Gladbeck. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sind schwerwiegend. Vor Gericht stellte sich der Angeklagte (37) aber eher als Opfer denn als Täter dar.

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft klangen gravierend. Ein 37-Jähriger soll mehrere Männer massiv bedroht, zwei geschlagen und dabei verletzt haben. Vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Gladbeck stellte sich der Mann, der vor etwa drei Jahren aus der spanischen Exklave Melilla in Marokko nach Deutschland kam, allerdings eher als Opfer denn als Täter dar.

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Seit Mai 2022 wohnte er bei einem Bekannten in Gladbeck. Als der ihn nach wiederholten Streitigkeiten vor die Tür setzen wollte, soll er ihm gedroht haben, ihn umzubringen. Zwei Tage später, so die Anklage, habe er auf der Straße, direkt unter dem Schlafzimmerfenster dieses Bekannten, ein Küchenmesser in der Hand gehalten und erneut lautstark gedroht.

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Einen anderen Mann soll er einige Tage später an einem anderen Ort aufgefordert haben, nach draußen zu kommen und dort mit einem Grillrost gegen dessen Arme und Kopf geschlagen haben. Vor einem Kiosk an der Horster Straße habe er mit einer Eisenstange auf einen dritten Mann eingeschlagen.

Angeklagter sagt aus, er habe seine Frau verteidigen müssen

Der Angeklagte bestritt beziehungsweise relativierte die Vorwürfe und sprach von Provokationen. Er sei bestohlen, seine Lebensgefährtin mit Messern bedroht und geschlagen worden. Auch auf ihn sei einer der Männer mit einem Messer losgegangen. Er habe seine Frau und sich verteidigen müssen.

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Sie könnte – aus Sicht des Angeklagten – Ursache des ganzen Zoffs gewesen sein, ist sie doch die Ex-Freundin eines der anderen Männer. Der lange schwelende Zwist scheint inzwischen ausgeräumt zu sein. Der Bekannte, bei dem der Angeklagte gewohnt hatte, sagte als Zeuge zwar, er sei bedroht worden, wolle die ganze Geschichte aber vergessen. „Ich will mit all dem nichts mehr zu tun haben. Wir haben uns in der vergangenen Woche ausgesprochen und jetzt ist alles in Ordnung.“ Ein zweiter Zeuge berief sich auf Erinnerungslücken: „Ich weiß nicht, wie der Grillrost auf meinem Kopf gelandet ist.“

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Nach diesen Aussagen konnten alle anderen Zeugen unverrichteter Dinge gehen. Im Einverständnis zwischen Staatsanwältin, Verteidiger und Gericht wurde das Verfahren wegen geringer Schuld eingestellt. Der 37-Jährige muss 300 Euro an die Ordensgemeinschaft der Amigonianer überweisen.