Gladbeck. Spielgeräte dürfen nicht zur Gefahr werden. Deshalb werden sie eng kontrolliert. Wie der Prüfer arbeitet und welchen Platz er empfiehlt.
- 1213 Spielgeräte gibt es auf den Spielplätzen, Schulhöfen und den städtischen Kita-Geländen in Gladbeck.
- Peter Leuschner ist einer von zwei Spielplatzprüfern beim ZBG, die die Sicherheit der Geräte gewährleisten.
- Mit Spezialgeräten ist er unterwegs und stellt sicher, dass die Verletzungsgefahr für die Kinder so gering wie möglich ist.
Peter Leuschner sticht den Spaten in den Sand. Zufrieden schaut er auf die grüne Markierung am Stiel des Werkzeugs. Sie verschwindet im Sand. Für Leuschner ein gutes Zeichen, sagt es ihm doch, dass die Schicht oberhalb des Fundaments des Klettergerüsts dick genug ist. 20 Zentimeter sind als Fallschutz vorgeschrieben bei abgerundeten Fundamenten, ansonsten 40.
Peter Leuschner ist Spielplatzkontrolleur, einer von zweien beim ZBG. Gemeinsam mit seinem Kollegen kümmert er sich um die Sicherheit auf den Gladbecker Spielplätzen. 1213 Geräte muss das Duo regelmäßig checken.
Bei der Jahreshauptprüfung wird der Spielplatz auf links gedreht
Gibt es Gefahrenstellen auf den Gladbecker Spielplätzen? Dieser Frage gehen die Experten kontinuierlich nach. Einmal wöchentlich, bei stark frequentierten Spielplätzen sogar häufiger, kommt Peter Leuschner zur Sicht- und Funktionsprüfung vorbei. Alle acht bis zehn Wochen steht dann für jeden Spielplatz die operative Inspektion an, da prüfen Leuschner und Kollegen alle Geräte auf Verschleiß.
Einmal im Jahr steht dann die Jahreshauptuntersuchung an. Dann dreht Peter Leuschner so einen Spielplatz quasi einmal auf links, dann wird alles unter die Lupe genommen, jedes Sandkorn umgedreht.
In Rentfort-Nord an der Berliner Straße hat Leuschner den Spaten inzwischen im Anschlag. Nun geht es darum, das Fundament freizulegen. Er muss es auf Beschädigungen kontrollieren. Gleiches gilt für den Mast des Klettergerüsts. Zeigen sich irgendwo Spuren von Korrosion? Bei dem Gerät ist die Kontrolle besonders wichtig, handelt es sich bei dem Kletterturm doch um ein „Einholmgerät“. Bedeutet: Es gibt nur diesen Mast, der alles tragen muss.
Dann klettert der Experte schnell das Netz empor, prüft oben die Holzbauteile des Gerüsts. Sein Werkzeug für diese Prüfung: der Hammer. Damit klopft Leuschner das Holz ab, der Klang gibt ihm Auskunft über dessen Zustand. Seit 20 Jahren ist er als Spielplatztester in der Stadt unterwegs, entsprechend routiniert und erfahren macht er die Arbeit. Das hilft bei diesen Klopftests.
Und wenn sich der Ton verändert? Dann hat der 55-Jährige noch ein Ass im Ärmel. Mittels eines Bohrwiderstandsmessgeräts könnte er in so einem Fall prüfen, wie es um die Holzteile der Spielgeräte bestellt ist. An diesem Kletterturm gibt es vier hölzerne Querbalken, die zeigen erste Abnutzungsspuren. Es droht noch keine Gefahr, wäre es anders, müsste er das Gerät sofort sperren. Doch der Austausch ist schon veranlasst. „Wir werden eine Firma damit beauftragen“, sagt Leuschner.
Sämtliche Ergebnisse seiner Prüfung überträgt er sofort in ein Tablet, daraus kann er auch Arbeitsaufträge für die ZBG-Kollegen generieren, die für die Instandhaltung und Pflege der Spielplätze zuständig sind. Und wenn der Experte unterwegs ist, fällt für die Kollegen meist irgendwas an. Deshalb werde er scherzhaft von den Kollegen auch „Übelpeter“ genannt, „weil ich immer für Arbeit sorge“, sagt Leuschner und lacht.
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Aber die Stadt habe nun einmal die Verkehrssicherungspflicht. „Und mir liegt die Sicherheit der Kinder am Herzen.“ Am Ende trägt der Spielplatzprüfer auch die Verantwortung, handelt er fahrlässig, haftet er möglicherweise sogar persönlich. Spezialgeräte helfen ihm da weiter. Zu seiner Ausrüstung gehören auch Prüfkörper. Sie haben die Größe von Kinderköpfen oder Hälsen. Damit überprüft Leuschner Öffnungen und Spalten. Wo der kleine Kinderkopf durchpasst, muss auch ein großer Schädel durchpassen, so ist sichergestellt, dass kein Kind hängen bleibt.
Ein weiteres Gerät aus seiner Werkzeugtasche: An einem Metallstab ist eine Kette befestigt, an deren Ende baumelt etwas, das aussieht wie ein Gummistöpsel für einen Abfluss. Damit werden etwa Rutschen auf Ecken und Kanten überprüft, damit sich keine Schnüre von Anoraks oder Kapuzenpullovern verhaken – Strangulationsgefahr. Die Ketten, an denen die Schaukeln baumeln, stehen ebenfalls auf der Prüfliste. Die Kettenglieder müssen so eng sein, dass kein Kinderfinger sich verfangen kann.
Mit der Kettensäge Spielgeräte auf Gladbecker Spielplätzen zerstört
Den Vandalismus auf Spielplätzen habe man inzwischen gut im Griff, sagt Peter Leuschner. Trotzdem sieht er immer wieder Ergebnisse blanker Zerstörungswut, auch hier auf dem Spielplatz Berliner Straße. „Da haben Leute eine Kettensäge eingesetzt und ein Klettergerüst zerstört“, erinnert er sich. Besonders perfide: „Vor drei oder vier Jahren haben Unbekannte Schaukelketten angesägt und mit Bolzenschneidern beschädigt“, erinnert sich der Spielplatzprüfer. Nicht auszudenken, was da hätte passieren können.
Kleinere Reparaturen erledigt Leuschner vor Ort selbst. Geht es darum, Holzteile abzuschleifen, damit sich niemand Splitter einfängt, oder auch Schrauben auszutauschen, dann wird der Prüfer Handwerker – um nur zwei Beispiele zu nennen. Für den 55-Jährigen kein Problem, hat er doch selbst lange die Spielplätze instand gehalten. Er ist gelernter Maler und Lackierer, hat als solcher 1986 beim ZBG angefangen und zunächst die Spielplätze repariert und aufgearbeitet. Er hat sich weitergebildet, ist inzwischen Sachverständiger für Spielplatzgeräte und seit 20 Jahren im Einsatz.
Digitalisierung macht auch das Leben für Spielplatzprüfer leichter
Deutschland gilt – nicht zu Unrecht – als Land der Regeln und Normen. Das bilden Geräte auf dem Spielplatz keine Ausnahme. Es gibt DIN-Normen, deren Einhaltung Leuschner überprüfen muss. Und dabei gibt es Unterschiede, je nachdem, ob es sich um ein Spielgerät handelt oder technisch gesehen um ein Sportgerät wie etwa eine Tischtennisplatte. Aus dem Auto holt Leuschner ein Handbuch. Knapp 900 Seiten ist es dick, hier stehen alle Details drin.
Zum Glück macht die Digitalisierung das Leben aber auch für Spielplatzprüfer einfacher. Auf seinem Tablet kann Leuschner auf eine Datenbank aller Gladbecker Spielplätze zugreifen. Ruft er einen davon auf, werden ihm alle Geräte, die dort stehen, angezeigt. Ein Fingertipp auf das Gerät und Leuschner sieht, was er prüfen muss und kann auch die Prüfergebnisse der Vergangenheit abrufen. Und so kann eine Jahreshauptuntersuchung dann auch mal fünf Stunden oder länger dauern. Sie stehen immer zu Saisonbeginn an, gerade sind Leuschner und sein Kollege mit allen Spielplätzen durch. Es sind anstrengende Tag, an denen am Ende bis zu 28.000 Schritte auf dem Zähler stehen.
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Was das für einen Prüfer komplizierteste Gerät auf Gladbecks Spielplätzen ist? Peter Leuschner muss nicht lange überlegen: die Riesenschaukel in Wittringen. Klar, streng genommen ist es nur eine Schaukel, aber hier ist es die schiere Größe, die es so schwer macht. Um die Befestigungen der Schaukel zu prüfen, brauchen die Experten einen Hubsteiger, eine Leiter reicht dafür nicht aus.
Peter Leuschner ist selbst Familienvater, seine Kinder sind allerdings nicht mehr im Spielplatzalter. Wären sie es, auf welchen würde der Experte mit ihnen gehen? „Zum Kotten Nie, das ist ja ein Spielplatz zum Thema Bauernhof, das ist eigentlich der schönste Spielplatz, den wir in Gladbeck haben.“
Gesperrte Hangrutschen: Weitere fünf werden umgebaut
Im Frühjahr des vergangenen Jahres musste die Stadt 22 Hangrutschen auf den Gladbecker Spielplätzen sperren. Der Grund: Sie entsprachen nicht mehr der gesetzlichen Norm, so die Stadt damals, sie waren eine potenzielle Gefahrenquelle für die Kinder. Erste Rutschen konnten nach Umbauten im Oktober wieder freigegeben werden. Doch noch immer sind einige der beliebten Spielgeräte dicht.
Auf Nachfrage erklärt Stadtsprecher David Hennig, dass fünf Rutschen in den kommenden sechs Monaten umgebaut und wieder für den Spielbetrieb fit gemacht werden sollen. „Hier laufen aktuell die Planungen der Maßnahmen.“ Das sind die Rutschen auf den Spielplätzen an der Albert-Einstein-Straße, Südpark, Schulstraße, Kita Vehrenbergstraße und im Wittringer Wald.
Für drei Rutschen – Kindergarten Voßstraße, Bürgerpark Butendorf sowie die große Rutsche im Südpark – seien jedoch umfangreiche Planungs- und Anpassungsarbeiten erforderlich. „Diese sollen zu einem späteren Zeitpunkt an die allgemeinen Sicherheitsanforderungen angepasst werden.“ Einen Zeitplan dafür nannte die Stadt jedoch nicht.
Der Spielplatz an der Schachtstraße werde bekanntlich komplett neu gebaut. Dies sei im Laufe des Jahres 2024 vorgesehen, so Hennig.