Am Gladbecker Amtsgericht wurden 173 Fenster ausgetauscht. Die Arbeiten haben lange gedauert, jetzt erstrahlt das Gebäude in neuem Glanz.
Die Arbeiten an der Fassade und der Austausch der 173 Fenster des Gladbecker Amtsgericht sind nach mehr als einem Jahr abgeschlossen. Länger als ein Jahr war der Altbau des Amtsgerichts an der Ecke Schützen-/Friedrichstraße hinter Gerüsten und Planen verschwunden. Jetzt sind die Hüllen gefallen, die Arbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude, Baujahr 1916, abgeschlossen. 173 Fenster mussten ausgetauscht werden, die Fassade ist nicht mehr beige gestrichen, sondern weiß und grau, analog zum ehemaligen Finanzamt schräg gegenüber.
„Das sieht toll aus, ist kein Vergleich mehr zu vorher. Wir sind sehr zufrieden“, freut sich Geschäftsleiter Dirk Eisenberg und spricht den Handwerkern ein großes Lob aus: „Alle haben tolle Arbeit geleistet.“ Apropos Arbeit: Für das Team im Amtsgericht war die Bauphase nicht besonders angenehm. Monatelang Handwerker auf allen Fluren, Lärm, Schmutz, zugeklebte Fenster, künstliches Licht. Der Betrieb konnte trotzdem fast ohne Einschränkungen weiterlaufen.
Unvorhersehbare Komplikationen bei der Renovierung
Eigentlich sollten die Arbeiten schon im Herbst vergangenen Jahres abgeschlossen sein, „aber es gab Probleme, die niemand vorhersehen konnte“, erklärt Dirk Eisenberg die Zeitverzögerung. „Wegen des Denkmalschutzes durfte nur schadhafter Putz entfernt und erneuert werden. Bei den Arbeiten fiel auf, dass viel mehr Stellen betroffen waren als gedacht.“ Insgesamt haben die Handwerker 1300 Quadratmeter Putzfläche und 180 Quadratmeter Natursteinfläche bearbeitet.
Der ehemalige Haupteingang unter dem aus einem 65 Zentner schweren Steinblock gehauenen Adler an der Friedrichstraße hat jetzt wieder eine Holztür, so wie vor einer früheren Renovierung, als eine Glastür mit Metallrahmen eingesetzt wurde. Der Zu- und Ausgang bleibt aber im Neubau an der Schützenstraße. „Der alte Eingangsbereich ist zu klein für die notwendigen Sicherheitskontrollen und außerdem nicht barrierefrei“, so der Geschäftsleiter. Er diene künftig als Rettungsausgang.
Neben der großen Tür gibt es noch eine kleine, zuletzt aus Metall, jetzt aus weiß gestrichenem Holz, passend zu den Fenstern. Durch diesen Eingang führt eine Treppe direkt in den großen Sitzungssaal des Amtsgerichts, gedacht für Verhandlungen mit außergewöhnlich vielen Besuchern. Die kleine Tür gegenüber dem Jovyplatz dagegen ist nur eine Attrappe. Bis Anfang der 2000er Jahre führte sie zur Hausmeisterwohnung. Dann wurde sie nicht mehr gebraucht und zugemauert. Die Denkmalschutzbehörde entdeckte die Tür auf alten Fotos und legte Wert auf Wiederherstellung.
Sicherung, damit angeklagte Häftlinge nicht fliehen
Auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude fällt jetzt ein großer „Käfig“ ins Auge. Im Zuge der Arbeiten wurde diese „gesicherte Gefangenenzuführung“, wie es so schön im Amtsdeutsch heißt, aufgestellt. Angeklagte, die aus der Haft zur Verhandlung gebracht werden, steigen im „Käfig“ aus dem Transporter, ein Gerichtsmitarbeiter verschließt die Tür wieder und übernimmt den Häftling. Dirk Eisenberg: „Bei uns ist zwar noch niemand geflohen, aber wir erfüllen eine Vorgabe des Landes.“
Insgesamt 1,4 Millionen Euro hatte der Eigentümer des Amtsgerichtsgebäudes, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, für Fassadensanierung veranschlagt. Aber die nicht vorhersehbaren zusätzlichen Arbeiten hatten nicht nur Auswirkungen auf den Zeitplan, sondern auch auf die Finanzen. Dirk Eisenberg kennt die genauen Zahlen nicht, weiß aber, dass „die Kosten erheblich überschritten“ wurden.