Hattingen. Beate Pianka aus Hattingen starb im Juli an Brustkrebs. Christiane Rüters erzählt vom gemeinsamen Leben mit ihrer schwerkranken Frau bis zuletzt.
Drei Tage vor ihrem Tod erhielt Beate Pianka tierischen Besuch. Eine Freundin kam mit Wallach Calliento bei der 61-Jährigen zu Hause vorbei. Im Krankenbett im Wohnzimmer lag die schwer Krebskranke da, reichte ihrem geliebten Tier, das den Kopf durch die geöffnete Terrassentür streckte, eine Möhre. Ganz glücklich gewesen sei Bea in jenem Moment, erinnert sich Christiane Rüters (52), ihre Frau. Wie Beate Pianka, die am Abend des 26. Juli in Anwesenheit ihrer Partnerin und zweier gemeinsamer Freundinnen in ihrem Haus in Holthausen starb, überhaupt glücklich darüber war, dass sie sich von allen, die ihr wichtig waren im Leben, noch persönlich verabschieden konnte.
„Ich habe getan, was ich für Bea nur tun konnte“
Ihre Frau habe ihr immer wieder gesagt, dass sie zu Hause sterben wolle, sagt Christiane Rüters. „Ich habe ihr versprochen, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, wenn es mir irgendwie möglich ist.“ Und auch dass ihre Frau sich verabschieden und noch Ungeklärtes klären konnte mit Freunden, Verwandten, machte sie möglich. „Ich habe getan, was ich für Bea nur tun konnte.“
Seit dem Sommer 2018 war das Paar verheiratet. Schon vor der Hochzeit, sagt Christiane Rüters, „habe ich gewusst, dass Bea einen Tumor in der Brust hatte“.
Eine diffuse Angst vor Schulmedizinern
Doch ihre Frau wollte das lange Zeit selbst nicht wahrhaben. Bea, Physiotherapeutin und eine der ersten Pferde-Osteopathinnen Deutschlands, habe eine diffuse Angst vor Schulmedizinern gehabt, sagt Christiane Rüters. Ihrem permanenten Drängen, sich untersuchen zu lassen, sei Bea erst dann nachgekommen, als sie neurologische Ausfallserscheinungen hatte in Hand und Bein. Einen großen Brusttumor mit Metastasen in Lunge und Gehirn diagnostizierte eine Frauenärztin an jenem Junitag vor zwei Jahren. Behandel-, aber normalerweise nicht mehr heilbar.
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„Im Grunde habe ich nach dieser Diagnose gedacht: Das nächste Weihnachten werden wir zusammen nicht mehr erleben“, sagt Christiane Rüters. Ob sie sich Vorwürfe gemacht hat damals, heute, ihre Frau nicht zum Arztbesuch genötigt zu haben? Christiana Rüters schüttelt den Kopf. Sie habe mit Bea über alles reden können, sagt sie. „Aber dass ich sie nicht dazu bewegen konnte, früher zum Arzt zu gehen, das musste ich akzeptieren – oder gehen. Es war ihr Körper, ihre Entscheidung.“ Bea allerdings habe ebendiese irgendwann selbst „zutiefst bereut“.
Versucht, weiter so viel Normalität wie möglich zu leben
Doch trotz der damals erschütternden Diagnose hätten sie beide versucht, „weiter so viel Normalität wie möglich zu leben“ statt sich ständig zu fragen: Was wäre gewesen, wenn . . .? „Wir habe zwar auch über die Krankheit geerdet, sie aber nicht zerredet. Der Krebs war nicht permanent Thema.“
Mehrmals stationär in der Klinik in Herdecke wurde Beate Pianka behandelt: mit Bestrahlungen, Chemotherapie, OPs am Schädel. Aber davor und danach lebte sie bis zuletzt zu Hause. Las, meditierte, spielte mit Hund Bonnie, bekochte Christiane Rüters, wenn diese von der Arbeit kam – oder während der Phasen, in denen sie Cortison-Präparate einnehmen musste, auch mal mitten in der Nacht. Zeitweise war sie auf einen Rollator angewiesen, schlief im Wohnzimmer, weil sie die steile Stiege hinauf zum Schlafzimmer nicht schaffte.
Natürlich habe es in den vergangen zwei Jahren Momente gegeben, da sei Bea „nicht sie selbst gewesen“, die Medikamente hätten ihre Persönlichkeit phasenweise verändert, gesteht Christiane Rüters. Und erzählt von Begebenheiten, die für sie nur schwer auszuhalten waren.
„Das, was wir machen konnten, haben wir gemacht“
Aber im nächsten Augenblick erinnert sie sich wieder an die schönen Momente der letzten gemeinsamen Lebensjahre. An das Konzert von Patrick Kelly beim Zeltfestival 2019 wenige Wochen nach der Krebsdiagnose etwa, als der Popstar die damals im Rollstuhl sitzende Bea in den Arm nahm. An die Ausritte, die Bea noch wenige Wochen vor ihrem Tod auf Calliento hatte unternehmen können. An die Feier von Beas 60. im Februar 2020. An Bea, den Borussia-Mönchengladbach-Fan, der noch kurz vorm Tod die Hymne mit einer Freundin zusammen hörte. Und an die gemeinsamen Urlaube, den letzten dabei noch in diesem Sommer auf Rügen, wo Bea ihr 2017 einen Heiratsantrag machte. „Das, was wir machen konnten, haben wir gemacht.“
Über Begleiter und die eigene Bestattung
Bei der häuslichen Betreuung ihrer schwerkranken Frau hat Christiane Rüters viel Unterstützung von Freundinnen und Freunden erhalten. Erst wenige Tage vor Beate Piankas Tod, als es dieser sichtlich schlechter ging, nahm sie Kontakt zum Ambulanten Hospizdienst Witten-Hattingen auf, dessen Regionalgruppe ihren Sitz im Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8, hat. Kontakt: 02324/38093070, mobil: 0174/9797029.
Christiane Rüters hat sich während der Begleitung ihrer Frau in den letzten Lebensjahren auch Gedanken darüber gemacht, wo sie selbst einmal bestattet werden möchte. „Eine Verstreuung der Asche am Meer“, sagt sie, „würde mir gefallen. Oder auch, dass meine Asche einmal einen Baumsetzling nährt, was etwa in den Niederlanden schon möglich ist.“
Die 52-Jährige spricht es nur leise aus, aber sie stolz darauf, mit ihrer schwerkranken Frau noch so viel ge- und erlebt zu haben. Aber das hat sie auch Kraft gekostet. Zumal Christiane Rüters Ende 2019 ebenfalls die Diagnose Brustkrebs erhielt (der zum Glück früh entdeckt wurde und gut therapiert werden konnte). Und weil sie neben ihrer Frau in den vergangenen Jahren auch ihre Mutter, Schwiegermutter und mehrere Haustiere verloren hat. „Das kommt erst jetzt allmählich alles bei mir an, ich hatte ja nie Zeit, richtig zu trauern.“
„Jetzt bin ich mal wieder dran“
Doch Schritt für Schritt geht sie die Zeit nach Bea an. Sie hat das gemeinsame Zuhause „entrümpelt“, tankt in einer Reha-Maßnahme neue Kraft. Sie sagt: „Ich bin traurig, dass Bea nicht mehr da ist, aber auch froh, dass sie es so gut geschafft hat.“ Und, nach einer kurzen Pause: „Jetzt bin ich mal wieder dran.“
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