Gladbeck. Beim Einbruch in die Jordan-Mai-Schule richten die Täter großen Schaden an. Warum die Schüler der Diebstahl des Schulbusses besonders trifft.

Der Geruch von verbranntem Metall hängt immer noch leicht in der Luft, es riecht ein wenig wie in einer Schlosserei. Doch hier, im Büro des Schulleiters der Jordan-Mai-Schule, hat dieser Geruch eigentlich nichts zu suchen. Er ist allerdings ein Indiz dafür, was hier am Pfingstwochenende vorgefallen ist. In einer Nische am Schrank steht ein Tresor, die Seitenwand wurde aufgeflext, der Inhalt gestohlen. In der Nacht von Freitag auf Samstag sind die unbekannten Täter in die Schule eingestiegen, haben großen Schaden angerichtet und Beute gemacht.

Schulleiter Michael Brieler präsentiert den aufgebrochenen Tresor der Jordan-Mai-Schule. Hieraus haben die Täter wahrscheinlich auch den Notschlüssel für den Schulbus entwendet.
Schulleiter Michael Brieler präsentiert den aufgebrochenen Tresor der Jordan-Mai-Schule. Hieraus haben die Täter wahrscheinlich auch den Notschlüssel für den Schulbus entwendet. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Was die Schule besonders hart trifft: Auch der Schulbus wurde gestohlen. Ein blauer Ford Transit, ein Spezialfahrzeug, für den Transport von Schülerinnen und Schülern, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Denn die Jordan-Mai-Schule ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung in der Trägerschaft des Bistums Essen. 180 Kinder und Jugendliche besuchen die Schule in Zweckel. Der Schulbus ist ständig im Einsatz, wird genutzt für Klassenfahrten oder auch, um die Jüngsten zweimal wöchentlich zur Reittherapie zu fahren.

Diebstahl des Schulbusses trifft die Schülerinnen und Schüler besonders hart

„Dieser Diebstahl trifft unsere Schülerinnen und Schüler am härtesten“, sagt Schulleiter Michael Brieler. Schon in der Woche nach dem Einbruch sei der Wagen für eine Klassenfahrt verplant gewesen, so Andreas Busch, Mitglied der erweiterten Schulleitung. Zum Glück sei es kurzfristig gelungen, ein Fahrzeug zu organisieren, nur sei das eben über ein Busunternehmen gelaufen und mit entsprechend hohen Kosten verbunden, erklärt Schulleiter Michael Brieler.

Einbruch in die Jordan-Mai-Schule in Gladbeck

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    Überhaupt sei der Schulbus eben für einige Schülerinnen und Schüler ein immens wichtiges Mittel, um am Schulleben und dem Leben außerhalb des Schulgebäudes teilzunehmen, sagt Judith Schröder, die stellvertretende Schulleiterin. „Wenn wir unterwegs sind zu außerschulischen Lernorten gibt es Schülerinnen und Schüler, die können nicht mit dem öffentlichen Bus fahren, für die nutzen wir den Schulbus.“

    Vor den Sommerferien plant die Gladbecker Schule Klassenfahrten und Ausflüge

    Die Schule will nun versuchen, bis zu den Ferien irgendwoher ein Fahrzeug zu organisieren, um das Schulleben so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Denn gerade jetzt, wo die Sommerferien anstehen, sind einige Klassenfahrten und Ausflüge geplant, für die ein solches Spezialfahrzeug wichtig ist.

    Das Kennzeichen an der Wand macht deutlich, wo der Schulbus normalerweise seinen Platz hat. Gabriele Siebert und Stefanie Tarrach können diese Tat nicht fassen.
    Das Kennzeichen an der Wand macht deutlich, wo der Schulbus normalerweise seinen Platz hat. Gabriele Siebert und Stefanie Tarrach können diese Tat nicht fassen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

    Wann genau der Bus gestohlen wurde, ist nicht ganz sicher. Klar ist nur: Als der Einbruch am Samstagmorgen entdeckt wurde, stand er noch auf seinem Parkplatz auf dem Schulhof, ebenso am Sonntag. In der Nacht zum Montag oder Dienstag müssen die Täter dann den Wagen gestohlen haben. Der Verdacht der Schulleitung: Aus dem aufgebrochenen Tresor haben die Täter einen Notschlüssel mitgenommen, mit dem sie den Bus zumindest öffnen konnten.

    Täter erbeuten auch Bargeld aus dem Safe

    Der Verdacht liegt nahe, dass es einen Zusammenhang gibt, das sagt auch die Polizei. Allerdings könnten die Ermittler eben auch nicht ausschließen, dass es sich bei den Einbrechern und den Autodieben um verschiedene Täter gehandelt habe, sagt Polizeisprecherin Anette Achenbach.

    Diesen blauen Ford Transit haben Unbekannte vom Gelände der Jordan-Mai-Schule in Gladbeck gestohlen. Das Foto zeigt ihn auf einer Schulaktion.
    Diesen blauen Ford Transit haben Unbekannte vom Gelände der Jordan-Mai-Schule in Gladbeck gestohlen. Das Foto zeigt ihn auf einer Schulaktion. © Jordan-Mai-Schule | Jordan-Mai-Schule

    Neben dem Notschlüssel haben die Unbekannten aus dem Tresor auch Bargeld gestohlen. Geld, das dort aufbewahrt wurde für die anstehenden Klassenfahrten und für die Abschlussfeier der Ältesten. Zum Glück sei nun erst einmal der Förderverein eingesprungen, um den Schülern die schönen Erlebnisse zu ermöglichen. Die Schulleitung geht davon aus, dass in dem Fall auch die Versicherung einspringt.

    Dieser Diebstahl trifft unsere Schülerinnen und Schüler am härtesten
    Michael Brieler - Schulleiter

    Anders als beim Bus: Selbstverständlich ist auch der versichert, nur ist er schon älter, sollte in etwa drei Jahren sowieso ersetzt werden. Heißt also, dass die Versicherungssumme nicht ausreichen wird, um ein neues Fahrzeug zu bezahlen. Brieler rechnet mit Kosten von rund 45.000 Euro. Zwar sammelt der Förderverein schon Spenden, doch ist noch nicht genügend zusammengekommen.

    Fotos, die das Team nach dem Einbruch gemacht haben, zeigen auch das Ausmaß der Verwüstung. Die Täter haben Türen aufgebrochen, den Tresor aufgeflext und vorher die Brandmeldeanlage in den Räumen der Schulleitung unbrauchbar gemacht, um zu verhindern, dass die beim Einsatz der Flex nicht auslöst. Damit der Funkenschein nicht nach außen gedrungen ist, haben die bislang Unbekannten außerdem einen Schrank vor das Fenster gerückt.

    Feuerlöscher ausgelöst: Täter hinterlassen eine Riesensauerei

    Zu guter Letzt haben sie auch noch Feuerlöscher ausgelöst. Auf den Fotos und in einem Video ist zu sehen, dass der rote Fußboden im Flur mit einer dicken Schicht weißen Pulvers bedeckt ist. Gleiches gilt für Schränke, Akten und Computer in den Räumen der Schulleitung. Es ist, man muss es so sagen, eine Riesensauerei. 98 Stunden habe eine Firma für die Reinigung gebraucht, und es sei immer noch eine zweite Reinigung nötig gewesen, sagt Conni Heinbach, ebenfalls stellvertretende Schulleiterin.

    Das Auslösen der Feuerlöscher habe aber letztlich überhaupt dafür gesorgt, dass der Einbruch bereits am Samstag entdeckt wurde. Dadurch hätten nämlich die Brandmelder im Flur reagiert, sodass gegen 6.30 Uhr am Morgen die Feuerwehr vor der Schule stand und die Tat entdeckt hat.

    Vor zwei Jahren wurde schon einmal in die Gladbecker Schule eingebrochen

    In der Schule hält sich ein Verdacht. Vor zwei Jahren, im November 2022, sei schon einmal eingebrochen worden, sagt der Schulleiter. Damals hätten die Täter den Tresor mitgenommen und versucht, ihn außerhalb auf einem Gelände der Ineos Phenol zu knacken. Damals seien sie aber gescheitert. Möglicherweise seien es jetzt dieselben Täter gewesen, so die Vermutung. Spuren an der Wand hinter dem Tresor deuten auch darauf hin, dass sie zunächst versucht haben, ihn zu verrücken oder vielleicht wieder mitzunehmen. Doch der neue Tresor ist fest verankert. Womöglich deshalb der Einsatz von schwerem Gerät im Gebäude.

    Für die Schülerinnen und Schüler ist der Einbruch ein Schock. Sie hätten hochgradig emotional reagiert, weil sie auch die Konsequenzen direkt spüren, sagt Brieler. Hinzu komme: „Die Schule ist ein Teil ihres Lebens, ein Ort, der für ganz viele Schülerinnen und Schüler Sicherheit bietet. Wird dieser Raum verletzt, fühlen sie sich betroffen“, sagt Andreas Busch. Letztlich würden viele es als „Angriff gegen sich selbst“ sehen, ergänzt Judith Schröder.

    Die Polizei hat nach dem Einbruch einen Zeugenaufruf gestartet. Doch bisher seien keine Hinweise eingegangen, sagt Polizeisprecherin Anette Achenbach. Auch gebe es bisher keine heiße Spur. Die Polizei appelliert daher nochmal an all diejenigen, die möglicherweise etwas beobachtet haben, sich zu melden – unter: 0800 2361 111.