Gladbeck. Preise für Wohneigentum schnellen weiter in die Höhe. Dazu kommt in Gladbeck noch eine Besonderheit. Das sagen Experten mit Blick auf die Lage.

Die Zinssätze schnellen in die Höhe, Bauen wird immer teurer, und auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten ganz allgemein stressen so manchen Geldbeutel enorm. Das bremst viele Familien in ihrem Bestreben aus, aktuell den Traum vom Wohnen im eigenen Haus zu verwirklichen. Dieser Trend macht sich auch in Gladbeck bemerkbar. Davon sprechen zumindest die aktuellen Zahlen, die der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in den Städten Gladbeck, Dorsten und Marl jetzt für 2022 vorgelegt hat. Und es gibt einen weiteren Aspekt, der überrascht.

„Experten erwarten beim Blick auf den Immobilienmarkt eine Wende der seit mehreren Jahren registrierten Preisanstiege. Doch entgegen aller Erwartungen hat sich der Aufwärtstrend auch im Jahr 2022 fortgesetzt“, erklärt Dörthe Schmidt, Vorsitzende des Gutachterausschusses. Zwar sei die Nachfrage nach Immobilien stark rückläufig – die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser würden aber in allen drei Städten weiter steigen.

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Ein- und Zweifamilienhäuser sind auch in Gladbeck um elf Prozent teurer geworden

Schmidt nennt Beispiele: Ein- und Zweifamilienhäuser waren im Durchschnitt elf Prozent teurer als im Vorjahr, Eigentumswohnungen wurden sogar zwölf Prozent höher gehandelt. „Zudem waren die Quadratmeterkosten für Neubauten in 2022 auf einem Rekordhoch“, so die Expertin weiter. Der Baulandmarkt sei im letzten Geschäftsjahr allerdings zugleich geprägt gewesen von weiter sinkenden Fallzahlen. „In Gladbeck kam er gänzlich zum Erliegen!“

Das Interesse an dem neuen Wohnquartier an der Johowstraße in Alt-Rentfort in Gladbeck ist seit Bekanntwerden der Pläne groß. Die Lage punktet vor allem bei Familien.
Das Interesse an dem neuen Wohnquartier an der Johowstraße in Alt-Rentfort in Gladbeck ist seit Bekanntwerden der Pläne groß. Die Lage punktet vor allem bei Familien. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Kann man daraus schlussfolgern, in Gladbeck gibt es überhaupt keine Baugrundstücke mehr? Stadtbaurat Volker Kreuzer gibt eine Einordnung der Daten des Ausschusses. Grundsätzlich sei angesichts der externen Faktoren wie Baupreise und Zinsentwicklung „eine rückläufige Tendenz bei Verkäufen von Bauland und Wohngebäuden wenig überraschend“.

Alle Baugebiete in Gladbeck befinden sich aktuell in der Hand von Bauträgern

In Bezug auf die Lage am Baumarkt in Gladbeck müsse man allerdings genauer hinschauen. „Bauträger verkaufen die Grundstücke mit darauf stehendem Haus, damit ist es dann kein Verkauf von Bauland mehr“, erklärt Kreuzer. Als Beispiel nennt der Baurat die aktuell laufenden Verkäufe im neuen Quartier an der Johowstraße in Alt-Rentfort. Im Sinne der Statistik würde es sich dabei deshalb nicht um den Verkauf von Bauland handeln, sondern von Gebäuden. Und da die Baugebiete in Gladbeck in jüngster Zeit alle vollständig in der Hand von Bauträgern waren, sei der Handel mit Bauland „dementsprechend laut Statistik gering“.

Aktueller Grundstücksmarktbericht liegt vor

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Gladbeck, Dorsten und Marl hat jetzt die Produkte der amtlichen Grundstückswertermittlung beschlossen, und es stehen nun aktuelle Bodenrichtwerte, Immobilienrichtwerte inklusive Kaufpreiskalkulator sowie der neue Grundstücksmarktbericht zur Verfügung.

Während die Bodenrichtwerte für Wohnbauflächen erstmalig nach vier Jahren auf hohem Niveau stabil blieben, wurden die Bodenrichtwerte für Gewerbebauland nahezu flächendeckend weiter angehoben. Diese und weitere Informationen gibt es auf auf www.boris.nrw.de.

Unabhängig von den momentan problematischen Rahmenbedingungen, auf die die Stadt keinen Einfluss hab, sei Gladbeck als Wohnort aber nach wie vor attraktiv. Das sei in Gesprächen mit Immobilien-Projektentwicklern und Fachleuten in der Region immer wieder ein Thema.

Die Wohnbaulandentwicklung in Gladbeck soll weitergehen

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Das im vergangenen Jahr erstellte Handlungskonzept Wohnen gehe zudem weiterhin von einer stabilen Nachfrage aus, „die auch in begrenztem Maße die weitere Bereitstellung von Wohnbaulandentwicklung erfordert“. Auch wenn das flächenmäßig kleine Gladbeck nur begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten habe, so Kreuzer weiter, könne man dennoch davon ausgehen, dass kontinuierlich ein Angebot bereit gestellt werden könne. Die Politik habe der Verwaltung den Auftrag erteilt, für die mittelfristige Entwicklung Strategien zu entwickeln und Flächen zu identifizieren.

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Dabei gehe es vor allem – neben Erweiterungen am Siedlungsrand – um die Aktivierung von Innenbereichsflächen. Das Innenentwicklungskonzept sowie ein kommunales Baulandmodell sollen im Jahr 2024 vorgelegt werden. Darüber hinaus bemühe sich die Stadt bereits seit einigen Jahren um den Ankauf von größeren zusammenhängenden Flächen in entsprechenden Lagen, um dort dann Baugebiete entwickeln zu können. Außerdem wäre es bei der Entwicklung eigener Flächen als Baugebiet perspektivisch auch denkbar, diese Grundstücke in Erbpacht zu vergeben, um die Finanzierbarkeit so zu erleichtern.

Drei Baugebiete sind in Gladbeck gerade in der Vorbereitung

Aktuell, listet der Baurat auf, sind drei Baugebiete in der Vorbereitung: Dabei handelt es sich um die Areale an der Schulstraße, am Bramsfeld und am Hartmannshof. Am weitesten fortgeschritten seien Planungen für das Baugebiet Schulstraße. Kreuzer: „Der Projektentwickler IB Bau strebt hier, nach Abschluss des Bebauungsplanverfahrens, einen Baustart zum Jahresende an.“