Gladbeck. Waren wirklich Aliens zu Besuch? Eher nicht, lautet meist die Antwort der UFO-Forscher der GEP. Wie sie die Sichtungen über Gladbeck erklären.

Später Nachmittag, der Abend bahnt sich an, an jenem Tag im Jahre 2017 in Gladbeck-Schultendorf. Ein Anwohner und sein Nachbar stehen auf der Straße und blicken in den Himmel. Was sie da sehen, können sie sich nicht erklären. Ein rundes Objekt, außen orangefarben strahlend und innen krisselig-blau, schwebt langsam und geräuschlos über der Stadt. Nach etwa zehn Sekunden verharrt es kurz an einer Stelle – und schießt dann plötzlich steil in den Himmel, so schnell, dass die beiden Männer das eigentliche Objekt gar nicht mehr wahrnehmen können, nur ein Nachleuchten.

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Wer an die Existenz außerirdischen, intelligenten Lebens glaubt, für den ist klar: Das war ein UFO, ein „unbekanntes Flugobjekt“, das da über Gladbeck unterwegs war. Wobei der Gedankengang „UFO gleich Aliens“ eigentlich nicht ganz richtig ist. „UFO heißt ja nicht automatisch außerirdisches Leben, sondern beschreibt wortwörtlich ein fliegendes Objekt, das nicht eindeutig eingeordent werden kann. Deswegen benutzen wir heute auch den Begriff UAP, Unidentified Aerial Phenomena (unindentifiziertes Luftfahrt-Phänomen).“

„Heute glaube ich nicht mehr, dass wir gerade von Außerirdischen besucht werden“

So erklärt es Hans-Werner Peiniger, Vorsitzender der „Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens“ (GEP) seit ihrer Gründung 1972. „Ich habe schon mit 15 angefangen, mich für da Thema zu interessieren, als Amateur-Astronom. Damals war für mich klar, dass solche Sichtungen Aliens sein müssen, ich war regelrecht enthusiastisch.“ Er sei aber kritischer geworden mit der Zeit, „heute glaube ich nicht mehr, dass wir gerade von Außerirdischen besucht werden.“

Denn er hat seine Erfahrungen gemacht. Gut 5500 Beobachtungen haben Peiniger und die aktiven der rund 200 Vereinsmitglieder untersucht, gemeldet von Menschen aus ganz Deutschland. Etwa fünf Prozent der Sichtungen habe man nicht abschließend erklären können – was natürlich noch lange nicht heißt, dass tatsächlich die kleinen, grünen Männchen zu Besuch waren. „In den seltensten Fällen können wir am Ende mit hundertprozentiger Sicherheit eine Aussage treffen. Aber wenn etwas aussieht wie ein Hund, sich bewegt wie ein Hund und bellt wie ein Hund, ist es auch meistens ein Hund.“

UFOs über Gladbeck – oder doch nur Himmelslaternen?

So zum Beispiel bei einer der anderen drei UFO-Sichtungen über Gladbeck. Am 28. August 1992 sah ein 78 Jahre alter Gladbecker ein „dunkles, geräuschloses Dreieck“ am Himmel fliegen – das GEP-Mitglied, das den Fall damals behandelte, ging davon aus, dass der Mann ein Flugzeug missinterpretiert hatte. Im September 1995 wollten zwei Zeugen ein Konstrukt am Himmel gesehen haben, das sie als „pechschwarzes Kleinflugzeug mit einem ‚angepappten‘, ebenfalls pechschwarzen Hubschrauber“ beschrieben.“ Weil die GEP aber auf Nachfrage keine weiteren Informationen erhielt, wurde der Fall mit „ungenügenden Daten“ abgeschlossen.

Wenn etwas aussieht wie ein Hund, sich bewegt wie ein Hund und bellt wie ein Hund, ist es auch meistens ein Hund.
Hans-Werner Peiniger - UFO-Forscher

Und dann sind da noch die vier Gladbecker, die im Juli 2010 „drei orange-leuchtende Objekte“ am Himmel sahen, die in Dreiecksformation Richtung Bottrop flogen. „Unserer Einschätzung nach, hat es sich um Himmelslaternen gehandelt“, so die GEP. „Die vier Gladbecker Fälle sind typisch für unsere alltägliche Arbeit“, sagt Peiniger, „wir haben oft Fälle mit ungenügenden Daten. Die nehmen wir aber trotzdem in unser Register auf.“

UFO-Forschung: „Das ist nicht wie bei Akte X“

Der größte Teil der Arbeit finde am Schreibtisch statt, „das ist nicht wie bei Akte X“. Wenn eine neue Sichtung gemeldet wird, setzen sich die Forscher mit den Zeugen in Verbindung, um noch mehr Details in Erfahrung zu bringen. „Dann überprüfen wir den Luftraum zum Zeitpunkt der Sichtung, die meteorologischen Gegebenheiten und die astronomischen Konstellationen.“ Gut möglich nämlich, dass der Zeuge ein Militärflugzeug, ein Wetterphänomen oder einen ungewöhnlich hellen Stern für ein UFO gehalten hat – oder Elon Musks Starlink-Satelliten. „Das war vor ein paar Jahren ein Trend, wenn die Satelliten gestartet wurde, sahen sie aus wie eine Lichterkette am Himmel. Da gab es einige Meldungen.“

Nur in sehr seltenen Fällen forscht die GEP tatsächlich vor Ort, Peiniger erinnert sich an einen Außeneinsatz. „Da hat ein Zeugen angegeben, dass in seinem Garten ein UFO gelandet ist. Wir haben Bodenproben genommen, konnten aber nichts nachweisen.“ „Ergebnisoffen“ ist der Schlüsselbegriff bei der GEP, und Seriosität das Gebot der Stunde. Werden die ehrenamtlichen Forscher denn nicht mit Gruppen über einen Kamm geschoren, die in jedem Wetterballon eine Alien-Invasion sehen, Stichwort „Aluhut“?

„Damit hatten wir eigentlich nie große Probleme“, erklärt Peiniger, „klar, manchmal kommt es vor. Aber mittlerweile ist das Thema UFO mehr in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Behörden beschäftigen sich damit, die NASA, und an der Universität Würzburg gibt es mit Dr. Hakan Kayal einen Professor, der das Zentrum für Extraterrestrik leitet.“ Für Hans-Werner Peiniger hat sich der Fokus seiner Leidenschaft seit den Jugendtagen ohnehin verschoben. „Ich suche nicht mehr nach dem Beweis, dass Aliens unter uns sind. Mich fasziniert die Detektivarbeit, mit der wir an die Sichtungen herangehen.“ Wer übrigens Mitglied bei der GEP werden möchte, kann auf der Internetseite ufo-forschung.de beitreten. Übrigens: Ob ihre Mitglieder an die Existenz außerirdischen Lebens glauben, ist für die GEP nicht von Bedeutung.