Gladbeck. Die Stadt Gladbeck will Regen- und Schmutzwasser voneinander trennen. Dazu plant sie einen großen Kanal. Was die A52 damit zu tun hat.

Die Stadt Gladbeck plant entlang der künftigen Autobahn 52 und des Tunnels im Stadtgebiet einen großen Regenwasserkanal. Darüber informierte die Verwaltung jetzt die Lokalpolitiker im Planungsausschuss. Rund 1,2 Kilometer lang soll er werden, mit einem Durchmesser von zwei Metern und einem Fassungsvermögen von 3500 Kubikmetern. Von der Heinrich-Krahn- bzw. Erlenstraße soll er bis zur Goethestraße verlaufen. Die Besonderheit: Auf diese Weise würden auch die beiden offen verlaufenden Teile des Mühlenbaches verbunden.

Der Bach kommt von Gelsenkirchen, verschwindet kurz nach der Stadtgrenze jedoch in der Kanalisation. Mit dem neuen Kanal könnte man das frische Wasser des Baches aus dem Abwasser raushalten und ihn stattdessen wieder verbinden. Vorteil: An der Goethestraße, wo der Graben derzeit oft trocken liegt, kämme wieder Wasser an, was schließlich Richtung Wittringen und Wald fließen würde, wo es gebraucht wird.

Stadt Gladbeck sieht in dem Projekt eine „Jahrhundertchance“

Doch dieses Großprojekt sei nur beim Bau der Autobahn durchführbar, stellt Nico Möbius, der für die Stadtentwässerung zuständige Abteilungsleiter im Ingenieuramt klar. Der Plan der Verwaltung ist, den Kanal gleichzeitig mit der Autobahn zu bauen. Anders sei ein solches Projekt nicht zu realisieren. Möbius spricht von „einer einmaligen Chance für Gladbeck, einer Jahrhundertchance“.

Denn auf diese Weise gebe es die Möglichkeit, künftig große Teile der Mischwasserkanalisation zu entkoppeln. Heißt: Sauberes Regenwasser fließt nicht mehr ins Abwasser und weiter zur Kläranlage. Das sei im übrigen auch Auflage des Gesetzgebers, so Möbius. Ließe sich also das Projekt realisieren, sei Gladbeck was das angeht, gut aufgestellt.

Sukzessive ließen sich Teile von Mitte und Ost an den Regenwassersammler anschließen

Denn kurz- mittel- und langfristig ließen sich sukzessive große Teile von Mitte und Ost an diesen Regenwasserkanal anschließen. Das biete zudem einen Schutz bei Starkregen. Deshalb sieht die Stadtverwaltung in dem Kanal auch einen Beitrag zur Klimafolgenanpassung. Durch die Einleitung ins Oberflächengewässer – am Ende der Bach – stärke es den natürlichen Wasserhaushalt.

Bisher stehen diese Pläne noch ganz am Anfang, ein Bottroper Planungsbüro sei zunächst mit der Genehmigungsplanung befasst. Das laufe bis 2025. Ziel der Verwaltung ist danach die Vergabe einer gemeinsamen Ausführungsplanung für A 52-Tunnel und Kanal. Erst Abstimmungen zwischen den Beteiligten, darunter unter anderem die Emschergenossenschaft, haben stattgefunden.

Zu den Kosten kann die Stadt noch keine Angaben machen

Die Ausschussmitglieder nahmen die Pläne zur Kenntnis, eine Entscheidung darüber stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht an. Das wird erst später auf sie zukommen. Fragen ergaben sich trotzdem – vor allem die nach den Kosten – und wer es bezahlen muss. FDP-Vertreterin Christine Dohmann hakte an der Stelle nach, stellte jedoch auch klar, dass man die Entkopplung von Regen- und Schmutzwasser an kleineren Straßen schon durchgeführt habe. „Nachvollziehbar es auch bei einer großen Straße zu machen.“

Zu den Kosten, so Frank Restemeyer, Leiter des Ingenieuramtes, könne man noch keine Angaben machen. Grundsätzlich handele es sich um eine Aufgabe der Daseinsvorsorge der Kommunen, sprich es ist die Pflicht der Städte und auch Vorgabe des Gesetzgebers, solche Systeme zu bauen. Finanziert werden sie über den Gebührenhaushalt, also über die Abwassergebühren, die die Bürger zahlen. Man werde jedoch versuchen, Fördermittel zu generieren, so Restemeyers Zusage.

Aus Sicht der Grünen landet das Wasser über den Sammler genau dort, wo es jetzt fehlt. Allerdings, so Bernd Borgwarth, sei dieser Regenwasserkanal sicher auch ohne A52 sinnvoll.