Gladbeck. Die Zinsen zur Finanzierung einer Immobilie sind auch in Gladbeck gestiegen. Immobilienexperten lokaler Banken machen aber Hoffnung.
Inflation und steigende Preise für Baustoffe und hohe Kosten für die Energieversorgung im Allgemeinen als Folge des Krieges in der Ukraine belasteten 2022 auch den Immobilienmarktin Gladbeck. Was bedeutet das im neuen Jahr für alle Gladbecker, die sich den schon lange gehegten Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen wollen? Immobilienprofis der großen Gladbecker Banken geben einen Ausblick für 2023, worauf sich Kaufinteressierte für und Verkäufer von Immobilien einstellen müssen.
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„Zunächst lässt sich aufgrund der Anzahl der zurückliegenden und aktuellen Beratungsanfragen sagen, dass der Wunsch nach Eigentum im Prinzip ungebremst in Gladbeck besteht. Viele möchten in ihre eigenen vier Wände einziehen, so dass Immobilien in Gladbeck nach wie vor gefragt sind“, sagt Christoph Kraemer, Leiter des Immobilien-Centers der Sparkasse.
Die Zinsen für Immobilienkredite lagen auf einem sehr niedrigen Niveau
Trotz des ungebremsten Immobilienwunsches haben die angespannte Lage auf dem Energiemarkt und die Inflation auch zu Kaufzurückhaltung geführt, und die Abschlüsse seien im Vorjahresvergleich zurückgegangen. Die Zahlen, die der unabhängige Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Gladbeck, Dorsten und Marl Mitte des Jahres präsentierte, bestätigten dies. „Der Immobilienmarkt hat sich in 2022 unter den aktuellen Einflüssen verändert. Er scheint in eine abwartende Haltung zu gehen“, erklärte Dörthe Schmidt, Vorsitzende des Gutachterausschusses. Im ersten Halbjahr 2022 seien so weniger Kaufverträge abgeschlossen worden. Zudem sei generell ein Rückgang bei den Neubauverkäufen von Eigentumswohnungen zu verzeichnen, „in Gladbeck um etwa sieben Prozent“.
Der Geschäftsführer der Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr, Frank Purrnhagen, verweist in diesem Zusammenhang zunächst darauf, dass noch zum Jahreswechsel 2022 die Zinsen für das Immobiliengeschäft auf sehr niedrigem Niveau von rund einem Prozent lagen. Diese guten Konditionen hätten einerseits vielen Interessenten auch bei geringeren Einkommen die Finanzierung einer Immobilie ermöglicht. Und andererseits habe die hohe Nachfrage auch den Wunsch der Verkäufer begünstigt, generell für ihre Immobilien höhere Preise zu erzielen, „da sie für Käufer finanzierbar waren“.
Die Immobilienprofis können Hoffnung für das neue Jahr machen
Innerhalb relativ kurzer Zeit habe sich diese günstige Kreditsituation durch den angehobenen Leitzins der Europäischen Zentralbank aber verändert und die Finanzierung verteuert, „wodurch Kaufinteressenten mit ihren bisherigen Finanzierungsplänen überrumpelt wurden und sich den Traum vom Eigenheim derzeit nicht mehr leisten können“. Einige warteten ab, wie sich der Immobilienmarkt entwickelt. Und hier können die Profis Hoffnung für das angelaufene Jahr 2023 machen, „da sich Bewegung und Entspannung auf dem Markt abzeichnen“.
Viele Investitionen auch in Sanierungen
Die Corona-Pandemie und Bewegung auf dem Energiemarkt haben sich 2022 auch im Immobilienbereich anderweitig bemerkbar gemacht, sagt Christoph Kraemer, Immobilienprofi der Sparkasse Gladbeck.
Denn viele Gladbecker Besitzer von Wohneigentum hätten ihre Sparguthaben für Renovierungsmaßnahmen eingesetzt „oder bei uns aufgrund größerer Modernisierungs- oder energetischer Sanierungsmaßnahmen, teils auch Umstieg auf neue Heizungsformen wie Luft-Wärme-Pumpen und Installation von Photovoltaikanlagen, angefragt, ob günstige Kredite möglich sind“. Dazu hätten dann etwa die aktuellen Fördermöglichkeiten der NRW.Bank benannt und vermittelt werden können.
Denn in Beratungsgesprächen mit Verkäufern wurde, und werde jetzt auch deutlich gemacht, sagen die Immobilienexperten, dass die nun bei gut vier Prozent liegenden Zinsen die Finanzierung von Immobilien verteuerten. Die Preisvorstellungen der vergangenen zwei bis drei Jahre müssten angepasst werden, und die Verkäufer müssten bereit sein, „etwas von ihren Vorstellungen zurückzugehen“, so Purrnhagen. Dadurch finde sich der Markt jetzt neu, es zeichneten sich momentan Kaufpreisanpassungen um zwei Prozent ab, in einzelnen Immobilienformen sogar bis zu fünf Prozent.
Die Energieeffizienz von Altbauten wird beim Kaufpreis jetzt stärker berücksichtigt
Denn aufgrund der gestiegenen Heiz- und Sanierungskosten sei nun beim Verkaufspreis von Altbauten wichtiger geworden, welche Energieeffizienz, die angebotene Immobile habe. Kurzum, ob eine energetische Sanierung mit Fassaden- und Dachdämmung, gegebenenfalls neuer Heizungsanlage, bereits erfolgt ist oder der Käufer hier noch zusätzlich investieren muss. Das müsse im Kaufpreis nun stärker berücksichtigt werden. Welche Belastung mit dem persönlichen Einkommen möglich und realistisch tragbar ist, das würden die Immobilienberater im Kundengespräch berechnen. Ein erspartes Eigenkapital, um 20 Prozent des Kaufpreises mitzubringen, sei weiterhin angeraten.
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Die Immobilienexperten weisen abschließend darauf hin, dass die Kreditzinsen zwar gestiegen seien, sich der Traum vom Eigenheim aber durchaus 2023 verwirklichen lasse. Denn der Zinsanstieg sei ja von einem sehr niedrigen Niveau erfolgt, so das man bei aktuell gut vier Prozent nicht von einer Hochzinsphase spreche. Purrnhagen: „Wenn man die Zinskurve der zurückliegenden Jahre betrachtet, dann gab es auch Zeiten, wo die Finanzierung deutlich teurer war und bei sieben und bis zu zehn Prozent lag.“