Gladbeck. Den Wäldern in Gladbeck geht es nicht gut, sie „kränkeln“, sagt Förster Markus Herber. Die alten Buchen bereiten Sorgen. Eine Bestandsaufnahme.

Förster Markus Herber hält an dem Holzpolter im Wittringer Wald an, deutet auf die dort aufgestapelten Buchenstämme. Erst wenige Wochen liegen sie dort, trotzdem färbt sich das Innere der Stämme schon gräulich-schwarz. Andere sehen noch vergleichsweise frisch aus, doch der Eindruck täuscht. Herber legt einen Finger auf die Schnittstelle und kann ihn dann ohne große Kraftanstrengung ins Holz drücken.

Sowohl die dunkle Verfärbung als auch das weiche Innere sind Anzeichen der Weißfäule. Alle Buchen, die hier am Wegesrand liegen, sind davon befallen. Das Holz kann nur nach als Brennholz verwertet werden, für höherwertigen Gebrauch – etwa im Möbelbau oder für die Parkettproduktion – sind diese Stämme nicht mehr geeignet.

In einigen Teilen Gladbecks werden die alten Buchen komplett absterben

Es sind diese alten Buchen, die Förster Markus Herber vom Landesbetrieb Wald und Holz beim Blick auf die Gladbecker Wälder besondere Sorgen machen. Er geht davon aus, dass die zum Teil bis zu 200 Jahre alten Gewächse in einigen Teilen der Wälder – insbesondere in Wittringen – komplett absterben. Beim Blick in die Baumkronen prophezeit er mit Kennerblick, welche Buchen wahrscheinlich als nächstes dran glauben müssen. „Einige bilden in der Krone kein Feinreisig mehr, ein bis zwei Jahre später ist die Buche tot.“

Die Weißfäule bewirkt, dass das Innere der Stämme weich wird. Ohne großen Kraftaufwand kann man dann mit dem Finger eindringen.
Die Weißfäule bewirkt, dass das Innere der Stämme weich wird. Ohne großen Kraftaufwand kann man dann mit dem Finger eindringen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Dabei handelt es sich bei den Wäldern in Gladbeck weitestgehend um Laubwälder, Eichen und Buchen, zum Teil vermischt mit Kirschen, Ahorn und Rotbuchen. Vom Prinzip her sei das gut, doch die alten Buchen haben die Trockenheit der vergangenen Jahre nicht verkraftet. Bei der Eiche sehe es besser aus, deren Wurzeln reichten tiefer in die Erde hinein, teils bis ans Grundwasser.

Schädlinge wie der Buchenborkenkäfer und der Zunderschwamm haben leichtes Spiel

Herber deutet auf eine leichte Senke im Wittringer Wald. Hier wurden zahlreiche Buchen gefällt. Der Förster nennt es „eine Badewanne“. Bedeutet, dass sich hier über Jahre das Wasser unterirdisch gesammelt hat, eine wasserundurchdringliche Schicht – Herber spricht von einer „Stauschicht“ – das Abfließen verhindert hat. Gut für die Buchen, sie brauchten überhaupt nicht tief zu wurzeln. Das jedoch wird ihnen nun zum Verhängnis, da die „Badewanne“ im Sommer austrocknet.

In dieser Senke im Wittringer Wald sind zahlreiche Buchen abgestorben. In den vergangenen Jahren war es hier im Sommer zu trocken.
In dieser Senke im Wittringer Wald sind zahlreiche Buchen abgestorben. In den vergangenen Jahren war es hier im Sommer zu trocken. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Der kleine Buchenborkenkäfer hat so leichtes Spiel, gleiches gilt auch für den Zunderschwamm, den Fruchtkörper der Weißfäule außen am Stamm – Schädlinge, die die jahrhundertealten Bäume dann letztlich in die Knie zwingen. Herber ist seit 23 Jahren Förster, eine Situation wie diese hat er noch nicht erlebt. „Dieses schnelle Absterben, da können wir nur noch reagieren. Normalerweise plant man Durchforstungen, doch wir bestatten nur noch die absterbenden Bäume.“ Der erfahrene Förster sieht das „mit Angst“. So etwas habe man zuvor noch nie gehabt.

ZBG pflanzt junge Bäume in den Gladbecker Wäldern

Vor allem Bäume, die an Wegen stehen, werden aus Sicherheitsgründen gefällt. Weiter drinnen im Wald lasse man teils auch Bäume absterben und umkippen – aus ökologischen Gründen, sagt der Förster. Und dass Gladbeck ja im Vergleich etwa zum Sauerland und Harz mit den Fichten-Monokulturen noch fast Glück hat. Denn hier verjüngt sich die Natur zumindest teilweise auch selbst, unter den Eichen wachsen Sträucher, junge Bäume – im Fichtenwald passiere das nicht so ohne weiteres.

Trotzdem: Allein auf die Naturverjüngung setzt man in Gladbeck nicht. Der ZBG pflanzt auch aktiv nach. Vor allem Eichen, Spitzahorn und Hainbuchen setzt die Stadt in den Wald. Herber regt an, es auch mit Esskastanien und Mammutbäumen zu versuchen, Sorten, die mit vergleichsweise wenig Wasser auskommen. „Es geht hier gar nicht um die Verwertbarkeit von Holz, sondern darum, überhaupt einen Wald zu haben, einfach das Waldklima zu schaffen.“

Wald muss klimastabil gemacht werden

Rund 250 Hektar Wald gibt es in Gladbeck, neben dem Wittringer Wald größere Flächen in Zweckel und an der Frentroper Straße. Dort geht es den Bäumen etwas besser als in Wittringen, doch kränkele der Wald in Gladbeck eigentlich überall – unterschiedlich stark ausgeprägt.

Ja die vergangenen Monate seien gut für den Wald gewesen, doch bräuchte es diese Niederschläge kontinuierlich durchs Jahr hindurch. Aber allein darauf hoffen, das könne man nicht. „Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie der Wald funktioniert, ohne regelmäßiges Wasser.“ Niemand könne vorhersagen, ob die Sommer nun alle so heiß und trocken werden, schaue man jedoch nach Spanien, Italien oder Frankreich, da sehe man die Wasserproblematik ja noch stärker. Nun gehe es darum, den Wald zu erhalten, ihn „klimastabil“ zu machen.

Doch schnelle Reaktionen seien in der Forstwirtschaft schwierig, eigentlich brauche man da Jahrzehnte, um zu reagieren, verweist Herber auf die langen Zyklen von Wachstum und Ernte in dem Bereich. Die Wetterextreme der vergangenen Jahre, „die wir so noch nicht hatten“, legten allerdings nahe, dass es nun schneller gehen muss.