Gladbeck. . Warum läuft das Wasser nicht ab? Wie häufig werden die Gullys gereinigt? Nach den Unwettern gibt es viele Fragen - hier die Antworten der Stadt.
Die Unwetter der vergangenen Wochen und die Überschwemmungen im Stadtgebiet haben auch zu vielen Fragen aus der Bevölkerung bei der Stadtverwaltung geführt. Zu den häufigsten Fragen hat die Stadtverwaltung aus diesem Grund jetzt eine Fragen-Antwortenliste erstellt, die über die Homepage der Stadt aufgerufen werden kann. Die WAZ druckt sie hier zum Nachlesen ab:
Von den letzten Starkregenfällen war Gladbeck stark betroffen. Zahlreiche Straßen und Keller standen unter Wasser. Liegt das am Kanalnetz der Stadt?
Nein, Gladbeck ist kein Einzelfall. Alle Städte, die zuletzt von heftigen Unwettern betroffen waren, klagten über die gleichen Probleme. Grundsätzlich gilt: Auf diese extrem starken Regenfälle kann sich leider keine Stadt vorbereiten.
Ist das Kanalnetz der Stadt nicht leistungsstark genug?
Das Kanalnetz der Stadt ist rund 210 Kilometer lang. Das Kanalnetz entspricht den allgemeinen technischen Anforderungen. Die Regenereignisse der letzten Tage lagen deutlich über den üblichen Anforderungen. Auf einem normalen Grundstück von ca. 500 Quadratmetern fielen rund 16 000 Liter Regen innerhalb von 45 Minuten. Das ist der Inhalt von fast 100 Badewannen.
Warum läuft das Wasser auf den Straßen nicht ab?
Grundsätzlich gilt: Es ist sogar von Vorteil, wenn das Wasser zunächst auf der Straße steht. Dadurch entlastet es das städtische Kanalnetz. Ein überlastetes Netz würde am Ende zu noch mehr Schäden in Häusern und auf Straßen führen.
Investiert die Stadt zu wenig in das städtische Kanalnetz?
Umfassende Arbeiten des Ingenieuramtes finden in der Regel unterirdisch statt. Daher werden diese Arbeiten von der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Insgesamt werden in diesem Jahr rund 3,4 Mio. Euro in die städtische Kanalinfrastruktur investiert. Aktuell finden zum Beispiel an der Greifswalder Straße, der Vehrenbergstraße, der Taunusstraße, der Horster Straße und der Taubenstraße Kanalbauarbeiten statt. Allein für die Erneuerung von Straßenabläufen (Gullys) wurde im letzten Jahr über 200 000 Euro ausgeben.
Wie häufig werden Gullys gereinigt? Hier unterliegt die Stadt strengen gesetzlichen Vorgaben: Insgesamt gibt es fast 10 000 Gullys im gesamten Stadtgebiet. Grundsätzlich werden diese ein- bis zweimal im Jahr gereinigt, in Senken sogar deutlich häufiger!
Wurden die Gullys nach dem letzten Starkregen gereinigt?
Alle Gullys zu säubern und zu kontrollieren, das war in der Kürze der Zeit bei zwei aufeinanderfolgenden Unwettern nicht möglich. Das Ingenieuramt hat sich daher auf besondere Schwerpunkte konzentriert. Dazu zählen zum Beispiel bekannte neuralgische Punkte in Bodensenken, an denen zuerst Überschwemmungen auftreten können.
Das Klima ändert sich, Starkregenfälle sind zukünftig häufiger zu erwarten. Wie stellt sich die Stadt darauf ein?
Der Klimawandel stellt besondere Herausforderungen an die Stadtplanung. Bei der Planung eines größeren Neubaugebietes und Nachverdichtungen werden unter anderem Regenrückhaltebecken (Zwischenspeicher für Regenwasser) vorgesehen. Es wird Wert auf einen großen Anteil an Grünflächen gelegt um Flächen für die Regenwasserversickerung zu erhalten. Ein vorsorgliches Planungsmanagement für die Entwässerung ist Teil jeder Neuerschließung.
Wie wird die Leistungsfähigkeit des Kanalnetzes gewährleistet?
Die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde überprüft das regelmäßig. Alle sechs Jahre reicht die Stadt ein Abwasserbeseitigungskonzept ein. Zudem gibt es kontinuierliche Gespräche mit der Bezirksregierung.
Was können die Eigentümer von Gebäuden machen?
Die private Abwasseranlage sollte regelmäßig gewartet und gereinigt werden. Bei Rückstau in den Keller kann ein Fachmann helfen, eine Rückschlagklappe zu installieren. Alternativ kann auch eine bauliche Anpassung der privaten Abwasseranlage einen Rückstau verhindern. Fachleute sind im Sanitärhandwerk und bei Kanalinspektionsfirmen zu finden.