Gladbeck / Maastricht. Gladbecker Delegation ist von der Maastrichter Tunnellösung sehr angetan. Das Mehr an Lebensqualität beeindruckt. Nicht alles ist übertragbar.
Was in Maastricht entstanden ist, beeindruckt die Gladbecker Delegation. Angeführt von Bürgermeisterin Bettina Weist, waren Stadtbaurat Volker Kreuzer, erster Beigeordneter Rainer Weichelt, Kämmerer Thorsten Bunte sowie Mitarbeiter der Verwaltung und Vertreter der Parteien aus dem Rat in die Niederlande gefahren, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Was durch die Bank alle Teilnehmenden begeistert? Der Gewinn an Lebensqualität, das Zusammenwachsen der durch eine viel belastete Schnellstraße geteilten Stadt Maastricht. Oder wie es Michael Tack (FDP) schon übertragen auf Gladbeck ausdrückte: „Beeindruckend, dass man nichts mehr sieht, dass die B 224 mit all ihrer Hässlichkeit und ihren Problemen weg sein wird.“
Politik und Verwaltung sehen Parallelen zwischen Maastricht und Gladbeck
Die Parallelen zu Gladbeck waren bei allen Teilnehmern schnell gezogen. Nur klar war auch allen: Was hier in den Niederlanden geschaffen wurde, lasse sich nicht eins zu eins auf Gladbeck übertragen, warnte SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind vor zu hohen Erwartungen. So wurde in Maastricht der Verkehr während der jahrelangen Tunnel-Bauphase – von 2010 bis 2016 – über eine eigens angelegte Baustraße abgewickelt. Dafür dürfte in Gladbeck schlicht der Platz fehlen, so die Einschätzung von Mail Jerlitschka (Soziales Bündnis). Das Problem sehen auch die übrigen Mitglieder der Gladbecker Delegation.
Gleichwohl sei es wichtig, sich solche Beispiele anzuschauen, so Wedekind, weil es umso bedeutender ist, wie die neu gewonnene Fläche innerhalb der Stadt gestaltet werden solle. Angetan waren die politischen Vertreter dann auch von der Vielfalt und dem Mix bei der Gestaltung des „Grünen Läufers“ und insbesondere der Bebauung. „Ähnliches könnte in Gladbeck doch auch entstehen“, hofft CDU-Fraktionsmitglied Ulrich Namyslo. Gerade der Mix aus Sozial- und Eigentumswohnungen sei vorbildlich, so die CDU-Einschätzung.
Auch Autobahngegner haben sich von Gladbeck auf den Weg nach Maastricht gemacht
Mitgefahren sind aber nicht nur die Ausbaubefürworter. Auch Grünen- und Linken-Vertreter, die den Ausbau der Bundesstraße zur Autobahn bekanntlich ablehnen, haben die Fahrt nach Maastricht angetreten. Es gehe darum, sich ein Bild zu verschaffen, sagt Grünen-Vertreter Bernd Borgwerth. Denn selbstverständlich stehen die Zeichen nun auf Autobahn- und Tunnelbau, das wüssten auch die Grünen. Und Ziel sei es eben, den dann zumindest auch konstruktiv zu begleiten. Und es sei tatsächlich beeindruckend, was hier in den Niederlanden entstanden sei, gibt er zu.
Skepsis klingt bei den Linken durch. Ob die Bereitschaft tatsächlich da sei, eine so große Summe in Gladbeck zu investieren? Rüdiger Jurkosek und Herbert Böhler (beide Linke) sind da skeptisch. Er hätte nichts gegen so einen Tunnel, macht Böhler deutlich, aber er glaube eben nicht an solch einen Bau.
Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist lobt die Aufwertung der Stadtteile
Bürgermeisterin Bettina Weist ist beeindruckt von der Zusammenarbeit aller maßgeblichen Stellen. So sei eine echte Aufwertung der Stadtteile gelungen. „Sie sind wieder zusammengewachsen.“ Auch die positiven Auswirkungen auf die Quartiere im Umfeld seien eine gute Erkenntnis. „Mir macht das Mut.“
Lässt sich auch bei der Durchführung eines solchen Projekts von den niederländischen Nachbarn lernen? Könnte ein Projektbüro Vorbild sein? Stadtbaurat Volker Kreuzer will sich nicht festlegen, es sei eine Möglichkeit, doch entscheidet die Stadt eben nicht allein. Als Bauherrin ist immer auch noch die Autobahn GmbH des Bundes mit im Spiel.
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„Ziel ist es, so eng wie möglich mit allen Beteiligten zusammen zu arbeiten“, so Kreuzer. Spannend sei vor allem die Stadtentwicklungsfrage. „So etwas ist ein Impuls für die Stadt, das ist hier gut erkennbar.“
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