Gladbeck. Der verkaufsoffene Sonntag zum Nikolausmarkt in Gladbeck fiel kleiner aus als geplant. So reagierten die Händler, die nicht öffnen durften.
Das weihnachtliche Shoppen an diesem Sonntag in Gladbecks Innenstadt fiel nun doch kleiner aus als ursprünglich geplant. Ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes, das nur eine Teilöffnung der Innenstadt am 4. Dezember in Gladbeck erlaubt, erreichte am Donnerstagabend die Stadtverwaltung. Die Gewerkschaft Verdi hatte im Eilverfahren Klage gegen die vom Rat der Stadt Gladbeck beschlossene Sonntagsöffnung im Rahmen der vorweihnachtlichen Veranstaltung an diesem Wochenende eingelegt.
Die Öffnung von Geschäften von 13 bis 18 Uhr sollte nun nur im unmittelbaren Umfeld des Nikolausmarktes gestattet sein. „Das Gericht bestätigt damit unsere Auffassung. Die Konzeptvorlage entsprach nicht den Anforderungen. Öffnen darf daher nur ein Bruchteil der ursprünglich geplanten Läden“, so Azad Tarhan, zuständiger Gewerkschaftssekretär im Verdi Bezirk Mittleres Ruhrgebiet.
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Die Ladenöffnung werde damit insgesamt wohl eher unattraktiv für die Unternehmen, und „der freie Sonntag ist damit jedenfalls zum Teil gerettet.“ Für die Mitarbeitenden im Einzelhandel sei das eine gute Entscheidung.
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Tarhan: „Sie können nun zu großen Teilen ihren wohlverdienten Sonntag mit ihren Familien oder Freunden verbringen und müssen nicht arbeiten.“ Der freie Sonntag sei ein hohes Gut, das die Gewerkschaft durch die Klage erneut verteidigt habe.
Händler in Gladbeck überlegen derzeit noch, wer am Sonntag öffnen wird
Einzelhandelschef Georg Hahne ist grundsätzlich zufrieden, dass zumindest einige Geschäfte am Sonntag öffnen durften. Auch, wenn er bedauert, dass das Gericht den Bereich „sehr stark begrenzt“ hat. Öffnen durften demnach Läden am Rathausplatz und im Bereich der weihnachtlichen Buden auf der Hochstraße, also bis zum Europaplatz. Das sei „absolut ärgerlich“ für Geschäfte in Nebenbereichen. Hahne wünscht sich, dass die Gewerkschaft Verdi endlich damit aufhört, „Schwachsinn zu verbreiten, indem sie stets auf den Schutz der Mitarbeiter hinweist“. „Es gibt viele Mitarbeiter, die an den Sonntagen gerne arbeiten, da sie Freizeitausgleich und eine bessere Bezahlung bekommen“, so Hahne. Es gebe zudem viele andere Berufe, in denen sonntags ebenfalls gearbeitet wird.
Welche Geschäfte nun genau am Sonntag öffneten, wurde bis kurz zuvor noch abgestimmt. „C&A, Stil Vest und mein Juweliergeschäft werden auf jeden Fall öffnen, Pieper und auch andere Geschäfte sind noch in der Entscheidungsphase“, sagte Hahne im Vorfeld. Die Mitteilung des Gerichts sei kurz vor dem geplanten verkaufsoffenen Sonntag schließlich sehr kurzfristig gekommen.
Kunden und Außenstehenden ist diese Teilung der Gladbecker City kaum zu erklären
Marinus Kösters gehört zu denjenigen, die ihr Geschäft am Sonntag nicht öffnen durften. Das Gerichtsurteil machte ihn fassungslos. „Ich habe schon viel erlebt, aber noch nicht, dass man eine Innenstadt teilt. Der Inhaber von Intersport Kösters sieht ein Hauptproblem. „Eine Hälfte der Stadt ist geöffnet, im anderen Teil stehen die Kunden vor verschlossenen Türen.“
Am Ende dränge sich doch für Außenstehende der Eindruck auf, dass ein Teil der Händler kein Interesse am verkaufsoffenen Sonntag habe. So Kösters Befürchtung. Er wollte dem vorbeugen. Auf den Displays in seinem Schaufenster wollte er die Verantwortlichen klar benennen. „Verdi-Klage schließt unsere Geschäfte“ – so sollte es dort Sonntag zu lesen sein.
Gladbecker Sporthändler sieht in dem Urteil eine Art der Wettbewerbsverzerrung
Kösters sieht in dem Gerichtsurteil auch eine Art der Wettbewerbsverzerrung. Ihn als einzigen Sporthändler in der Stadt treffe das vielleicht nicht unbedingt, aber andere Einzelhandelsbranchen sind in der Stadt ja nun auch mehrfach vertreten. Wenn da dann nur einer öffnen dürfe, das sieht er durchaus kritisch. Für das Vorgehen der Gewerkschaft hat er kein Verständnis. „Amazon lacht sich doch kaputt.“ Er verweist auf die Bedeutung des Einzelhandels. „Gladbeck lebt ja auch als Stadt ein Stück weit durch uns.“
Joachim Pawlenka, der Veranstalter des Nikolausmarktes, meint: Für den Markt, vor allem aber auch für die Händler in der Innenstadt, sei der verkaufsoffene Sonntag total wichtig. „In meinen Augen ist es traurig, was Verdi da seit Jahren für einen Unsinn macht“, so sein harsches Urteil.
Ähnlich äußerte sich Gabi Heib vom Home Store. Was sie nicht versteht: Andere Städte kriegten es doch auch hin. In Kirchhellen seien die Geschäfte gerade erst am vergangenen Wochenende beim Wintertreff geöffnet gewesen – und zwar im gesamten Ortsteil. „Was machen die denn anders?“ Sie könne es jedenfalls nicht nachvollziehen und habe kein Verständnis dafür, dass eine Innenstadt geteilt werde.
Veranstalter ist optimistisch, dass Besucher davon nicht abgeschreckt werden
Inwieweit das Verbot des verkaufsoffenen Sonntags in Teilen der City negative Folgen für den Nikolausmarkt haben könnte, vermochte Veranstalter Pawlenka nicht vorherzusagen. „Ich bin das erste Mal der Veranstalter, da fehlen einfach die Vergleichszahlen.“
Er zeigte sich jedoch optimistisch, dass sich die Besucher davon nicht abschrecken lassen. Er versprach eine schöne Atmosphäre vor dem Rathaus. Die Aussteller dort hätten alle weihnachtliche Dinge im Angebot. Er sei überzeugt davon, dass der Markt sich dort an diesem und am kommenden Wochenende positiv entwickle.
„Wir hätten uns natürlich ein anderes Ergebnis gewünscht, jedoch ist der Beschluss des Gerichtes immerhin ein Teilerfolg“, so Bürgermeisterin Bettina Weist. Für die Händler, die außerhalb des vom Gericht zugelassenen Bereiches liegen, sei das Urteil sicherlich eine große Enttäuschung – „eine Öffnung und damit ein zusätzliches Weihnachtsgeschäft wird ihnen somit aufgrund der Klage von Verdi verwehrt“.