Bottrop-Kirchhellen. Es gibt eine Haltestelle in Bottrop, an der hat die Vestische in den vergangenen Jahren keine Ein- oder Aussteiger gezählt. Ein Besuch.
Es ist 15.03 Uhr, da kommt ein Bus die Utschlagstraße hinuntergefahren. Will er etwa die Haltestelle ansteuern, die am unbefestigten Straßenrand zwischen grüner Wiese auf der einen und noch eher kahlen Büschen auf der anderen Seite liegt? Nein, will er nicht; das als „Schulbus“ gekennzeichnete Gefährt hat eindeutig ein anderes Ziel, rauscht weiter Richtung Kirchhellen.
Ehrlich gesagt: Alles andere wäre arg verwunderlich gewesen. Denn diese Bushaltestelle hier, „Hetkamp“ mit Namen, ist offiziell die einsamste Haltestelle der Vestischen in Bottrop.
„Hier haben wir von 2019 bis einschließlich 2023 keine Ein- oder Aussteiger gezählt“
Vestische-Sprecher Christoph van Bürk hat extra seine Kollegen der Fahr- und Angebotsplanung auf die Suche nach der einsamsten Haltestelle angesetzt. Die nüchterne Analyse der Nahverkehrsexperten lautet so: „Anhand der Nachfragedaten kann es nur eine Bushaltestelle der Linie 269 westlich von Kirchhellen sein, wo lediglich Einsatzwagen verkehren. Nach Prüfung der Fahrgastzahlen 2019, 2021, 2022 und 2023 und der einsamen Lage an einem einzelnen Wohngrundstück kommt ,Hetkamp‘ infrage.“
Hier, setzt Christoph van Bürk noch hinzu „haben wir von 2019 bis einschließlich 2023 keine Ein- oder Aussteiger gezählt“.
Schulbusse gehören zu den erwähnten Einsatzwagen. Theoretisch könnte zum „Hetkamp“ auch ein Taxibus geordert werden. Das jedenfalls verrät der Fahrplan, der in einem schon etwas angeschmutztem Rahmen an der Haltestelle steckt und darauf hinweist, dass auf dieser Strecke die Linie 269 unterwegs ist. Wochentags kommt der Bus in Richtung Schneiderstraße/Grafenwald ab 5.34 Uhr stündlich vorbei, in Richtung Im Pinntal/Kirchhellen ab 5.53 Uhr.
Indes: Jede Uhrzeit in der Übersicht ist mit einem „A“ gekennzeichnet, was bedeutet: Wer hier einsteigen möchte, kann nicht einfach auf einen normalen Linienbus warten, sondern muss spätestens eine Dreiviertelstunde vor der planmäßigen Abfahrt unter 02366 186 186 oder vestische.de ein Taxi ordern.
Die einsamste Haltestelle Bottrops: Zwei Wohnhäuser liegen ganz nah am Busstopp
Wer nun aber denkt, die einsamste Haltestelle Bottrops liege im absoluten Nirgendwo, der irrt ein bisschen. Auf den ersten Blick erstrecken sich hier rechts und links der eher schmalen, von Überlandleitungen gesäumten Utschlagstraße, die von Grafenwald nach Kirchhellen (bzw. umgekehrt) durch die Felder führt, zwar in erster Linie menschenleere Flächen. Aber zwei Wohnhäuser liegen doch ganz nah an dem Busstopp, eines direkt am Straßenrand an der Abzweigung zur Straße Hetkamp, eins eine Stichstraße entfernt. Und eine am Straßenrand abgestellte Mülltonne zeugt sehr eindeutig von Bewohnern.
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Auf der einen Seite brummt direkt neben der Haltestelle ein grüner Stromkasten, den sogar Graffiti-Schriftzüge verzieren (oder eher: verschandeln). Irgendwer muss also schonmal hier für mindestens ein paar Minuten gestoppt und Zeit verbracht haben. Was vielleicht nur dem auffällt, der ein kleines bisschen länger verweilt: Der eine Haltestellen-Mast „Hetkamp“ ist gelb lackiert und der andere gegenüber rot.
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Autos passieren die Haltestelle zu dieser nachmittäglichen Stunde kaum, dafür zwei Fahrradfahrer. Eineinhalb Kilometer sind es von hier aus in die Dorfmitte von Kirchhellen. Der Blick kann weit über flaches Land schweifen; die Schornsteine von Scholven sind ebenso zu erkennen wie der Kirchhellener Kirchturm und drei Windräder dahinter.
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint an diesem Nachmittag, und zu allem tirilieren die Vögel. Wozu, möchte man fast fragen, sollte man eigentlich überhaupt aus dieser Idylle hier wegwollen?