Gladbeck. Die Schweiz verbietet den Verkauf von Kirschlorbeer. Gladbecker Gärtner halten das für übereilt, kennen aber Alternativen zur umstrittenen Hecke.
Er wächst schnell, ist immer grün, er lässt keine neugierigen Blicke von Nachbarn und Passanten zu und ist für eine Heckenpflanze vergleichsweise günstig. Aber jetzt ist er in Verruf geraten. Die Rede ist vom Kirschlorbeer, lateinisch Prunus laurocerasus, dessen Verkauf in der Schweiz ab dem 1. September verboten ist. Sollen es die Deutschen den Eidgenossen gleichtun? „Das wäre ein bisschen viel Aktionismus“, sagt der Gladbecker Landschaftsgärtner Patrick Fink. Sein Kollege Fabian Hänel sieht’s ähnlich: So schlecht wie sein Ruf sei der Kirschlorbeer nun auch wieder nicht.
Warum wollen die Schweizer dem Kirschlorbeer an den Stamm? Weil das Schweizer Bundesamt die Gefahr einer Invasion sieht. Der Kirschlorbeer verdränge heimische Pflanzen und sei darüber hinaus für die Menschen giftig. Patrick Fink will den Ball lieber flach halten. Ja, der Kirschlorbeer sei giftig, aber nur dann, wenn man große Mengen der Früchte verzehre und dabei die Kerne zerkaue. Und da die Früchte alles andere als schmackhaft seien, sei die Gefahr einer Vergiftung doch eher gering einzustufen, so der Landschaftsgärtner.
Kirschlorber ist vor Schädlingen gefeit? Das gilt so nicht mehr
Vor 20, 25 Jahren, weiß Christof Schulte vom Gladbecker Gartencenter Schellewald zu berichten, sei der Kirschlorbeer äußerst beliebt gewesen – eben weil er blickdicht sei und schnell wachse. Einen halben Meter legt Prunus laurocerasus im Jahr zu. Das sind Nachbarn und Fußgänger schnell vom Geschehen im Garten und im Wohnzimmer ausgeschlossen. Und es sei halt auch ein „schönes, grünes Blatt“, sagt Schulte.
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Dass sich die Vögel vom Kirschlorbeer fernhalten, das kann Fabian Hänel nicht bestätigen. Er habe beim Rückschnitt auch schon Nester entdeckt, berichtet er von seinen Erfahrungen. Aber natürlich seien andere Hecken für Vögel und Insekten interessanter, ergänzt der Gladbecker Landschaftsgärtner. Auf dem heimischen Hof habe er beobachtet, dass Hühner einen Bogen um den Kirschlorbeer machen, was von Vorteil sei, wenn man das Federvieh nicht überall im Garten haben wolle. „Jede Pflanze hat ihren Zweck.“ Dass das immergrüne Heckengewächs vor Schädlingen gefeit sei, das gelte nicht mehr, so Hänel. Der Dickmaulrüssler findet Geschmack am Kirschlorbeer und knabbert gerne an den Blättern, die dann nicht mehr immergrün sind …
Das Thema beschäftigt auch die Kleingärtner. Daniel Vögeling, Vorsitzender des Vereins Offermannshof an der Buerschen Straße, will den Kirschlorbeer auf die Tagesordnung der nächsten Jahreshauptversammlung setzen. Die Schrebergärtner wollen dann diskutieren, ob sie die Pflanzen aus ihren Parzellen verbannen. Es gebe durchaus Gewächse, die in ihren Schrebergärten verboten seien, berichtet Vögeling. Alles, was giftig sei, zum Beispiel der Blauregen, habe in den Gärten nichts zu suchen. Auch Koniferen und Eiben sind nicht wohlgelitten. Der Kirschlorbeer sei in der Anlage durchaus anzutreffen, so der Vorsitzende – zum Beispiel bei denen, die sich auf ihren Terrassen in aller Ruhe und unbeobachtet sonnen wollen. Der Stadtverband der Kleingärtner in Essen hat den Kirschlorbeer dagegen schon 2020 auf die rote Liste gesetzt und in den Gärten verboten.
Die Stadt Gladbeck hat den Kirschlorbeer in der Vergangenheit gerne an verkehrsträchtigen Stellen gesetzt – zum Beispiel an der Wilhelmstraße und im Innenstadtbereich. Er habe den Vorteil, dass er nur wenig gewässert werden müsse, so David Hennig, Sprecher der Stadt. Der Zentrale Betriebshof (ZBG) habe auch noch einige Pflanzen im Bestand, vermehre sie aber nicht mehr.
Alternativen zu einer Kirschlorbeerhecke gebe es reichlich, sagt Experte Christof Schulte vom Gartencenter Schellewald und listet auf – von der Ligusterhecke über die gute alte Hainbuche bis zur Stechpalme. Jede Art von Hecke habe ihre Vor- und ihre Nachteile. Patrick Fink verweist als Alternative auf den portugiesischen Lorbeer, der nicht so schnell wachse wie der Namensvetter. Glanzmispeln würden ein wenig Farbe in die Hecke bringen, bei Weißdorn rät er, sich das sehr, sehr gut zu überlegen. Die Pflege sei nicht einfach und könne wegen der Dornen auch sehr schmerzhaft sein. „Wer einmal eine Weißdornhecke hatte, der holt sich so schnell keine mehr“, so seine Erfahrung.
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Warum nicht eine abwechslungsreiche Hecke mit verschiedenen Pflanzen setzen?, fragen die beiden Gladbecker Landschaftsgärtner. Man könne den Kirschlorbeer ja auch mit etwas Blühendem kombinieren, sagt Patrick Fink. Der Experte lässt daran aber auch keinen Zweifel: Prunus laurocerasus sei immer noch besser als ein Zaun.