Hattingen. Weil die Zahl der Straftaten im EN-Kreis sinkt, bekommt die Polizei weniger Personal. Dennoch behält sie nicht nur Clans aus Essen im Auge.
Die Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis freut sich über sinkende Einsatzzahlen. Allerdings geht damit auch einher, dass sie weniger Personal bekommt. Frank Kujau, neuer Abteilungsleiter der Kreispolizei, erklärt, welche besonderen Herausforderungen damit in dem flächenmäßig großen Kreisgebiet einhergehen und wie speziell Hattingen mit positivem Beispiel vorangeht.
Weniger Straßenkriminalität und Einbrüche
„Die Straßenkriminalität und Einbrüche sind rückläufig. Man kann hier also beruhigt leben“, beschreibt Kujau die Situation für den Kreis. Die genauen Zahlen veröffentlicht die Polizei Anfang März. Weniger Straftaten bedeuten für den Polizeichef aber auch weniger Personal. Das wird vor allem angesichts der weiten Strecken im Kreisgebiet zur Herausforderung.
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„Bis ein zweiter Einsatzwagen vor Ort ist, dauert es unter Umständen aufgrund der erheblichen Strecken eine Zeit. Das kann ein Problem werden“, sagt Kujau. Deshalb seien die Einsatzkräfte im Kreisgebiet immer ganz besonders darauf bedacht, eine „Lage immer auf einem ruhigen Niveau zu halten“.
Zusammenarbeit mit kommunalem Ordnungsdienst
Polizei und soziale Netzwerke
Immer wieder muss sich die Polizei mit privaten Aufrufen in sozialen Netzwerken auseinandersetzen. Nicht selten würden dort Fakten hinzugefügt. Plötzlich werde aus einem kleinen Vorkommnis eine große Sache, erklärt Polizeisprecherin Sonja Wever.
Wenn die Polizei mitbekommen, dass die Situation in sozialen Netzwerken eskaliere, greife sie deshalb auch ein und kläre auf. Die Kreispolizei betreibt eine eigene Facebook-Seite unter dem Namen Polizei NRW Ennepe-Ruhr-Kreis. Online ist die Behörde erreichbar unter ennepe-ruhr-kreis.polizei.nrw
Derzeit zählt die Kreispolizeibehörde etwa 260 bis 270 Beamte. „Wir sind da auf einer deutlichen Durststrecke. Es gibt immer wieder Pensionierungen und wir sind nicht auf dem Weg, auf einen grünen Zweig zu kommen“, räumt der Polizeichef ein. Wichtig ist deshalb auch die Unterstützung durch Regierungsbeschäftigte. Die können überall dort eingesetzt werden, wo es nicht um hoheitliche Aufgaben geht – heißt, sie helfen zum Beispiel in der Verwaltung, können für Aufgaben eingesetzt werden wie die Abwicklung der Wartung der Fahrzeuge etc.
Besonders in Hattingen stellt Kujau die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung heraus. „Ich bin ein Verfechter des kommunalen Ordnungsdienstes“, betont er. Den gibt es in Hattingen seit 2007. Dabei stand der Dienst 2013 kurz vor dem Aus. Um Personal zu sparen, sollte er eingestellt werden. Die Politik entschied gegen diesen Vorschlag. Zuletzt wurde der Ordnungsdienst sogar aufgestockt. Der zusätzliche Mitarbeiter soll die öffentliche Ordnung überwachen – von Sauberkeit auf den Straßen bis zur Anleinpflicht für Hunde.
Angst-Räume und Sicherheitsgefühl
„Das ist Aufgabe der Städte, aber längst nicht alle Kommunen tun das“, erklärt Kujau. Die Arbeit der Polizei erleichtere der Ordnungsdienst deutlich. „Die Stadt Hattingen ist hier bereit zu investieren. Und die Mitarbeiter kennen schließlich auch die Brennpunkte.“
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Tatsächliche Angst-Räume sind der Polizei in Hattingen aber derzeit nicht bekannt. Verstärkte Kontrollen einzelner Bereichen seien zudem immer ein schmaler Grat. Denn wenn sich jemand an einer Stelle unwohl fühle, könne eine starke Polizeipräsenz auch dazu führen, dass noch mehr Bürger Angst bekämen. „Sie denken dann, es müsse ja einen Grund geben, warum dort so viel Polizei ist, auch wenn es den objektiv gar nicht gibt“, beschreibt Kujau. Auch deshalb treten Polizisten nicht immer in Uniform in Erscheinung. „Das Sicherheitsgefühl ist aber ein scheues Reh, dabei müsste es bei den Menschen hier eigentlich sogar noch besser sein.“
Blick auf Clans aus Essen
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Für Hattingen betont er, es gebe keine besonderen Kriminalitäts-Phänomene. Dennoch bleibt die Polizei wachsam. Denn durch die Nähe zur Großstadt Essen behalte man zum Beispiel auch dortige Clans im Blick. „Hattingen ist keine Hochburg, aber wenn es in Essen zu ungemütlich wird, würden sich Clan-Mitglieder auch hier umschauen. Deshalb werden wir als Polizei ihnen früh zeigen: In Hattingen ist es auch nicht schön.“