Hattingen. Im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis ist die Zahl der Straftaten im Jahr 2018 zurückgegangen – in Hattingen ist die Straßenkriminalität angestiegen.

Gute Nachricht der Kreispolizei: Die Kriminalität im Ennepe-Ruhr-Kreis ist in nahezu alle Bereichen rückläufig – in Hattingen stieg jedoch die Straßenkriminalität (671 Fälle von Diebstahl, Raub und ähnlichen Straftaten) um ein Drittel an. Ende des Jahres gab es die schwerwiegendsten Vorfälle: Im November wurde ein 27-Jäh­riger bei einem Messerangriff nahe der Esso-Tankstelle ­in der Innenstadt lebensge­fährlich verletzt; im Dezember wurden in Welper zwei 17-Jährige aus Essen lebensgefähr­lich verletzt, als diese selber einen Überfall planten.

2017 verursachten drei Brüder einen rasanten Anstieg

Die markanteste Zahl hat ihren Ursprung bereits im November 2017: Damals fasste die Bochumer Polizei drei Hattinger Betrüger – und deren Ebay-Straftaten ließen die Zahl für 2017 um 3200 Ver­brechen auf 5747 hochschnellen. Dadurch ging nicht nur die Zahl der Straftaten steil nach oben, sondern auch die Aufklärungsquote. Nun hat sich die Lage aber wieder norma­lisiert, was einen Rückgang um 3305 Fälle zur Folge hat (minus 57,5 Prozent). Bereinigt wurde also ein leichter Rückgang verzeichnet.

Der Gesamtschaden, den die Brüder verursachten, lag bei etwa 240.000 Euro. Im März 2018 wurden sie wegen massenhaften Be­truges, Urkundenfälschung und Verstößen gegen das Markengesetz nach 21 Verhandlungstagen am Landgericht Bochum verurteilt – der Kopf der Dreier-Bande (36) zu vier Jahren und neun Monaten Haft, der Jüngste (25) zu drei Jahren und drei Monaten sowie der Dritte (39) zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe mit 400 Sozialstunden.

Acht Prozent weniger Straftaten im EN-Kreis

Die für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis (alle Städte außer Witten) bereinigte Kriminalitätsstatistik weist 955 Taten weniger als 2017 aus – das sind rund acht Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei gut 60 Prozent. „Mit dieser Aufklärungsarbeit sind wir besser als der Landesdurchschnitt“, erklärt Dirk Happe, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Kreispolizei.

„Sie können sich auf unseren Straßen sicher fühlen“, meint Landrat Olaf Schade. „Bei der Gewalt­kriminalität verzeichnen wir sogar einen Rückgang von 22 Prozent.“

Aufklärung bei Wohnungs- und Hauseigentümern

Was wichtig ist: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist derzeit stark rückläufig! In Hattingen wurden 86 gemeldet (minus 31,2 Prozent). „Wir haben viel Personal und Zeit investiert, um so ein Ergebnis zu erzielen“, sagt Olaf Schade. Happe führt das Ergebnis auch auf die Aufklärungsarbeit bei Wohnungs- und Hauseigentümern zurück. „Die Bürger sichern ihre Häuser mittlerweile sehr gut.“ Dagegen nimmt die Zahl der Firmeneinbrüche zu – 26 gab es im Stadtgebiet, elf mehr als im Jahr zuvor. Hierbei geht die Polizeibehörde davon aus, dass vor allem überregional agierende Tätergruppen aktiv sind.

„In diesem Jahr haben uns insbesondere Raubstraftaten auf Lebensmittelmärkte im Kreis beschäftigt“, teilt Dirk Happe mit. „Hier haben wir Handlungsbedarf gesehen und eigens eine Ermittlungsgruppe gegründet, die sich diesen Fällen angenommen hat – und das mit einem schönen Erfolg, denn es gab vier Festnahmen.“

KOMMENTAR: Ordentlich, aber noch nicht alles gut

Ums gleich vorweg zu sagen: Nein, der Umzug der Hattinger Polizeiwache ist nicht der Grund für die ordentlichen Kriminalitäts­zahlen, die die Behörde jetzt fürs abgelaufene Jahr vorgelegt hat. Da spielen schon die Präventionsmaßnahmen eine große Rolle, die ergriffen wurden, die Schwerpunktkontrollen gerade im Zusammenhang mit Wohnungs­einbrüchen – vor Ort etwa in Niederwenigern.

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Was nicht heißt, dass in Hattingen alles gut ist. Denn wenn die Straßen­kriminalität ansteigt – und hier reden wir vor allem über Raub, Taschendiebstahl und ähnliche Straftaten – ist das für jedermann ein Warnsignal. Zum Beispiel ein bisschen sorgsamer beim Einkauf zu sein und nicht zu offen zeigen, was man bei sich hat. Oder besser das teure Smartphone in der etwas sicheren Innentasche zu verstauen.

Doch zurück zum Umzug der Polizeiwache. Die Präsenz in direkter Innenstadtnähe sorgt für ein größeres Sicherheitsgefühl bei vielen Bürgern, keine Frage. Das ist gut. Hoffentlich hält nun auch die Landesregierung Wort und sorgt bei der Polizei für eine personelle Ausstattung, mit der in den nächsten Jahren die ordentlichen Zahlen sogar in gute oder ausgezeichnete umgewandelt werden können.
Michael Brandhoff