Gladbeck. Die Pläne zur vereinfachten Einbürgerung hat die Gladbecker Verwaltung im Blick. Die Ausländerbehörde erwartet deutlich steigende Zahlen.

Die aktuell Fahrt aufnehmende Diskussion auf Bundesebene, die Einbürgerung von Ausländern zu erleichtern, hat bereits das Telefon im Rathaus klingeln lassen. „Mit der ersten Anfrage, einen Antrag für einen deutschen Pass stellen zu wollen“, berichtet Doris Foerster. Die Chefin der Ausländerbehörde (Amt für Migration und Zusammenleben) bittet noch um Geduld, bis das Gesetz gelte. Sie erwartet, dass viele Migranten in Gladbeck die Chance der einfacheren Einbürgerung nutzen werden. Die Zahl der Anträge steigt seit Jahren. Sie sieht aber nicht nur aus diesem Grund erhebliche Mehrarbeit auf ihre Behörde zukommen.

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Dass die Einbürgerung vereinfacht werde sei ja „keine Überraschung, da dies ja schon als ein Punkt im Koalitionsvertrag der Bundesregierung angekündigt war“, sagt Foerster. Sie geht mit Sicherheit davon aus, „dass es dann zu einer deutlich höheren Anzahl von Einbürgerungsanträgen als bisher in Gladbeck kommen wird“. Denn die von vielen empfundene Hürde, die Staatsangehörigkeit ihres Herkunftslandes aufgeben zu müssen, solle ja wegfallen. Sie wisse, dass diese zum Beispiel viele schon lange hier lebende Türkeistämmige davon abgehalten habe, „einen Einbürgerungsantrag zu stellen“.

10.000 Ausländer in Gladbeck könnten sich einbürgern lassen

Doris Foerster leitet die Ausländerbehörde im Gladbecker Rathaus.
Doris Foerster leitet die Ausländerbehörde im Gladbecker Rathaus. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Bislang mussten Menschen vor ihrer Einbürgerungsmöglichkeit mindestens acht Jahr in Deutschland leben, das soll auf fünf Jahre herabgesetzt werden. „Diese zeitliche Voraussetzung erfüllen von den 15.500 in Gladbeck lebenden Ausländern rund 10.000 Menschen sagt Doris Förster. Eine Zahl, die sich noch weiter erhöhen kann, da sich die Frist auf drei Jahre für Bewerbende verkürzen soll, die besondere Anstrengungen zur Integration unternommen haben. Etwa durch schulische oder berufliche Leistungen, ehrenamtliches Engagement oder besonders gute Sprachkenntnisse.

Die Chefin der Ausländerbehörde geht davon aus, dass ihre Behörde personell Verstärkung benötigt, da neben der erleichterten Einbürgerung ja bereits das Chancen-Aufenthaltsrecht im Gesetzgebungsverfahren sei und zudem auch die Zuwanderung von Fachkräften, die noch keinen Arbeitsplatz in Deutschland vorweisen können, erleichtert werden soll. Beides seien Instrumente, „um für den Arbeitsmarkt in Deutschland dringend benötigte Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben“, so die Chefin der Ausländerbehörde.

Auch bislang nur geduldete Ausländer haben bessere Chancen

Das Chancen-Aufenthaltsrecht auf Probe, als Brücke in längerfristiges Bleiberecht, sollen gut integrierte Menschen erhalten, die bislang einige Jahre nur geduldet in Deutschland gelebt haben. Sie müssen nicht mehr nachweisen, ihren Lebensunterhalt selbst sichern zu können, oder ausreichende deutsche Sprachkenntnisse zu haben. Auch Papiere zum Nachweis der alten Staatsangehörigkeit sind nicht mehr nötig. In Gladbeck sind dies 260 Personen, darunter Kinder und Senioren, von denen 75 Personen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen könnten.

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Unabhängig von der aktuellen Entwicklung haben die Einbürgerungsanträge in Gladbeck in jüngster Zeit per se stetig zugenommen, berichtet Foerster. Im Jahr 2020 waren es 140 Anträge und 112 Einbürgerungen, im Folgejahr 191 Anträge und 144 Einbürgerungen und in 2022 bislang 273 Anträge und 154 Einbürgerungen, letztere Zahl steige aber noch. Die Bearbeitungszeit habe in der Regel sechs bis acht Wochen gedauert. Wer derzeit Deutscher werden möchte, benötigt aber Geduld. Aufgrund der Flüchtlingsbewegung habe die Bearbeitungszeit zugenommen, sagt Doris Foerster: „Sie beträgt aktuell vier bis sechs Monate“.