Gladbeck. Die Vogelinsel am Schloss Wittringen öffnet bald wieder für Besucher. Die Tierpfleger haben beim Umzug der rund 120 Vögel alle Hände voll zu tun.

Ausgerüstet mit Käschern, Transportboxen und einem Klemmbrett betreten die drei Mitarbeitenden des Streichelzoos am Schloss Wittringen in Gladbeck das Wärmehaus. Aufgeregt werden sie von den rund 120 exotischen Vögeln begrüßt, die hier seit Herbst vergangenen Jahres untergebracht waren. „Sie sehen die Transportkäfige und verstehen, was Sache ist“, sagt Tierpfleger Christian Siedlaczek und grinst. Dabei sollten die Vögel eigentlich allen Grund zur Freude haben, denn sie werden in die Volieren der Vogelinsel direkt am Schloss umquartiert. Hier verbringen die Tiere die warmen Sommermonate.

Doch bis alle Vögel hinübergebracht sind, ist es noch ein langer Weg. Jedes Tier muss einzeln per Hand beziehungsweise Käscher eingefangen werden. Vor allem bei den kleineren Sittichen kann das eine Geduldsprobe sein, denn die wendigen Vögel weichen den Pflegern immer wieder gekonnt aus. Wurde ein Vogel eingefangen, werden schnell die Länge der Krallen und Schnäbel überprüft, Medizin verabreicht sowie die Beringung kontrolliert. Alle Daten werden händisch notiert. „Wir machen alle Checks auf einmal, um den Tieren unnötigen Stress zu ersparen“, sagt Silke Kuckert-Brinkmann, die als Sachgebietsleiterin beim ZBG für den Streichelzoo und damit auch die Vogelgehege zuständig ist. Ansonsten müssten die Tiere für die medizinischen Kontrollen ein weiteres Mal eingefangen werden.

Umzug auf Gladbecker Vogelinsel erfolgt an zwei Tagen

Bei den größeren Aras geht es entspannter zu. „Die wissen meisten schon, was ansteht und hüpfen auch mal gerne auf unsere Arme und von da aus direkt in die Transportbox“, erzählt Siedlaczek. Für die Aras außerdem ein Highlight: Die kurze Autofahrt im Kofferraum bis hin zum Schloss Wittringen. „Da wird es dann richtig laut. Die Aras verstehen, wohin es jetzt geht und fangen in ihrer Freude an mit uns zu sprechen“, sagt Meike Holthaus, Tierpflegerin und Organisatorin des kleinen Teams.

Bevor die Vögel in ihr Sommerdomizil umziehen, werden sie von den Pflegern sorgfältig untersucht und versorgt.
Bevor die Vögel in ihr Sommerdomizil umziehen, werden sie von den Pflegern sorgfältig untersucht und versorgt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Für die Umsiedlung der vielen Vögel nimmt sich das Team zwei Tage Zeit, die Aras werden sogar erst eine Woche später umquartiert „Wir versuchen, zügig zu sein, um den Stress bei den Tieren zu minimieren“, sagt Holthaus. Gleichzeitig müsse man aber auch ruhig bleiben, denn die Vögel lassen sich sonst von der Hektik anstecken. Die Tierpfleger nutzen schwarze Käscher aus Stoff, um die Vögel einzufangen. „Die Dunkelheit wirkt sich beruhigend auf die Tiere aus“, so Siedlaczek. Trotzdem kommt es vor, dass sich die Vögel kratzend und beißend wehren. „Ohne Handschuhe hat man da keine Chance“, sagt Tierpfleger Ylber Kryeziu, während er einen der Sittiche in den Händen hält.

Vogelinsel kann von Dienstag bis Sonntag besucht werden

Doch der ganze Aufwand lohnt sich nach Ansicht des Teams. „Für die Vögel ist es draußen eindeutig schöner“, versichert Kuckert-Brinkmann. Während der kalten Wintermonate sind die Tiere in dem Wärmehaus am Streichelzoo untergebracht. Damit sie auf die Vogelinsel können, muss es nachts mindestens 15 Grad Celsius warm sein. „In den vergangenen Jahren was das erst spät im Mai der Fall“, so Kuckert-Brinkmann. Ursprünglich sei für Anfang Mai die Umsetzung geplant gewesen. „Wir schauen deshalb, ob wir die Vögel im Herbst dann etwas länger auf der Insel lassen können.“ Das Team überlegt, Wärmelampen in den Gehegen zu installieren. Dadurch könnten die Tiere mit niedrigeren Temperaturen besser umgehen.

ZGB-Sachgebietsleiterin Silke Kuckert-Brinkmann hofft, dass die Vögel bis in den Herbst hinein auf der Insel bleiben können.
ZGB-Sachgebietsleiterin Silke Kuckert-Brinkmann hofft, dass die Vögel bis in den Herbst hinein auf der Insel bleiben können. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Erstmals geöffnet hat die Vogelinsel am Samstag, 25. Mai. An sechs Tagen die Woche können Besucherinnen und Besucher zwischen 10 Uhr und 17.45 Uhr die Vögel bestaunen. Lediglich montags ist die Insel nicht zugänglich, dann ist Ruhetag. Die Tierpfleger hoffen auf einen ruhigen Sommer, denn in der Vergangenheit habe es immer wieder Probleme mit Besuchern gegeben. „Das fängt vom Klopfen an die Scheiben des Wärmehauses an und hört bei der Fütterung der Tiere auf, was im ganzen Streichelzoo verboten ist, auf“, klagt Holthaus.

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Tierpfleger beobachten zunehmend Gewalt an Tieren

Nervös ist die Teamleiterin, die seit 19 Jahren im Streichelzoo arbeitet, auch aufgrund der steigenden Gewalt an Tieren. „Der Vorfall zuletzt in Duisburg Marxloh, als Kinder in einem Streichelzoo Tiere misshandelten, lässt uns nicht kalt. Wir machen uns große Sorgen“, sagt sie. Auch hier in Gladbeck hätten die Probleme mit einigen Besuchern zugenommen. Gewalt an Tieren durch Kinder mussten die Pfleger schon beobachten.

Wir machen uns aufgrund der Gewalt an Tieren große Sorgen
Meike Holthaus - Tierpflegerin

Das Personal zieht daraus seine Konsequenzen. „Wir haben den Streichelzoo jetzt nur noch geöffnet, wenn einer aus dem Team vor Ort ist“, sagt Siedlaczek. Die geänderten Öffnungszeiten sollen demnächst am Streichelzoo ausgehangen werden. Das Team bittet Besucherinnen und Besucher des Wittringer Geländes außerdem, keine Drohnen über die Vogelinsel fliegen zu lassen. „Die Vögel halten die Drohnen für Raubvögel und sie werden hysterisch“, so Siedlaczek.

Veterinäramt lobt Arbeit der Gladbecker Tierpfleger

Doch aller Widerstände zum Trotz, die Pfleger haben weiterhin Spaß an ihrer Arbeit mit den Tieren. „Der ein oder andere Vogel im Gehege ist schon länger hier als ich“, sagt Holthaus und lacht. Stolz sei das Team auf die gute Pflege der exotischen Vögel. „Fast alle Tiere bekommen wir aus Privatbesitz, und nicht immer sind die Vögel in einer guten Verfassung. Wir müssen sie dann erstmal wieder aufpäppeln“, erzählt Kuckert-Brinkmann. Auch Tierheime würden hin und wieder Tiere hier abgeben, denn dort seien die Vogelabteilungen zu klein und daher überfüllt.

Die ersten Sittiche haben den Umzug auf die Vogelinsel bereits hinter sich.
Die ersten Sittiche haben den Umzug auf die Vogelinsel bereits hinter sich. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Am Schloss Wittringen erhalten die Vögel eine zweite Chance und können bis zu ihrem Lebensende hier bleiben. „Wir wurden zuletzt vom Veterinäramt für unsere sauberen Gehege und gut gepflegten Tiere gelobt“, berichtet Holthaus stolz. Und dann geht es, mit Käschern und Handschuhen, schon wieder weiter mit dem Einfangen und Kontrollieren der Tiere, damit der Umzug in zwei Tagen endgültig abgeschlossen ist.