Gladbeck. Wer in Gladbeck ein eigenes Haus besitzen möchte, braucht einer neuen Berechnung zufolge mehr als 5000 Euro monatliches Nettoeinkommen.
- Das Pestel-Institut hat eine Berechnung veröffentlicht, wie viel Familien monatlich verdienen müssen, um sich Eigentum leisten zu können.
- Der Preis für’s Eigenheim schwankt dabei in Gladbeck zwischen 200 und 300 Euro pro Quadratmeter, je nach Lage.
- Eine Familie braucht den Berechnungen zu Folge jeden Monat mehr als 5000 Euro Netto-Einkommen, um sich ein 95 Quadratmeter großes Reihenhaus zu leisten.
Der Traum vom eigenen Reihenhaus – den versuchen viele Familien für sich zu erfüllen. Doch angesichts der Entwicklung am Bau wird das nicht einfacher. Das Pestel-Institut hat für den Kreis Recklinghausen nun einen „Machbarkeits-Check-Wohneigentum“ vorgelegt. Darin geht es um die Frage, wie hoch das monatliche Einkommen einer Familie sein muss, um sich Eigentum leisten zu können.
Zugrunde gelegt haben die Experten in ihren Berechnungen den Neubau eines Reihenhauses mit 95 Quadratmetern Wohnfläche – ein Zuhause für eine vierköpfige Familie. „Das Reihenhaus punktet bei den Baukosten. Außerdem ist das Verhältnis von der Wohnfläche zur Grundstücksgröße erheblich besser als beim frei stehenden Einfamilienhaus. Es ist damit eine attraktive Variante fürs Wohnen im Eigentum, erläutert Ökonom Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts, die Auswahl.
Familie braucht in Gladbeck 5400 Euro Monatseinkommen
Bei ihren Berechnungen kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass im Kreis Recklinghausen eine Familie ein monatliches Netto-Einkommen von 5400 Euro benötigt, um sich Wohneigentum leisten zu können, hinzu komme ein Eigenkapital von rund 42.000 Euro.
Doch gilt diese Grenze so auch für Gladbeck? Oder kommt man hier noch mit einem etwas geringerem Budget dem Traum vom Reihenhäuschen näher? Auf Nachfrage der Lokalredaktion verneint Matthias Günther: „Gladbeck scheint - zumindest vom Preisniveau her - durchaus typisch für den Kreis Recklinghausen zu stehen. Der im Grundstücksmarktbericht 2023 für Gladbeck ausgewiesene Bodenrichtwert für Reihenhäuser entspricht mit 260 Euro pro Quadratmetern exakt unserem Ansatz für den Kreis Recklinghausen.“
Zinsen und aktuelle Baukosten als weitere entscheidende Faktoren
Tatsächlich weist der entsprechende Bericht den Quadratmeterpreis in mittlerer Lage aus. Es geht allerdings – nur fürs Grundstück – in Gladbeck auch etwas günstiger. Für die einfache Lage gibt der Marktbericht einen Quadratmeterpreis von 200 Euro an, in guter Lage müssen dagegen 300 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden.
Neben den lokalen Baulandpreisen hat das Pestel-Institut bei seinen Berechnungen weitere Kriterien herangezogen. Entscheidende Faktoren seien dabei vor allem die Zinsen sowie die aktuellen Baukosten gewesen. „Bei der Bewertung der Haushalte, die sich einen Reihenhaus-Neubau leisten können, ist die Zahl der Verdiener nicht entscheidend. Es kommt nur auf die Höhe des Nettoeinkommens an – egal, ob als Lohn, Gehalt, Rente oder Pension. Dabei liegt die angesetzte Grenze der monatlichen Belastung für die Finanzierung von Wohneigentum bei 40 Prozent vom Haushaltseinkommen“, erläutert Matthias Günther.
Vergleiche mit Gladbecks Nachbarstädten
Und so kamen die Experten eben auf ein nötiges Netto-Einkommen von 5400 Euro in Gladbeck für das Eigenheim. Zum Vergleich: Für Essen haben die Experten ein nötiges Einkommen von 5800 Euro errechnet, für Bottrop liegt es bei 5500 Euro. Günther spricht in dem Zusammenhang von einer „Verdiener-Elite“ Wirklich viele seien das nicht. „Für alle anderen Haushalte ist Wohneigentum nur machbar, wenn der Staat den Menschen dabei unter die Arme greift – Familien genauso wie Partnerschaften, Singles oder Wohngemeinschaften, die sich die eigenen vier Wände bauen und darin wohnen wollen“, sagt der Ökonom.
Er spricht sich daher für „Bauhilfen fürs Wohneigentum“ aus und fordert den Bund auf, entsprechende Weichen zu stellen. Günther plädiert für eine „finanzielle Starthilfe“ in Form eines staatlichen Baudarlehens, das könne fehlendes Eigenkapital ersetzen und durch einen „langfristigen Niedrigzins“ Sicherheit bieten. „Bei einem Bundes-Baudarlehen mit einem 1,5-Prozent-Zins würde sich das notwendige Einkommen für den Neubau eines Reihenhauses im Kreis Recklinghausen nach Berechnungen des Pestel-Instituts auf 3.400 Euro netto im Monat reduzieren“, heißt es seitens des Instituts.
Wohneigentumsquote im Kreis Recklinghausen liegt bei 40,8 Prozent
In seiner Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt hat das Hannoveraner Institut zudem die Wohneigentumsquote für den Kreis ermittelt. Die liege bei 40,8 Prozent. In ihrem Bericht zeichnen die Experten zudem ein eher düsteres Bild. Im ersten Halbjahr 2022 seien demnach im gesamten Kreis lediglich 165 Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser erteilt worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es demnach 191.
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Bei der Untersuchung hat das Pestel-Institut vor allem die Gruppe der 25- bis 40-Jährigen im Visier, die beim Wohneigentum seit Jahren mehr oder weniger leer ausgingen. Aus Sicht von Matthias Günther sei jedoch das eigene Haus oder die eigene Wohnung eine wichtige Altersvorsorge. „Oder anders gesagt. Altersarmut ist in erster Linie Mieterarmut – als Armut durch Miete.“