Gladbeck. Gladbecks Erstklässler haben am „Kotten Nie“ kleine Bäumchen gepflanzt. Wie aus den knapp 2000 Sämlingen ein großer Jahrgangswald entsteht.

Mit schmutzigen Schuhen und Erde an den Händen kehrten die Erstklässler der Mosaikschule Gladbeck am Montag zurück zur Schule. Ihr Unterricht fand draußen statt, genau genommen in einem Wald, nur dass dieser Wald erst in ein paar Jahren als solcher zu erkennen ist. Denn die Schüler haben die Bäume gerade erst als Sämlinge in den Boden gesetzt.

Wie ein Wald entsteht und man Bäume pflanzt, lernen Erstklässler in Gladbeck schon seit 2014 nicht mehr nur theoretisch im Klassenzimmer. Sie packen selber mit an, graben junge Pflanzen in Töpfe ein und verbuddeln sie auf einer Grünfläche beim „Kotten Nie“ an der Bülser Straße. Vier Jahre später verpflanzen sie die kleinen Bäumchen auf einen Acker an der Welheimer Straße/Kösheide – ein „Jahrgangswald“ entsteht.

960 Erstklässler pflanzen knapp 2000 neue Bäume

Der Rotary Club Gladbeck-Kirchhellen und das Regionalforstamt Ruhrgebiet haben die Aktion ins Leben gerufen, „um den Kindern das Thema Natur und Wald näherzubringen“, sagt Rotary Club-Präsident Dr. Walter Thünker. In Bottrop gebe es diese Initiative seit 35 Jahren – mit Erfolg, wie Thünker meint: „Wenn ich dort durch den Jahrgangswald gehe, bekomme ich eine Gänsehaut.“

Lesen Sie auch

Auch in Gladbeck ist die Aktion mittlerweile bei allen Grundschulen angekommen. Am Montag setzten rund 150 Erstklässler der Mosaikschule die Sämlinge in den Boden. Innerhalb einer Woche sollen etwa 960 Schüler der Gladbecker Grundschulen zum „Kotten Nie“ kommen. Jeder bepflanzt zwei Töpfe, also wächst der Jahrgangswald um knapp 2000 Bäume. Etwa 6000 Bäume stehen schon an der Welheimer Straße.

Die Schüler setzen die Sämlinge in schwarze Töpfe ein. Dann kommen sie in den Bogen einer Grünfläche am „Kotten Nie“.
Die Schüler setzen die Sämlinge in schwarze Töpfe ein. Dann kommen sie in den Bogen einer Grünfläche am „Kotten Nie“. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Noch sind die Stöckchen im Boden so klein, dass man sie fast gar nicht sieht. Damit daraus große Eichen, Linden und Buchen in einem dichten Wald werden, brauchen die Sämlinge viel Pflege. In den ersten Jahren übernehmen das die Helfer des „Kotten Nie“, wie der Förderverein-Vorsitzende Walter Pietzka erklärt: „Wir schneiden Unkraut weg, gießen und schützen die Pflanzen vor Wildbefall.“

Wie aus den jungen Bäumen ein Jahrgangswald entsteht

Sobald die Schüler die jungen Bäume nach vier Jahren in den Jahrgangswald eingepflanzt haben, kümmert sich der Landesbetrieb Wald und Holz NRW um die Pflanzen. Damit gelangen sie unter die Obhut von Förster Markus Herber, der im Bezirk Bottrop des Regionalforstamtes Ruhrgebiet für Gladbeck zuständig ist.

Nicht alle Sämlinge der Schüler bleiben am Ende im blühenden Wald übrig, wie Förster Herber erklärt. Nach zwei Jahren würden die Äste der Bäumchen bereinigt. „Dann wählen wir die vitalsten Bäume aus. Die bleiben stehen.“ Alle Pflanzen, die die vitalen Bäume bedrängen, würden entfernt, damit die Baumkronen wachsen können. Diese Prozedur würde regelmäßig wiederholt. „Im Alter sind dann noch rund 150 Bäume im Wald übrig“, sagt Herber.

++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! ++

Seiner Meinung nach würden viele Schulkinder die Bedeutung der Wälder für die Umwelt durch die Aktion erst so richtig begreifen. Und begreifen meint er dabei wörtlich: „Viele greifen ja zum ersten Mal in den Mutterboden.“ Das sollen sie auch: „Deswegen bekommen sie von uns weder Schaufel noch Handschuhe.“