Gladbeck. Neue Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und bringen Steuereinnahmen. Doch wohin mit den Betrieben? Ein großes Problem fürs kleine Gladbeck.
Gladbeck ist, flächenmäßig gesehen, eine kleine Stadt. Das macht es nicht nur schwieriger, Neubauprojekte zu realisieren, um auch weiterhin als Familienstadt attraktiv zu bleiben. Auch bei der Ansiedlung weiterer Wirtschaftsunternehmen bereitet das Probleme. Es gibt nämlich nur noch sehr wenige Gewerbeflächen. Doch neue Unternehmen in die Stadt zu holen, ist wichtig, bedeutet es doch zusätzliche Arbeitsplätze und Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer.
Aus diesem Grund haben gleich drei Ratsfraktionen – FDP, SPD und CDU – Anträge im jüngsten Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss gestellt. Mit teils unterschiedlichen Ansätzen, in der Sache aber gleich: Es muss etwas geschehen, um in Gladbeck weiteres Gewerbe ansiedeln zu können.
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Die FDP zielte mit ihrem Antrag auf eine besonders Sparte im Wirtschaftsgeschehen ab – die Kultur- und Kreativwirtschaft. Ein weites Feld, wie Michael Tack (FDP) selbst darlegte, denn unter diesem Oberbegriff finden sich darstellende Künstler genauso wie Filmemacher, Musikschaffende, Designer, Architekten ITler und viele Kreativ-Schaffende mehr in anderen Sparten. Vorauf Tack aber vor allem hinauswollte, war die „herausragende Stellung, die die Kultur- und Kreativwirtschaft mittlerweile in der deutschen Wirtschaft einnimmt“. Nämlich als eine der wachstums- und beschäftigungsstärksten Branchen.
Gut für Gladbeck: Kreativ-Firmen schaffen Arbeitsplätze, benötigen aber meist wenig Fläche
Gerade Gladbeck, so Tack, sollte sich mehr auf diesen Bereich fokussieren, da Kreativ-Firmen in der Regel wenig Fläche benötigen, dafür aber viele Arbeitsplätze schaffen. Leise Kritik übte er in diesem Zusammenhang an der Ansiedlung des neuen Logistikzentrums an der Beisenstraße. Das Unternehmen beanspruche viel Platz, schaffe aber nur 80 Arbeitsplätze. Ein Ungleichgewicht, das sich Gladbeck eigentlich nicht leisten kann.
Nun ist es allerdings auch nicht so, dass die Kreativwirtschaft in Gladbeck bislang keine Beachtung findet. Ganz im Gegenteil. Peter Breßer-Barnebeck, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, wies in diesem Zusammenhang beispielhaft aufs Kreativamt am Jovyplatz hin. Dort seien viel kleine und kleinste Firmen genau aus diesem Bereich angesiedelt. „Die übrigens zusammen genauso viele Arbeitsplätze bieten wie das neue Logistikzentrum“, so Breßer-Barnebeck. Um die 300 Unternehmen aus diesem Beritt seien insgesamt ungefähr in Gladbeck bereits anzutreffen. Genauere Zahlen und Daten zu ermitteln, gestalte sich aus verschiedenen Gründen schwierig. Einmal, weil die Branche „ein ziemlich heterogener Haufen“ sei, und es zudem kaum möglich sei, an Zahlen von Selbstständigen zu gelangen.
Im Gladbecker Innenstadtkonzept liegt der Fokus auf der Kultur- und Kreativwirtschaft
Jedoch sei die Branche unbestritten ein guter Bringer von Arbeitsplätzen. Das habe man bei der Verwaltung auch durchaus auf dem Radar. So soll z.B. beim Innenstadtkonzept ein Fokus auf die Kultur- und Kreativwirtschaft gelegt werden. Und auch bei der Entwicklung des neuen Wirtschaftskonzeptes für die Stadt spiele der Punkt eine wichtige Rolle.
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Um die Ansiedlung neuer Unternehmen in Gladbeck ging es auch SPD und CDU – zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von knapp zehn Prozent in der Stadt sowie als Möglichkeit, so die Einnahmen bei der Gewerbesteuer zu erhöhen. Die Anträge drehten sich einmal um das Recyceln von Gewerbeflächen im Stadtgebiet (SPD), die CDU zielte ab auf eine Nachverdichtung in bestehenden Gewerbegebieten.
Gladbeck hat zu wenig Gewerbeflächen
Was, wie man es auch immer bezeichnen mag, überhaupt noch geht in Gladbeck, erläuterte wiederum der Leiter der Wirtschaftsförderung. Es bestehe eine hohe Nachfrage nach Gewerbeflächen, so Breßer-Barnebeck. „Das Problem ist nur, wir haben zu wenige!“ Und mal eben auf die grüne Wiese auszuweichen, das sei in einer so dicht besiedelten Stadt wie Gladbeck nicht möglich.
Gerade einmal fünfeinhalb Hektar an Gewerbeflächen in Gladbeck seien im Besitz der Stadt. Dabei handele es sich auch nicht um eine Fläche, sondern um mehrere Grundstücke an verschiedenen Stellen. Wie zum Beispiel ein halber Hektar am Bahnhof West, der mit Hilfe des Programms „Bauland an der Schiene“ entwickelt werden soll. Vorgesehen sei ein Mix aus Gewerbe und Wohnen.
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Oder eine Fläche im Gewerbepark Heinrich-Hertz-Straße – eigentlich gedacht als Erweiterungsfläche für einen bereits dort angesiedelten Betrieb. „Erfolgt aber bis Ende 2023 kein Signal zum Weiterbau, werden wir wieder auf die Fläche zugreifen.“
Oft ein Problem: Potenzielle Gewerbeflächen im Privatbesitz
Weitere Möglichkeiten zur Gewerbeansiedlung seien in Gladbeck zwar noch gegeben. Allerdings, so Breßer-Barnebeck, mit unterschiedlichen Chancen, das Potenzial auch wirklich nutzen zu können. Es handele sich nämlich um Grundstücke in Privatbesitz. Aktuelles Beispiel: das frühere RBH-Gelände an der Talstraße. Bis vor kurzem habe man gemeinsam mit dem Eigentümer an einer möglichen Entwicklung gearbeitet. „Nun hat der Eigentümer aber eine Preisvorstellung für das Areal, die einen Kauf nicht mehr realistisch macht.“ Ähnlich sei die Problematik bei einem Grundstück an der Hornstraße gelagert. Das Areal sei im Flächennutzungsplan als Gewerbegebiet ausgewiesen. „Aber der Eigentümer zeigt kein Interesse an einer Weiterentwicklung.“
Ein schwieriges Thema also. Die Politik im Wirtschaftsförderungsausschuss will dran bleiben.