Gladbeck. Der Verkehrsversuch auf der Buerschen Straße in Gladbeck ist beschlossen. Radfahrer sind sicherer unterwegs, aber es fallen viele Parkplätze weg.
Die Buersche Straße in Gladbeck wird umgestaltet. Das hat der Planungsausschuss der Stadt am Donnerstag beschlossen. Für Radfahrer bedeutet das, dass sie künftig viel sicherer unterwegs sind, geschützt vor Dooring-Unfällen (Radfahrer, die mit plötzlich geöffneten Autotüren kollidieren) und rücksichtlosen Pkw-Fahrern. Der Preis der neuen Sicherheit: In den drei Abschnitten des Versuchs verschwinden insgesamt 190 Parkplätze für Autos. 190 kostenlose Parkplätze, die Beschäftigte in der Innenstadt gerne nutzen.
Alternativlos ist der einjährige Versuch trotzdem, zumindest auf längere Sicht. Denn der Ist-Zustand der Buerschen Straße ist nicht mehr rechtens, der Fahrradweg ist mit 1,50 Metern zu schmal, der Abstand zum Parkstreifen zu klein. Obendrauf sind die Parkstreifen für viele neue, breite Automodelle beinahe schon zu spärlich.
FDP Gladbeck nennt Verkehrsversuch Buersche Straße „intellektuell billig“
Stattdessen, und auf Kosten der Parkplätze, wird der Fahrradweg nun 2,50 Meter breit mit einem 75 Zentimeter breiten Sicherheitsstreifen von der Fahrbahn der Pkw abgetrennt. Die Alternative, die die Parkplätze gerettet hätte, hätte ganz neue Probleme mit sich gebracht. Die Radfahrer wären auf der Fahrbahn unterwegs gewesen, im besten Falle hätten sie bloß die Pkw und Busse auf mehreren Kilometern ausgebremst, Überholen ist unmöglich. Im schlimmsten Falle verlieren Autofahrer die Geduld und provozieren gefährliche Situationen.
So viel zur Ausgangslage. So alternativlos wie sie sich darstellt, sehen sie indes nicht alle im Planungsausschuss. Christine Dohmann, sachkundige Bürgerin für die FDP, nennt die Pläne der Verwaltung „intellektuell billig“. Was sie damit so elegant zu umschreiben versucht: Der 9,50 Meter breite, begrünte Mittelstreifen mit Bäumen drauf könnte weichen, um Pkw-Fahrer, Radfahrer und parkende Autos auf der Buerschen Straße zu vereinen.
Buersche Straße: CDU spricht von „Mobbing gegen Autofahrer“
Wertvolles Grün wachse auf dem Mittelstreifen nicht, dafür sei er aber ein „Hundeklo“. Die CDU wettert genauso gegen den Verkehrsversuch. 200.000 Euro für einen Versuch seien zu viel. Kernig bezeichnet Ratsherr Dietmar Drosdzol den Entwurf als „Mobbing gegen die Autofahrer“, außerdem steige auch noch der ohnehin hohe Parkdruck der Anwohner, wenn Dauerparker künftig in den Seitenstraßen nach Parkplätze suchten. Klare Forderung: „Wir müssen an den Grünstreifen ran.“
SPD und Grüne halten dagegen. Dustin Tix (SPD) erinnert daran, dass die Buersche Straße in zwei Jahren ohnehin umgebaut werden muss. „Und wenn der Verkehrsversuch dann nicht stattgefunden hat, müssen die Radler auf der Pkw-Fahrbahn fahren. Das will keiner.“
Für eine Alternativlösung müssten Bäume fallen
Bernd Borgwerth (Grüne) legt nach. Er selbst nutze die Straße als Radfahrer nicht mehr, „oder nur noch auf dem Bürgersteig. Deswegen musste ich auch schon Geld ans Ordnungsamt überweisen.“ Aber nach zwei Dooring-Unfällen auf dieser Strecke sehe er keine Alternative – erst recht nicht, wenn Kinder im Fahrradanhänger sitzen.
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Dann darf Stadtbaurat Volker Kreuzer ran. Der Forderung von FDP und CDU, den begrünten Mittelstreifen zu opfern, erteilt er eine klare Absage. „Das ginge in die Millionen und wäre nicht förderfähig.“ Weil die Bäume auf dem Grünstreifen nicht mittig sondern wild durcheinander gepflanzt sind, müsse in diesem Modell wohl auch der komplette Baumbestand fallen.
Die Gegenstimmen der CDU, FDP und AfD reichen in der Abstimmung aber nicht, um das Projekt zu verhindern. Der neue Verkehrsversuch auf der Buerschen Straße ist beschlossene Sache.
>> PARKPLATZALTERNATIVEN ZUR BUERSCHEN STRAßE
- Im Rahmen des Verkehrsversuchs entstehen auch neue Parkplätze, allerdings nur 24 Stück.
- Die Verwaltung verweist aber auf kostenfreie und -pflichtige Parkplätze in der Nähe der Buerschen Straße.
- Zum Beispiel auf den Festplatz (kostenfrei, 550 Meter vom Stadtkern Europaplatz entfernt) und den Parkplatz an der Friedrichstraße (zirka 24 bis 40 Euro im Monat für Dauerparker, 650 Meter entfernt)