Gladbeck. Die Terminlage beim Straßenverkehrsamt in Marl ist weiterhin angespannt. Gladbecker Autohäuser geraten daher zunehmend finanziell unter Druck.
„Unterträglich“, „Vollkatastophe“, „Unbefriedigende Gesamtsituation“ – die Gladbecker Autohäuser sind auf das Straßenverkehrsamt in Marl überhaupt nicht gut zu sprechen. Dort können Autos erst nach langer Wartezeit auf einen freien Termin angemeldet werden. Die Autohäuser kommen im Zuge der langen Wartezeiten zunehmend in Bedrängnis. Nicht nur die Kundinnen und Kunden sind ungeduldig, auch finanziell stellt die Situation eine Herausforderung dar. Das Verkehrsamt gibt sich seinerseits vage, wann sich die Lage wieder verbessern könnte.
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„Für uns Händler ist die Situation fast unerträglich. Wir können unser Geschäft gar nicht richtig führen“, klagt Karl-Heinz Katzner. Er ist Inhaber des Autohauses Katzner im Süden Gladbecks. Zehn bis zwölf Tage Wartezeit seien für eine Anmeldung beim Straßenverkehrsamt für den Kreis Recklinghausen mittlerweile normal geworden, teilweise dauere es sogar länger, sagt er.
Da sich die Auslieferung der Fahrzeuge an die Kunden dadurch verzögere, müsse das Autohaus mit hohen Summen in Vorkasse gehen. Das berge finanzielle Risiken, denn mit der Vorfinanzierung würden auch Zinsen einhergehen. Zudem übe auch die zuständige Bank Druck aus. Diese angespannte Lage müsse den Kunden erstmal vermittelt werden, so Katzner. „Inzwischen können wir unsere Kunden darauf vorbereiten. Als es ab Ostern schwieriger wurde, Termine zu bekommen, war der Ärger noch sehr groß.“ Einige Kunden seien aufgrund der Sorge, das Autohaus könnte ihr Geld veruntreut haben, nervös geworden.
Lange Wartezeiten sorgen für Anspannung bei Gladbecker Autohäusern
In anderen Gladbecker Autohäuser ist die Lage ähnlich. „Das Amt in Marl ist eine Vollkatatrophe. So etwas habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt“, sagt Stefan Ronczek vom Autohaus Schubert. „Seit rund zwei Monaten ist die Lage schon so. Wir warten rund zwei Wochen auf einen Anmeldetermin.“ Für ihn besonders ärgerlich: „Wir bekommen keine Rückmeldungen auf unsere Fragen an das Amt.“ Deshalb sei es besonders zu Beginn schwierig gewesen, die Situation den Kunden zu erklären.
Das Autohaus Schubert arbeitet normalerweise mit einem Dienstleister zusammen, der sich um die Anmeldung der Fahrzeuge kümmert. „Wir versuchen inzwischen außerdem, selbst Termine zu bekommen und schicken einen Mitarbeitenden dann nach Marl“, erzählt Ronczek. Das funktioniere aber auch nicht immer, so sei eine Autohaus-Mitarbeiterin zuletzt vor Ort sehr unfreundlich behandelt und letztlich abgewiesen worden. „Wir fragen uns inzwischen schon, ob dem Marler Straßenverkehrsamt überhaupt daran gelegen ist, unsere Anliegen zu bearbeiten.“ Auch das Autohaus Schubert muss die Neuwagen nun länger vorfinanzieren. „Für uns ist das zum Glück kein akutes Problem, aber möglicherweise sind Kleinunternehmer, die etwa einen Transporter anmelden müssen, stärker betroffen“, sagt Ronczek.
Entlastungsmaßnahmen sind bislang ohne Wirkung
Um die Personallage zu entspannen, hatte das Straßenverkehrsamt zuletzt umfangreiche Maßnahmen angekündigt. Unter anderem sollen Überstunden und Wochenenddienste die angehäufte Arbeit abbauen. „Rückstände konnten so verringert werden“, heißt es auf Nachfrage seitens der Kreisverwaltung. Kurzfristig helfen unter anderem Auszubildende im Straßenverkehrsamt aus. Intensiv werde außerdem nach Personal für die offenen Stellen gesucht, um perspektivisch einen besseren Service anbieten zu können. „Die neuen Kolleginnen und Kollegen müssen aber zunächst eingearbeitet werden.“ Eine Wirkung aufgrund der neu besetzten Stellen dürfte somit erst verzögert einsetzen. Laut Ronczek haben die kurzfristigen Maßnahmen die Situation bislang nicht verbessert.
Thorsten Reese, Verkaufsberater im Autohaus Lucas, kann das bestätigen und klagt: „Wir warten teilweise auch mal bis zu drei Wochen auf einen Termin.“ Das Autohaus nutzt ebenfalls einen externen Dienstleister für die Anmeldung. Das bringe aber zurzeit kaum etwas: „Von denen werden wir leider auch nur vertröstet.“ Besser sei es in den anderen Straßenverkehrsämtern im Ruhrgebiet. „In Bottrop, Gelsenkirchen oder Essen sind die Wartezeiten deutlich kürzer“, berichtet Reese.
Bei anderen Verkehrsämtern der Region geht es schneller
Auch Karl-Heinz Katzner freut sich, wenn sein Autohaus in einem anderen Bezirk das Auto anmelden kann. „In Bottrop, Essen oder Gelsenkirchen ist eine Anmeldung nach zwei bis drei Tagen erledigt. Das Straßenverkehrsamt in Marl ist in der Region eindeutig das schlimmste.“ Und da sein Autohaus in Gladbeck liege, und die meisten Kunden auch von hier kämen, müssten die meisten Autos leider dort angemeldet werden.
Die Kreisverwaltung verweist bei einem Terminwunsch weiterhin auf die üblichen Anmeldewege per Telefon oder auf der Homepage des Kreises Recklinghausen. Hier würden jeden Morgen neue Termine eingestellt. „Werden Termine abgesagt, sind sie umgehend im System verfügbar“, heißt es außerdem. Wie ein WAZ-Leser aus eigener Erfahrung der Redaktion allerdings mitteilt, ist der Server der Homepage morgens aufgrund des hohen Andrangs überlastet. „Und wenn der Server dann wieder läuft, sind alle Termine bereits weg.“
Gladbecker Autohaus-Inhaber: Gesamtsituation ist unbefriedigend
Bereits seit einer Woche versuche der Vater, für seine Tochter einen Termin zur Anmeldung ihres Autos zu bekommen, bisher ohne Erfolg. „Auf Nachfrage beim Amt wurde ich auf private Zulassungsdienste verwiesen, da diese in der Regel eher einen Termin bekommen“, so der WAZ-Leser. Er wirft dem Straßenverkehrsamt vor, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger zu ignorieren. Von Seiten der Kreisverwaltung heißt es dazu: „Das Straßenverkehrsamt ist bemüht, sich um alle dringlichen Angelegenheiten zu kümmern.“
Auf Seiten der Autohäuser herrscht inzwischen Resignation. „Man kann das Amt und das Personal nicht mal groß für die Lage kritisieren“, sagt Karl-Heinz Katzner. Für die angespannte Personalsituation wären die Mitarbeitenden in der Zulassungsbehörde schließlich nicht verantwortlich. Der Autohaus-Inhaber stellt aber fest: „Für uns bleibt die aktuelle Gesamtsituation sehr unbefriedigend.“
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