Gladbeck. Anwohner der Hegestraße in Gladbeck ärgern sich seit Monaten über Lkw-Lärm und Raser. Mit diesen Maßnahmen will man im Rathaus nun gegensteuern.
Anwohner der Hegestraße in Alt-Rentfort beklagen seit Monaten „unerträglichen Lärm“, den schwere Lkw verursachen, die an ihren Häusern vorbei donnern. Sie fürchten zudem um die Sicherheit der Kinder auf dem Weg zur Josefschule und von dort nach Hause. Nach einem Ortstermin hatte Bürgermeisterin Bettina Weist versprochen, alle Vorschläge der Betroffenen und alle Möglichkeiten der Verwaltung zu prüfen und die Anwohner über die Ergebnisse zu informieren. Dieses Gespräch fand jetzt statt – zufrieden sind die Rentforter nicht.
Die Stadtverwaltung könne „eher kleine Verbesserungen“ auf den Weg bringen bzw. auf ihre Realisierbarkeit überprüfen, räumte Pressesprecher David Hennig ein. Ein Display im Bereich der Grundschule, das den Kraftfahrern ihre Geschwindigkeit anzeigt, steht seit ein paar Monaten. Auch ein Schild „Achtung Kinder“ ist in dieser Tempo-30-Zone aufgestellt worden.
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Die Aufschrift „Vorsicht Kinder“ auf der Hegestraße in Gladbeck soll neu markiert werden
Als nächstes sollen, sobald es die Witterung zulässt, die Leitlinien der Mittelinsel und die Aufschrift „Vorsicht Kinder“ auf der Fahrbahn neu markiert und damit besser sichtbar werden. Die Beleuchtung an der Schule soll verbessert werden. „Die Stadt will außerdem eine mobiles Blitzgerät anschaffen, das dann sicherlich auch auf der Hegestraße eingesetzt wird“, so Hennig.
Geprüft werde außerdem, ob dort, wo die Höchstgeschwindigkeit bei 50 km/h liegt, weitere Querungshilfen eingebaut werden können, und ob die Lkw von Pilkington und aus dem Gewerbegebiet Wiesenbusch durch eine entsprechende Beschilderung auf einen anderen Weg Richtung Autobahn gelenkt werden könnten. Das Gros der Laster war früher ohnehin anders unterwegs. Erst als die Hegestraße auf Bottroper Gebiet wegen einer Baustelle mehrere Wochen gesperrt war, entdeckten sie offenbar, dass die Hegestraße die kürzere Verbindung zur A 31 ist und bevorzugen, zum Leidwesen der Anwohner, seitdem diese Strecke.
Zwischen Wiesenbusch und der Josefkirche soll es Verkehrsmessungen geben
Im nicht umgebauten Teil der Straße – zwischen Wiesenbusch und der St. Josefkirche – soll es eine weitere Verkehrsmessung geben. Bei der ersten im Herbst vergangenen Jahres gab es nach Auskunft der Stadtverwaltung keine Auffälligkeiten: 12.000 Fahrzeuge wurden vom 26. September bis zum 4. Oktober pro Richtung gezählt, davon fünf Prozent Lkw. Die durchschnittlichen Geschwindigkeiten lagen Richtung Schule bei 43 km/h, Richtung Wiesenbusch bei 52 km/h. Maximal wurden 76 Stundenkilometer gemessen.
Die Stadt sagt, die Zahl der Unfälle auf der Hegestraße sei „unauffällig“
Auch die Zahl der Unfälle sei unauffällig. Neun wurden auf der Hegestraße im Jahr 2020 gemeldet. Um die Wünsche der Anwohner nach Tempo 30 auf der gesamten Hegestraße und/oder einem Durchfahrverbot für Lkw zu erfüllen, fehlten der Stadt, auch wegen dieser Zahlen und weil es sich um eine Hauptverkehrsstraße handelt, die rechtlichen Voraussetzungen, erfuhren die Anwohner beim Gespräch im Rathaus. „Es können doch nicht nur Recht und Gesetz gelten. Wichtig sind doch auch Gesundheit und Sicherheit“, kommentiert Anwohner Walter Erdmann, der aber auch ein paar positive Aspekte sieht: „Wir haben den Eindruck, dass man im Rathaus endlich begriffen hat, dass man uns und unsere Sorgen ernst nehmen muss“, sagt er. Außerdem wolle die Bürgermeisterin auf Anregung eines Anwohners Verantwortliche der Firma Pilkington und aus dem Gewerbegebiet Wiesenbusch auf die Problematik aufmerksam machen.
Vielleicht gibt es langfristig sogar noch eine bessere Lösung
Und vielleicht gibt es ja – wenn auch nicht kurzfristig – noch eine viel bessere Lösung. Barbara Erdmann hatte beim Gespräch im Rathaus ausdrücklich auf die Forderung des Deutschen Städtetages an den Bund verwiesen, den Kommunen mehr Eigenständigkeit bei der Ausweisung von Tempo-30-Zonen einzuräumen.
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In diese Richtung gehen auch die Überlegungen der Stadtverwaltung. David Hennig: „Die Stadt Gladbeck ist bekanntlich der Initiative ,Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit‘ beigetreten. Wenn aufgrund unserer Forderungen die Straßenverkehrsordnung entsprechend geändert wird, sind wir sicherlich geneigt, auf der gesamten Hegestraße die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h zu reduzieren.“ Die gestressten Anwohner müssen also wohl mit den donnernden Lkw noch eine Weile leben.