Hattingen. Anna Scherer bietet in Hattingen Theaterprojekte für Kinder an. Sie erklärt, wie die Persönlichkeit von Kindern durchs Theaterspielen profitiert.
Nicht ins Schneckenhaus verkriechen, sondern herauskommen: Das hat ein Mädchen als Schnecke im Theaterprojekt von Anna Scherer gelernt. Die Theaterpädagogin aus Hattingen beschreibt, wie Kinder – gleich ob mit oder ohne Problemen im sozialen Bereich – bei den Projekten persönlich wachsen. Und warum das Theaterspielen für sie eine Bereicherung ist.
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Auf der Bühne stehen, berichtet Anna Scherer, wollen viele Kinder und Jugendliche bei Problemen anfangs gar nicht. Das ist auch kein Muss. „Aber die Erfahrung zeigt, dass am Ende doch dann viele möchten und sich trauen.“ Dabei ist das Ziel nicht die perfekte Aufführung, sondern das Entdecken der eigenen Fähigkeiten, die Entwicklung der Persönlichkeit. „Es gibt keinen Druck, etwas leisten zu müssen“, betont sie den Unterschied zur Schule oder zu Wettkämpfen im Sport.
Bei Theaterprojekten von Anna Scherer aus Hattingen tauen Kinder auf
Mit Jugendlichen mit Einschränkung, mit Senioren, mit Grundschulkindern: Anna Scherer bietet Theaterprojekte für alle. Theaterpädagogische Übungen zählen zum Programm. Anderen zu vertrauen, ist ein Übungsbaustein. „Das klappt am Anfang des Projekts manchmal nicht. Wiederholen wir die Übung am Ende des Projekts, haben die meisten dann kein Problem mehr damit“, teilt die 53-Jährige ihre Erfahrungen mit. Und auch, wer anfangs oft nur mit langem Gesicht mitmacht, weil „Mama ihn oder sie schickt“, entwickelt dann doch Spaß am Projekt.
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Die Teilnehmenden durchlaufen einem Prozess. Schüchterne können lernen, aus sich herauszukommen, sehr Präsente, sich in einer Gruppe einzuordnen. Sozialkompetenzen können gestärkt werden. Denn Schauspielen bedeutet wahrzunehmen und zu reagieren. Das Wahrnehmen und die Sinne schult ein solches Projekt. Teilnehmende befassen sich mit Körpersprache und der eigenen Stimme. Gleichzeitig geht es um Entspannungstechniken, Improvisation, Vertrauen und Gruppendynamik, Fantasie.
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Durch eigenes Theaterspiel interessierte sich Anna Scherer für Theaterpädagogik
Ausbildung und Kontakt
Anna Scherer bietet Theaterpädagogik, Schreibtherapie, psychologische Beratung und Coaching.
Ausgebildet ist sie zur Krankenschwester Palliativ Care, sie arbeitete im stationären Hospiz und als Koordinatorin eines ambulanten Hospizdienstes. Sie ist Entspannungspädagogin und psychologische Beraterin mit Schwerpunkt Individualpsychologie. Sie ist Theaterpädagogin und macht eine Grundbildung in Poesie- und Bibliotherapie.
Kontakt und Info: Online auf www.annascherer-coaching.de, Telefon 0179 6659827 oder E-Mail an info@annascherer-coaching.de
Anna Scherers Ausbildung zur Theaterpädagogin ist noch frisch. Im Jahr 2022 startete sie nach den Herbstferien ihr Abschlussprojekt in Kooperation mit der Lebenshilfe Hattingen. Das endete im Februar 2023 mit einer Aufführung im Holschentor. Mit dabei auch Tochter Lea (inzwischen 21), die nach einem Unfall körperlich eingeschränkt ist, unter anderem eine Unterarmprothese trägt.
In der Zeit nach dem Unfall ihrer Tochter nahm die gelernte Krankenschwester teil an einem Frauentheaterprojekt einer Gemeinde – und fing Feuer. „Das tat sehr gut, ich bekam den Kopf frei, erlebte mich ganz anders“, erinnert sich Anna Scherer, die damals in einem stationären Hospiz arbeitete und heute noch Koordinatorin eines ambulanten Hospizdienstes ist. Am Theaterpädagogischen Zentrum in Essen absolvierte sie dann die Ausbildung.
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Unterschiedliche Themen bei Theaterprojekten möglich
Die Themen ihrer Theaterprojekte sind ganz unterschiedlich. Zu „Mutausbrüchen“ hat Anna Scherer eines angeboten. Doch es kann auch um Angst gehen oder um Heimat. „Es gibt verschiedene Methoden. Man kann biografisch arbeiten, da bringen die Kinder dann jeweils ein Bild von daheim mit und alle überlegen sich eine Geschichte“, nennt sie eine Methode.
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Oft sind die Aufführungen dann ein Potpourri aus mehreren Szenen. Leinwände selbst bemalen, Kostüme überlegen oder herstellen: Theaterprojekte arbeiten und wirken auf vielen Ebenen. Und am Ende entsteht dann sogar ein Schneckenhaus als Rucksack aus einem besprühten Abluftrohr, in dem sich die einst sehr schüchterne Schauspielerin in einem Stück mit vier Tieren selbstbewusst zeigt.