Gladbeck. Es ist Tradition, dass Gladbecker Grundschüler in ihrem letzten Jahr einen Jahrgangswald pflanzen. Jetzt war es wieder so weit.
Am Fuße der Mottbruchhalde an der Kösheide pflanzen Gladbecker Viertklässler ihren Jahrgangswald.
Als Erstklässler haben sie zuvor am Kotten Nie die Setzlinge eingepflanzt.
Schon nächstes Jahr könnte das Feld voll sein und es müsste eine neue Fläche gesucht werden.
Als der Förster Markus Herber mit dem Jagdhorn bläst, kehrt schnell Ruhe ein unter den Viertklässlern, die sich am Montagvormittag auf einem Feld am Fuße der Mottbruchhalde eingefunden haben. Es ist ein besonderer Tag für die Viertklässler der Wittringer und der Südparkschule: Auf dem Areal an der Kösheide pflanzen sie heute ihren sogenannten Jahrgangswald. Vor vier Jahren hatten die Grundschüler am Kotten Nie die Samen gelegt, jetzt sind die Jungbäume ungefähr so groß wie sie selbst geworden. An Ort und Stelle sollen die dünnen Stämmchen sich nun zusammen zu einem kleinen Wald auswachsen.
Bürgermeisterin Bettina Weist ergriff nach Herber das Wort und sprach den Schülerinnen und Schülern ins grüne Gewissen: Vom Kampf gegen den Klimawandel, besserer Luftqualität, der kühlenden Wirkung der Bäume und dem Wald als Lebensraum für Tiere war da die Rede. Bäume pflanzen für die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts: „Dabei helft ihr hier heute mit“, sagte Weist, während hinter ihr die Rotorblätter des Windkraftwerks kreisten.
Vorbild für die Gladbecker Aktion ist der Jahrgangswald in Bottrop
Damit waren die aufmerksam lauschenden Grundschüler für den offiziellen Teil entlassen. Ihnen wurde an diesem Tag einiges geboten. Diverse Spiel- und Lernstationen und ein Stand des Deutschen Jagdverbands etwa gehörten dazu. Es wurde gesägt und gehämmert, gepflanzt und bestaunt. Die ausgestopften Waldbewohner am Stand von Jäger Stefan Lacher etwa, der an den Präparaten erklärte, warum zum Beispiel die Eule so besonders gut hören kann. Vor allem aber der sicht- und hörbar lebendige Wüstenbussard von Markus Fahr zog die Blicke der Kinder auf sich.
Möglich gemacht wird die alljährliche, von Sponsoren finanzierte Veranstaltung, vom Rotary Club Gladbeck-Kirchhellen, dem Regionalforstamt Ruhrgebiet, der Rektorin der Regenbogenschule Anne Frieß, der Stadt sowie dem Hegering Gladbeck. 540 Viertklässler nehmen in diesem Jahr an drei Tagen teil an der Aktion, die vor Jahren nach Bottroper Vorbild entstanden ist.
Förster Markus Herber erklärt den Gladbecker Schülern, worauf es ankommt
Worauf es ankommt, erklärt Förster Markus Herber mit einem Bund junger Eichen in der Hand: Einen geraden Wuchs, Halt und genügend Raum zum Wurzeln schlagen, damit sich der Baum später auch entfalten kann. „Und wenn ihr dann mal heiraten solltet, könnt ihr euch zusammen unter die Bäume setzen.“
Die Pflanzung eines Jahrgangswaldes: Das ist eben auch ein kleines Übergangsritual für die Viertklässler, die mit diesen Worten entlassen, jeder mit zwei Bäumchen in der Hand, Richtung Spaten stiefeln. Bald schon werden sie an weiterführende Schulen verpflanzt. Wo ein anderer Wind weht: Mit Notendruck, den Herausforderungen der Selbstfindung und der gar nicht so fernen Berufsorientierung beginnt dann so langsam der Ernst des Lebens.
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Dort angekommen sein dürften mittlerweile jene Pionierinnen und Pioniere, deren Fichten sich am Feldrand nun schon zu meterhohen Bäumen ausgewachsen haben. Davor Reih um Reih im Wuchs sich verjüngende Eichen, Hainbuchen und Ebereschen. Nächstes Jahr schon könnte das Feld voll sein, schätzt Herber. Dann müsste eine neue Fläche her, will die kommende Generation nicht die letzte sein.
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