Gladbeck. Stadtbaurat Volker Kreuzer stellt Möglichkeiten für den Wohnungsbau vor, um vorhandenes grünes Freiland im Gladbecker Stadtgebiet zu schonen.

Grund und Boden ist auch in Gladbeck kein endlos vermehrbares Schutzgut. „Die Stadtfläche ist begrenzt und aufgrund der relativ dichten Besiedelung stehen große Freiflächen, etwa für neue Wohngebiete, kaum noch zur Verfügung“, sagt Stadtbaurat Volker Kreuzer. „Wenn wir aber auch künftig eine bauliche Entwicklung in Gladbeck haben möchten, müssen wir darüber nachdenken, was wir dazu vernünftig hinbekommen können.“ Die Möglichkeiten zur Nachverdichtung und Hinterlandbebauung in bestehenden Wohngebieten zu überprüfen, sei so ein wichtiges Thema für die Stadtplanung.

Gladbeck ist ein Wohnort, der auch junge Familien anzieht

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Die steigende Bevölkerungszahl in Gladbeck (Zuzug 3553 Menschen 2018) belegt, dass die Stadt ein beliebter Wohnort am Rande der dicht besiedelten Metropole-Ruhr ist, die auch junge Familien anzieht. Kreuzer hatte dazu im Stadtplanungsausschuss vor der politischen Coronakrise-Auszeit sechs Optionen vorgestellt, um im bebauten Stadtgebiet zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Dies sind ein Ersatzneubau an Stelle eines abgerissenen Gebäudes; die bauliche Aufstockung auf, oder der Anbau neben einem Bestandsgebäude; die Schließung von Baulücken in Wohngebieten; der Umbau oder die Umnutzung alter Gewerbeimmobilien für Wohnzwecke sowie die Bebauung von Brachflächen oder Restflächen.

Handlungskonzept Wohnen

Zurzeit wird unter der Einbindung verschiedener Akteure aus der Stadtverwaltung, der lokalen Politik oder Sozialverbänden daran gearbeitet, mit welchen Schwerpunkten das erstmals 2008 festgelegte „Handlungskonzept Wohnen“ als Leitlinie für die Gladbecker Stadtplanung fortgeschrieben werden soll.

Der dazu ämterübergreifend im Rathaus eingerichtete „Runde Tisch Wohnen“ arbeitet dabei auch an Möglichkeiten, um bezahlbaren Wohnraum in Gladbeck zu erhalten und bedarfsgerecht zu optimieren. Es mangelt beispielsweise an kleineren Sozialwohnungen um 50 Quadratmetern Größe für Einpersonenhaushalte.

Der Stadtbaurat machte dabei auch klar, dass diese Möglichkeiten ja durchaus bereits in Gladbeck durch in Planung befindliche oder vorangeschrittene Bauprojekte genutzt würden. Volker Kreuzer listete in seinem Multimediavortrag die Vor- und Nachteile der Nachverdichtung auf. Ein wichtiger Aspekt sei die Schonung noch vorhandener, wertvoller Acker- und Weideflächen, die im Stadtgebiet auch klimaausgleichend wirken. Das gelte auch bundes- wie landesweit. In NRW, dem Flächenland mit der höchsten Bevölkerungsdichte in Deutschland, sei es das Ziel, die Flächenversiegelung bis 2030 deutlich zu verringern. Kreuzer: „Der Flächenverbrauch für den Siedlungs und Straßenbau soll auf 30 Hektar pro Tag reduziert werden, aktuell ist er etwa doppelt so hoch.“

Beim Bauen im Bestand kann vorhandenen Infrastruktur genutzt werden

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Neue Wohnhäuser in bestehenden Siedlungen ermöglichten zudem die Durchmischung von Quartieren (Stichwort Ghettobildung vermeiden). Letzterer Punkt könne indes auch ein Nachteil des Nachverdichtungskonzeptes sein, so der Stadtbaurat, „da sich so zuvor ruhige Blockinnenbereiche und gewachsene Nachbarschaften verändern können“. Ein negativer Aspekt sei auch, „dass gegebenenfalls Grünflächen versiegelt werden und stadtnahe Kaltluftentstehungsgebiete durch eine Bebauung entfallen“. Ein großer Vorteil des Bauens im Bestand ist, dass schon vorhandene Infrastruktur wie Straßen, Kanalisation, Trinkwasser- und Stromanschluss genutzt werden können. Ein Argument, das sicher Bürger als Bauherren interessiert, da sich mit der Nachverdichtung durch verringerte Erschließungskosten auch Geld sparen lässt.

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Volker Kreuzer nennt dazu Beispiele. Demnach muss beim Bau eines frei stehenden Einfamilienhauses mit 1000 Quadratmeter-Grundstück auf der grünen Wiese mit satten Erschließungskosten von fast 30.000 Euro gerechnet werden. Wer Eigentum (160 Quadratmeter) neu im dicht bebauteren Gebiet als Reihenhaus oder Wohnung in einem Mehrfamilienhaus realisiert, muss deutlich weniger zahlen. Im Schnitt sei hier mit 5700 Euro Erschließungskosten zu rechnen, die sich bei der 100-Quadratmeter-Eigentumswohnung in kompakten großen Mehrfamilienhäusern weiter reduzieren und dann nur noch bei rund 3600 Euro liegen.

Die Nachverdichtung ist eine wichtige Stadtentwicklungsoption

Der Stadtbaurat sagt, dass die Nachverdichtung angesichts der Gladbecker Stadtstruktur „eine wichtige Stadtentwicklungsoption ist“. Diese erfolge aber unter Abwägung mit anderen Belangen wie dem Klimaschutz oder den Möglichkeiten, inwieweit das Gebiet verkehrlich erschlossen werden kann. Wie bereits in den politischen Gremien besprochen wurde, sei eine klimaangepasste Wohnbauentwicklung in Gladbeck „zentraler Bestandteil der Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen“.