Gladbeck. Zurzeit liegen Pläne für die Errichtung eines Bahnübergangs am Oberhof in Gladbeck öffentlich aus. Der Bau ist nur ein Teil eines Großprojektes.
Die Bahn-Station am Oberhof ist nun alles andere als ein leuchtendes Aushängeschild für die Stadt Gladbeck. Ganz zu schweigen vom Tunnel, der die Innenstadt mit der Station verbindet. Doch alles soll schöner, sicherer, moderner werden, irgendwann. Versprechen Fachleute der Deutschen Bahn (DB) und Stadtverwaltung wenigstens seit etlichen Jahren. Im Zuge dessen steht seit geraumer Zeit die Frage im Raum: Wann kommt Bewegung in das Projekt? Ein weiterer Schritt in die Zielrichtung ist jetzt getan: Die Pläne sind im Rathaus zur Einsicht ausgelegt. Und wie geht’s weiter? Jetzt schon sei an die Adresse Wohlmeinender, die das Licht am Ende des Tunnels sehen, gesagt: Euphorie ist verfrüht.
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Noch einige Jahre müssen sich Fahrgäste und Menschen in Gladbeck gedulden, bis die angekündigten Verbesserungen eintreffen. „Der gesamte Bereich des Verkehrsknotenpunkts Bahnhof Gladbeck Ost/ZOB Oberhof an der Grabenstraße/Zweckeler Straße entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen und soll vollständig neu geordnet und gesamthaft umgebaut werden“, bringt es ein Bahnsprecher auf den Punkt. In diesem Projekt liege „auch eine große städtebauliche Entwicklungschance für die Gladbecker Innenstadt“.
Der neue Bahnhof am Oberhof soll Teil eines größeren Ganzen in Gladbeck werden
Das bestätigt Martin Stork, Leiter der Stabsstelle „Projektmanagement“ in der Stadtverwaltung Gladbeck. Er nennt den Halt in der Innenstadt ein „Scharnier“ und erwartet eine deutliche Aufwertung des „Eingangstors in die Stadt“. Das Bahnhof-Vorhaben stellt, so der Fachmann, nur ein Puzzleteilchen in einem Großprojekt dar, das den gesamten Bereich „Oberhof“ verbessern und beleben soll. Stork wünscht sich als positiven Effekt eine „Aufbruchstimmung“. Die Erneuerung im großen Stil „tut den Einzelhändlern gut, die dort ansässig sind“.
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Die jetzige Situation im größeren Raum Oberhof lässt doch sehr zu wünschen übrig. Was wir da haben: eine stillgelegte Tiefgarage, einen unattraktiven Busbahnhof, einen unkomfortablen und schmuddeligen Tunnel als Verbindung zum Bahnhof Ost. Über die Unterführung, die schwere bauliche Mängel hat, sagt Stork kritisch: „Sie ist nicht schnurgerade, man sieht kein Licht am Ende. Unrat und Laub liegen da immer wieder herum. Die Rampen-Anlage ist zu steil für die Richtlinien zur Barrierefreiheit.“ Kurzum: Der Verwaltungsexperte findet es nachvollziehbar, dass Menschen nicht gerne durch die Unterführung gehen und – Trampelpfade sind ein augenfälliger Beleg – sich ihre eigenen, gefährlichen Wege von hüben nach drüben suchen. Und doch sagt Stork mit Nachdruck: „Ich rate jedem dringend, den Tunnel zu nutzen.“
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So lange er noch da ist. Denn seine Tage sind gezählt. „Er wird nicht nur zugeschüttet, die gesamte Anlage wird abgerissen.“ Was kommt: eine höhengleiche Querung mit Halbschranken samt Andreas-Kreuz, Licht- und Tonsignalen und Schalthaus – halt ein vollwertiger, technisch gesicherter Bahnübergang. Die Menschen kämen dank dieser Anlage zukünftig komfortabler und „sehr, sehr viel schneller von der östlichen Innenstadt in die westliche Innenstadt, und umgekehrt“.
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Ein weiteres Plus des neuen Übergangs: „Langfristig ist der Unterhalt der Anlage günstiger als für den Tunnel. Für so ein Bauwerk muss viel Aufwand betrieben werden.“ Durch den ebenerdigen Bahnübergang und die Verlagerung des Bahnhofs auf die Westseite der Gleisanlage und ein Heranrücken an den Bushaltepunkt soll der öffentliche Nahverkehr an dieser Stelle besser verknüpft werden. Dazu gehört eine Park-and-Ride-Anlage. Ebenfalls vorgesehen sind neue Fuß- und Radwege. Der Busbahnhof wird, so der Plan, aufgemöbelt, um ihm auch mehr Aufenthaltsqualität zu verpassen.
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Das Stichwort „Nahverkehr“ führt zu einem weiteren wunden Punkt in der Gladbecker Innenstadt: die Tiefgarage nebst Busbahnhof. Die Einstellhalle „wird komplett abgerissen, eine Sanierung wäre völlig unwirtschaftlich“. Die Nachnutzung der entstandenen Freifläche „befindet sich in der Entwicklung“. In einem Städtebaulichen Wettbewerb soll die beste Idee ans Licht kommen.
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Der Bahnsprecher ordnet ein: „Insgesamt nehmen die Planung und das Genehmigungsverfahren für den Bahnübergang einen Zeitraum bis Ende 2023 ein.“ Mit einem Beginn der Baumaßnahme sei nicht vor 2027 zu rechnen.
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Mögliche zeitliche Verzögerungen benennt der Bahnsprecher nicht: „Das Planfeststellungsverfahren für den Bahnübergang verläuft hinsichtlich der Zeit und Kosten wie geplant.“ Und von welchen Kosten und welcher Zeitschiene ist die Rede? Stork erläutert: „Wir haben sechs Teilprojekte. Für fünf haben wir bereits Landes-Fördertöpfe gefunden.“ Als weitere Geldquelle „erhoffen wir uns Mittel aus der Nachnutzung der Tiefgarage“. Stork nennt die dicksten Posten. Der Bahnübergang inklusive Abriss der Tiefgarage schlage mit 1,9 Millionen Euro zu Buche. Dieser Baustein im Großprojekt werde komplett gefördert. Gleiches gelte für den Bahnhof, aktuell kalkuliert mit 2,2 Millionen Euro.
Einwendungen: Frist läuft
Für die Neuerrichtung eines technisch gesicherten Bahnüberganges mit Fuß- und Radweg am Oberhof in Gladbeck führt das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ein Planfeststellungsverfahren durch. Der Plan ist bis zum 6. September im Neuen Rathaus, Zimmer 456, am Willy-Brandt-Platz öffentlich ausgelegt. Eine Einsichtnahme ist zu folgenden Zeiten möglich: montags bis donnerstags von 8.30 bis 16 Uhr; freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr. Diese Bekanntmachung und die zur Einsicht ausgelegten Planunterlagen sind zudem auf der Internetseite des Eisenbahn-Bundesamtes (https://www.eba.bund.de/anhoerung) zugänglich.
Die Gladbecker Stadtverwaltung weist darauf hin: „Jeder, dessen Belange durch das Vorhaben berührt werden, kann bis zwei Wochen nach Ablauf der Auslegungsfrist – bis einschließlich 20. September 2023 – beim Eisenbahn-Bundesamt, Außenstelle Köln, Werkstattstraße 102, 50733 Köln, oder bei der Stadtverwaltung schriftlich oder mündlich zur Niederschrift Einwendungen gegen den Plan erheben.“
Außerdem werden auch die sogenannten betroffenen Behörden und Träger öffentlicher Belange beteiligt. Die Erörterung, die sich der Anhörung unter Umständen anschließt, soll nach den gesetzlichen Vorgaben nach spätestens drei Monaten abgeschlossen sein.
Das EBA ist die zuständige Planfeststellungsbehörde für die Betriebsanlagen der Eisenbahnen des Bundes. Das Amt plant dabei selbst keine Bauvorhaben und führt sie auch nicht durch, „sondern entscheidet auf Antrag eines Eisenbahninfrastrukturunternehmens darüber, ob die Planungen zulässig sind“. Das Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist der Vorhabenträger und Bauherr der Maßnahme. In seinen Händen liegt auch die Steuerung und Koordination des Bauvorhabens – inklusive Terminplanung.
Eine EBA-Sprecherin erklärt: „Im planrechtlichen Verfahren werden alle Betroffenen im gesetzlich vorgesehenen Rahmen eingebunden. Nach dem Verwaltungsverfahrensgesetz gibt es in der Regel ein Anhörungsverfahren. Die Anhörungsbehörde veranlasst, dass die Planunterlagen in den vom Vorhaben betroffenen Gemeinden ausgelegt werden.“ Dadurch erhalten alle, deren Belange durch das Vorhaben berührt werden, die Gelegenheit, Einwendungen gegen den ausgelegten Plan zu erheben. Die Behördensprecherin: „Aufgrund der Ergebnisse des Anhörungsverfahrens entscheidet das EBA über die Zulässigkeit des Vorhabens mit Blick auf alle von ihm berührten öffentlichen und privaten Belange.“
Damit nicht genug der Kosten. Die Neugestaltung des Busbahnhofs ist mit 6,8 Millionen Euro veranschlagt, ebenfalls finanziell gefördert. Für die Park-and-Ride-Anlage, für die noch einmal 2,2 Millionen Euro fällig werden, wurde ebenfalls ein Fördertopf angezapft – für 80 Prozent der Summe soll Geld fließen. Sachverständige haben das Projekt „Tiefgarage“ mit einer Million Euro angesetzt. Unter dem Strich macht das summa summarum ungefähr 15,7 Millionen Euro. Stand jetzt. Denn auch steigende Kosten für Material und Personal machen nicht an den Toren der Stadt Gladbeck halt. Diese Faktoren könnten den Fortgang des Mammut-Projektes bremsen.
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Stork räumt ein: „Wir planen ja nicht nur am Oberhof, sondern zum Beispiel auch für den Willy-Brandt-Platz. Wenn wir mehrere Großprojekte in der Innenstadt haben, sind wir finanziell und personell stark gefordert.“
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Stork rechnet „frühestens 2026/2027“ mit einem Baubeginn am Oberhof. „Mit dem Rückbau des Tunnels soll 2027 begonnen werden, ebenso mit dem Neubau des Bahnübergangs. Eine Teilinbetriebnahme des Busbahnhofes sowie des verlagerten Haltepunktes soll bis Ende 2028 erfolgen. Die Arbeiten inklusive des Straßenneubaus sollen bis 2030 abgeschlossen sein.“ Bis also die ersten Fahrgäste am neuen, sicheren, attraktiven Gladbecker Bahnhof in den Zug steigen, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Aber: Die Weichen für das Großprojekt sind gestellt. Jetzt muss der Zug „Oberhof Gladbeck“ Fahrt aufnehmen.