Gladbeck. Der Gutachterausschuss hat aktuelle Zahlen zum Gladbecker Immobilienmarkt vorgelegt. Makler sehen zusätzlich ein erhöhtes Angebot.

Der Gladbecker Immobilienmarkt ist im vergangenen halben Jahr eingebrochen. Das geht aus dem Halbjahresbericht des Gutachterausschusses für die Städte Gladbeck, Dorsten und Marl hervor. Die Vorsitzende des Gremiums, Dörthe Schmidt sagt dazu: „Die erwartete Trendwende ist nun auch auf dem örtlichen Immobilienmarkt angekommen.“ Im ersten Halbjahr 2023 seien wesentlich weniger Grundstücke – sowohl bebaut als auch unbebaut – als im gleichen Zeitraum des Vorjahres verkauft worden.

Demnach wurden in Gladbeck 28 Prozent weniger Kaufverträge abgeschlossen als im ersten Halbjahr. Für Dorsten verzeichnete der Gutachterausschuss einen Rückgang um 17 Prozent, für Marl um 25 Prozent. Was man nicht außer Acht lassen darf: Bei diesen Zahlen spielt auch das Angebot eine wichtige Rolle. Platt ausgedrückt: Sind nur wenige Immobilien auf dem Markt, können auch nur wenige verkauft werden.

Immobilienexperten der Sparkasse Gladbeck sehen steigendes Angebot

Doch tatsächlich ist der Markt nicht so leer, wie man vielleicht vermuten könnte. Das Angebot steige im Moment sogar, sagt Marc Kontor, Immobilienberater der Sparkasse. Dagegen gehe die Nachfrage deutlich zurück, das spüren auch die Immobilienexperten des Gladbecker Geldinstituts. „Es gibt nach wie vor Interessenten, doch denen geht es oft um die Altersvorsorge, es sind Doppelverdiener, sie haben geerbt oder schon eine Immobilie als Sicherheit.“

Gleichzeitig fielen aber viele Interessenten, die sich vor 18 oder 20 Monaten noch eine Immobilie hätten leisten könne, weg. Verantwortlich dafür: Inflation und steigende Zinsen. Mit welchem Zinssatz müssen potenzielle Käufer denn derzeit rechnen? Pauschal ist das selbstverständlich nicht so leicht zu sagen, schließlich spielen ja auch Eigenkapital und Sicherheiten eine Rolle, doch eine Vier stehe auf jeden Fall vor dem Komma, sagt Christoph Kraemer, Leiter des Sparkassen-Immobiliencenters. Gefragt seien nach wie vor die klassischen Einfamilienhäuser.

Wie realistische sind die Preise, die in Gladbeck aufgerufen werden?

Was den Markt zusätzlich schwierig mache: „Sehr viele Preise sind verhältnismäßig hoch angesetzt.“ Oder anders ausgedrückt, viele Verkäufer haben noch Preise vor Augen, die vielleicht vor 20 Monaten zu erzielen gewesen wären. Dabei habe sich der Markt gedreht, sei jetzt ein Käufermarkt. Wenn vor 20 Monaten für ein Objekt vielleicht noch 300.000 Euro gezahlt wurden, liege der Preis – je nach Lage und Sanierungsbedarf, vielleicht noch bei 220.000 Euro, so die Immobilien-Fachleute der Sparkasse.

Ob die aufgerufenen Preise am Ende tatsächlich erzielt werden? Die Zahlen des Gutachterausschusses nach dessen Auswertung der Kaufverträge legen da anderes nahe. Denn dabei hat man festgestellt, dass auch der Geldumsatz gerade im Gladbecker Immobilienmarkt noch einmal stärker zurückgegangen ist als die reine Anzahl der Verkäufe, nämlich um 43 Prozent. Heißt also: Es wurden nicht nur weniger Grundstücke verkauft, sondern die, die verkauft wurden, waren auch noch günstiger als zuvor.

Gutachterausschuss verzeichnet auch für Dorsten und Marl Umsatzrückgänge

Der Gutachterausschuss verzeichnet für alle drei Städte Umsatzrückgänge, doch fielen sie in Dorsten (-9 Prozent) und Marl (-34 Prozent) nicht ganz so hoch aus wie für Gladbeck. Trotzdem kommt man beim Gutachterausschuss beim Blick auf die Zahlen zu dem Schluss: „Rekordpreise des ersten Halbjahrs 2022 wurden nicht mehr erreicht. Hiervon ausgenommen sind lediglich Neubauten wegen der Entwicklung der Baukosten.“

Gleichwohl sei das nicht überraschend, sagt Bernd Rinkowski, Sachbearbeiter im Gutachterausschuss im Gespräch mit der Lokalredaktion. In einigen anderen Städten habe sich die Entwicklung schon eher vollzogen. „In den letzten drei bis vier Jahren sind die Preise explodiert. Und in unseren drei Städten hat sich das bis ins erste Halbjahr 2022 gezogen.“

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Weiterer Einflussfaktor auf dem Immobilienmarkt sind auch die Zahlen der Baugenehmigungen. 2021 stellte die Stadt Gladbeck 231 Genehmigungen aus, 2022 waren es 166. Stand Dienstag hat die Stadt im Jahr 2023 bisher 114 Baugenehmigungen erteilt. Diese Zahlen spiegelten sicher zum Teil auch die allgemein rückläufige Baukonjunktur wieder, heißt es seitens der Verwaltung. Auch landesweit sei die Zahl der Baugenehmigungen 2022 zurückgegangen. Für Gladbeck komme hinzu, dass in dem Jahr auch kein Baugebiet neu auf den Markt kam. „Dies führt sonst zu recht hohen Genehmigungszahlen in kleinen Zeiträumen“, so Stadtsprecher David Hennig.