Gladbeck. Das Stellwerk Zweckel wird versteigert. Wie die Stellwerkfreunde reagieren und zu welchem Preis das Gebäude schließlich den Besitzer wechselte.
Große Enttäuschung bei den Stellwerkfreunden Zweckel. Der Verein kam bei der am Freitagmittag stattfindenden Versteigerung des Stellwerks Zweckel nicht zum Zuge. Dabei hatten die Mitglieder diesem Termin schon so lang entgegen gefiebert. Doch am Ende durften sie nicht einmal mehr mitbieten, waren schon vor Beginn der Auktion raus. Schon am Mittwoch hatte sich die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG – sie versteigert das Stellwerk im Auftrag der Bahn – bei dem Verein gemeldet. Ein anderer Bieter hatte bereits ein Einstiegsgebot hinterlegt, das die Stellwerkfreunde nicht mehr überbieten konnten.
Eine Hiobsbotschaft für die Gladbecker, aber der Kontostand des Vereins reiche nicht aus, um den Konkurrenten zu überbieten. Die Folge: „Die Stellwerkfreunde sind somit aufgrund mangelnder finanzieller Ausstattung von der anstehenden Auktion ausgeschlossen“, teilt der Verein selbst in einer Pressemitteilung mit. „Es fühlt sich ganz, ganz merkwürdig an“, sagt Denis Bury, Vorsitzender der Stellwerkfreunde dann auch im Gespräch mit der Lokalredaktion. Das sei ein herber Rückschlag für das bürgerschaftliche Engagement. Schließlich habe es der Verein geschafft, Eisenbahnfreunde, die an der Technik des Stellwerks interessiert sind, und Anwohner aus Zweckel zusammenzubringen.
Das Höchstgebot für das Stellwerk lag schließlich bei 15.500 Euro, dazu kommen die Kaufnebenkosten. Das teilt Thomas Engel, Vorstand der WDGA mit. Nähere Angaben zum Käufer konnte er am Freitagnachmittag jedoch noch nicht machen, genauso wenig zu möglichen Plänen
Gladbecker Verein hatte bereits das Mindestgebot hinterlegt
Im Vorfeld der Versteigerung waren die Stellwerkfreunde noch sehr optimistisch. Bury: „Wir haben fest daran geglaubt, dass wir den Zuschlag erhalten.“ Man hatte das Mindestgebot – 4000 Euro – hinterlegt. Eine großzügige Spende der Sparkasse, das Geld aus dem Gewinn des Heimatpreises und weitere Spenden hätten den Verein in die Lage versetzt, noch höher zu bieten, erklärte Christoph Wiechers von den Stellwerkfreunden im Vorfeld der Auktion gegenüber der Lokalredaktion. Doch all die Anstrengung war vergebens.
Wer das Stellwerk gekauft hat und was der Käufer plant – diese Fragen treiben nun auch den Verein um. Der hätte das Stellwerk mitsamt der historischen, denkmalgeschützten Technik der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen und einen historischen Ort neu beleben wollen. Bekannt war das Stellwerk vor allem für seinen opulenten Blumenschmuck. Der brachte ihm den Ruf als „schönstes Stellwerk Deutschlands“ ein. Viele Möglichkeiten, dort etwas anderes zu realisieren, gibt es nicht. Deshalb waren im Vorfeld bereits einige Ideen verworfen worden.
Gladbecker Stellwerkfreunde hoffen auf Kontakt zum neuen Besitzer
Man werde nun versuchen, Kontakt zu dem neuen Besitzer aufzunehmen, will möglichst erfahren, was nun mit dem Stellwerk geschehen soll, erläutert Bury das weitere Vorgehen des Vereins. Doch inwieweit der für Ideen und Überlegungen der Stellwerkfreunde offen sei, könne niemand vorhersagen. Bury hofft, zumindest noch eine Gedenktafel installieren zu können. Aber es sei nun einmal klar, dass der Eigentümer mit seinem Besitz erst einmal machen kann, was er will.
Mit der jetzigen Entwicklung steht der Verein nun als Ganzes vor einer ungewissen Zukunft. Daraus macht Bury keinen Hehl. Bei der nächsten Mitgliederversammlung werde man besprechen, wie es weiter geht. Theoretisch stünden mehrere Szenarien im Raum – bis hin zu einer Auflösung. Vielleicht sei es aber auch denkbar, mit dem neuen Besitzer in Kontakt zu kommen. Oder man warte noch eine Zeit ab, um zu schauen, ob sich dessen Pläne überhaupt realisieren ließen oder ob das Stellwerk zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht noch einmal auf den Markt kommt. Doch das sei jetzt alles noch spekulativ
Was allerdings geschehen muss, so Bury: Man müsse nun mit den Spendern sprechen, überlegen, was mit dem bisher gesammelten Geld geschieht, einiges sei ja zweckgebunden gewesen. Da gehe es dann um die Frage, ob man es gegebenenfalls für andere Zwecke des Vereins – etwa für die angedachte Gedenktafel – mit einsetzen könne.
Käufer des Stellwerks Zweckel muss sich mit Stadt Gladbeck auseinandersetzen
Verärgert ist der Verein auch über die Stadt Gladbeck. Die Bahn habe ihr nämlich bereits im Jahr 2021 das Stellwerk im Zuge eines Vorkaufsrechts angeboten, so der Verein in seiner Pressemitteilung. Das habe man Monate später seitens der Bahn erfahren. „Seinerzeit wurde, ohne Absprache mit der Bürgerschaft, das Angebot ausgeschlagen.“ Und nun werde irgendjemand anderes das Stellwerk für einen deutlich höheren Betrag ersteigern, mutmaßt der Verein im Vorfeld des Termins. Bury spricht gegenüber der Lokalredaktion von 10.000 Euro, die ein Bieter schon einmal hinterlegt habe.
- Großrazzia: Reichsbürger – regelmäßige Aufzüge gibt es auch in Gladbeck
- Neubau: Schwechater Straße – Baugenehmigung für neues Einkaufszentrum
- Haushaltsberatungen: CDU hat neue Pläne für den Festplatz und die Moltkehalde
- Verkaufsoffen:Sonntagsöffnung – Verdi wirft Gladbeck mangelhaftes Konzept vor
Wer auch immer das Stellwerk nun erworben hat, er wird sich mit der Stadt Gladbeck auseinandersetzen müssen. Denn laut Versteigerungskatalog gibt es keine direkte Zuwegung zu dem Gebäude. Dafür muss ein städtisches Grundstück genutzt werden.