbeitenden wohlfühlen. „Wir haben einen Sportraum eingerichtet.“ Und auch das Team packt mit an für eine schöne Arbeitsumgebung: „Wir haben Pfingsten mit dem Team den Garten umgestaltet, Möbel gestrichen, abends gegrillt. Denn in der Gesellschaft entfernen sich Menschen immer mehr voneinander. Wir wollen aber zusammenrücken“, sagt Benjamin Weber.

Familiäres, herzliches Arbeitsklima zaubert Michel ein Lächeln ins Gesicht

Immer anpackend dabei: Michel. Als familiär und herzlich empfindet er das Arbeitsklima. Und er freut sich, wenn seine Kollegen beim Einsteigen ins Auto genießen, dass alles so frisch riecht. Die Wertschätzung, die er erfährt, tut ihm gut. Und er kann sich weiterbilden. Denn die Chefs möchten, dass er einen Führerschein macht, wollen ihn dabei unterstützen - damit er auf dem Hof die Wagen selbst rangieren kann. Michels Fazit: „Ich gehe mit einem Lächeln zur Arbeit und gehe mit einem Lächeln wieder nach Hause.“ Das Fazit seines Chefs Benjamin Weber: „So eine Arbeitseinstellung wie Michels wünscht man sich von Arbeitnehmern.“

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