Hattingen. Ein an den Zauberer von Oz angelehntes Schwarzlichttheater-Stück bringen Kinder in Hattingen auf die Bühne. Das birgt besondere Herausforderungen.

„Wo hat die Katze den Kopf?“, fragt Georg Seemann ins Stockfinstere. Nur sein PC-Bildschirm spendet etwas Licht. Eine neonleuchtende Katze springt hervor. Als kurz darauf Elvis seinen Jailhouse Rock singt, beginnen lebendige, leuchtende Strichmännchen zu tanzen – beimn Ferienworkshop im Schwarzlichtraum der Grundschule Holthausen.

„Ich war total überrascht, dass sich die Kinder für den Jailhouse-Rock entschieden haben“, sagt Seemann, der vor zwölf Jahre den Schwarzlichtraum in der Schule eingerichtet hat und froh ist, dass es ihn noch gibt. Denn: „Es ist der Einzige in Hattingen.“

Ferien-Theater-Projekt in Hattingens einzigem Schwarzlicht-Raum

Leo (10) hat gerade Probleme mit seinem Kostüm. Am Stoff seiner schwarzen Hose halten die Stöcke nicht, die im Dunklen leuchten. Er ist das Stabmännchen, das in der Zauberwelt eine Rolle spielt, in die Dorothy von einem Wirbelsturm hineingeweht wird. Ein Tiger jagt sie dort. Hexen fliegen gerade auf Besen herein. Und die Tanzsäcke halten sich bereit.

Hexen fliegen herein beim Schwarzlicht-Theater, einem Workshop in der Grundschule Holthausen in Hattingen.
Hexen fliegen herein beim Schwarzlicht-Theater, einem Workshop in der Grundschule Holthausen in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Das Stück ist angelehnt an den Zauberer von Oz“, erklärt Anne Wilms, zuständig für Kostüme und Requisiten, die schnell eine schwarze Leggings für Leo kaufen fährt, der sich später zu einem dreiminütigen Zusammenschnitt des Liedes „Roboter“ von Kraftwerk bewegen und für immer andere Figuren sorgen wird. Alle Kinder sind schwarz gekleidet, viele – wie die Strichmännchen – tragen schwarze Kapuzen, damit man im Schwarzlicht die Haare nicht sieht.

3-D-Bild entsteht

Die Kinder, die beim Schwarzlicht-Workshop in der Grundschule Holthausen in Hattingen mitmachen, sind begeistert von dem Projekt.
Die Kinder, die beim Schwarzlicht-Workshop in der Grundschule Holthausen in Hattingen mitmachen, sind begeistert von dem Projekt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Den einwöchigen Ferien-Workshop bietet die Volkshochschule Hattingen an, möglich machen das Mittel aus dem Kulturrucksack-Projekt. Am Samstag soll es Aufführungen für die Eltern geben.

Schwarzlichttheater

Der Medienraum an der Grundschule Holthausen, Am Hagen, ist komplett schwarz – von der Bühne bis zu den Wänden, der Decke, der Tür.

Nur Schwarzlicht-Lampen werden eingeschaltet. Die Schauspieler tragen Kostüme, deren Grundfarbe Schwarz ist und auf die dann mit UV-Farben eingefärbte Elemente kommen.

„Hallo, Katze, tu mal so, als würdest Du durch den Ring vom Zauberer springen“, ruft Seemann. Katharina (11) tut, wie ihr geheißen – und dem Zuschauer zeigt sich ein dreidimensionales Bild. Die Katze zeigt ihre Krallen, ihr Fellmuster leuchtet. „Hier kommt dann ein Trommelwirbel“, informiert Seemann an.

Mit Sternen übersäter Hut scheint zu schweben

Tanzende Strichmännchen beim Schwarzlicht-Theater-Workshop in Hattingen.
Tanzende Strichmännchen beim Schwarzlicht-Theater-Workshop in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Der Zauberer trägt einen roten Stock, sein Gesicht ist nicht zu sehen, der mit Sternen übersäte Zauberhut scheint in der Luft zu schweben. „Es ist toll, dass man Sachen schweben lassen kann. Wenn zum Beispiel der Tisch gedeckt wird und dann der Sturm kommt, dann fliegen Tassen, Kannen und die Decke durch die Luft. Man muss sich nur schwarz anziehen und schon ist man nicht mehr zu sehen“, schwärmt Leni (10), die eine von zwei Dorothys spielt.

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Georg Seemann bei den Proben für eine Schwarzlichttheater-Aufführung in der Grundschule Am Hagen in Hattingen-Holthausen.
Georg Seemann bei den Proben für eine Schwarzlichttheater-Aufführung in der Grundschule Am Hagen in Hattingen-Holthausen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Ideenreich sind die Kostüme. Auch die drei Strichmännchen tragen schwarze Hosen und T-Shirts, dicke neonfarbene Fäden sind an den Säumen von Hosen und Ärmel befestigt, ansonsten laufen sie locker durch Sicherheitsnadeln. „Damit sie sich mitbewegen können“, erklärt Anne Wilms. Dazu die mit Neonfarben auf Pappteller gemalten Gesichter, weiße Handschuhe und Socken: fertig.

Im Schwarzlicht tanzt es sich anders

„Es ist gar nicht so einfach, zur Musik im Schwarzlicht zu tanzen. Die Bewegungen dürfen nicht zu schnell sein, sonst verwischt alles, das ist anstrengend“, erklärt Anne Wilms. Gegenüber der Bühne hängt ein Spiegel. Dort können die jungen Darstellenden sich selbst sehen, korrigieren. Sie haben auch Ideen ins Stück eingebracht. Hier sollen Hexen diabolisch lachen, da sich Besen selbstständig machen.

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Erstmalig hat Rahel (10) hier von den Möglichkeiten des Schwarzlichts erfahren. Wie gut die Farben leuchten, das hat Alicia (10) erstaunt. Nisa (10) kannte Schwarzlicht schon von einer Geburtstagsfeier. „Es ist verblüffend, mit was für einfachen Tricks man tolle Sachen machen kann“, findet Frieda (11). Katharina (11), die eine Katze gibt, die in einen Tiger (Frieda) verwandelt wird, findet es „krass, dass alles Schwarze im Licht einfach weg ist“. Sagt’s und verschwindet wieder in der Dunkelheit.