Gladbeck. Die katholische Kirche gibt auch in Gladbeck Kirchen auf. Ein Blick auf die Zukunft von zwei Standorten mit ganz unterschiedlicher Entwicklung.
Was wird aus den katholischen Kirchen in den Gladbecker Stadtteilen? Der Prozess der Restrukturierung der katholischen Stadtkirche läuft bereits seit Jahren. Fakt ist: Immer weniger Menschen besuchen die Gottesdienste. Ein von der Propsteipfarrei St. Lamberti eingesetztes Projektteam sucht Nachfolgelösungen für die Gotteshäuser. „Ein zähes Geschäft“, wie Projektmanager Norbert Dahlmann zugibt.
Zwei Beispiele dafür: Die St. Johannes-Kirche an der Bülser Straße ist zwar mittlerweile abgerissen. Aber der Weg dahin war lang, schwierig und sehr emotional. Anfang März 2021, da war der Abriss schon lange beschlossene Sache, gab es für die Gemeinde noch einen kleinen Aufschub – die Kirche sollte ein Jahr länger geöffnet bleiben als ursprünglich geplant. Ende 2022 nahmen die Abrissbagger dann aber die Arbeit auf.
Lesen Sie auch
- Typisierungsaktionen. Mehr als 600 neue Stammzellenspender in Gladbeck
- Weltfrauentag. Wieso kaum Straßen in Gladbeck nach bekannten Frauen benannt werden
- Exotische Berufe. Tierpräparator: Gladbecker Azubi ist Vize-Europameister
- Leukämie. Todkranker Max (6): Zwei Stammzellenspender – zwei Absagen
- Essen retten. Gutes Essen günstiger bekommen: Wie geht das in Gladbeck?
- Autobahnbau. A52-Gegner zum Tunnel: „Gladbeck ist nicht Maastricht“
Caritas Gladbeck: Baubeginn auf dem Areal von St. Johannes soll in wenigen Wochen sein
Mittlerweile erinnert nichts mehr auf dem Grundstück an der Ecke Buersche Straße/ Bülser Straße daran, dass dort einmal ein Gotteshaus stand. Nun stehen die Zeichen auf Neubeginn: Schon in wenigen Wochen will die Caritas Gladbeck, die das Grundstück erworben hat, dort mit dem Bau starten.
Geplant ist die Errichtung eines Wohnheims mit Plätzen für 24 Menschen mit Behinderung. In einem zweiten Gebäude soll es eine Tagesbetreuung für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie Büroräume geben. Außerdem plant die Caritas in diesem Bau Wohnungen für Menschen mit Behinderung, die etwas eigenständiger sind. „Die letzten Abstimmungen laufen, die Finanzierung steht, die Arbeiten sind ausgeschrieben. Wir hoffen, sobald das Wetter etwas offener wird, dann auch loslegen zu können“, erklärt Caritas-Chef Rainer Knubben. Geplant sei, beide Neubauten möglichst gleichzeitig zu erreichten.
Geplant ist auch eine Wegeverbindung zum Jugendheim St. Johannes
Das Wohnheim soll an der Buerschen Straße liegen. „Allerdings etwas zurückgesetzt, nicht so dicht an der Straße wie die vorhandene Wohnbebauung“, so Knubben. Der zweite Komplex entsteht dann, ebenfalls zurückgesetzt, zur Bülser Straße hin. Von der Buerschen Straße aus ist darüber hinaus eine Wegeverbindung zum Jugendheim von St. Johannes geplant, das erhalten bleibt.
Ebenfalls auf Veränderung stehen die Zeichen für die Herz-Jesu Kirche im Herzen von Zweckel. Schon seit geraumer Zeit besteht die Idee, das Gebäude künftig als Kindertagesstätte nutzen zu wollen. Ein großes Problem dabei stellt allerdings der bestehende Denkmalschutz sowohl außen als auch innen dar. Für eine Kita müssten einige Umbauten erfolgen. Unmöglich scheint das Projekt für Herz-Jesu allerdings nicht zu sein. Gespräche mit dem Denkmalschutz, erklärt Norbert Dahlmann, haben auch bereits stattgefunden. Eine Lösung in absehbarer Zeit bedeute das aber noch lange nicht.
Für eine Neunutzung von Herz-Jesu in Zweckel gibt es zwei Investoren
Was der Projektmanager allerdings bestätigt: Nach wie vor gibt es zwei interessierte Investoren, die die Neunutzung der Herz-Jesu-Kirche angehen wollen. Dabei gehe es jedoch nicht nur um einen Umbau zur Kita. „Beide Investoren können sich zudem auch andere Optionen vorstellen“, erklärt Dahlmann auf Anfrage. Dabei könne es auch um eine kulturelle Nutzung des Kirchenbaus gehen – als Konzertsaal beispielsweise. Ebenfalls im Bereich des Möglichen: Im Gebäude könnten Räume für Versammlungen geschaffen werden. Aber auch diese beiden Varianten seien Ideen, wie Dahlmann betont, entschieden sei noch nichts. Für so eine kulturelle Nutzung seien auf jeden Fall weniger Umbauten erforderlich.
++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! ++
Was die Finanzierung eines möglichen Kita-Projektes in der Kirche angeht, denkt man im Projektteam daran, das Vorhaben durch eine Vermarktung des jetzigen Kindergarten-Grundstücks zu ermöglichen. Der alte Kindergarten hinter der Kirche ist in den 60er. Jahren errichtet worden. Er ist in die Jahre gekommen, eine Erweiterung ist auf dem Grundstück wohl nicht möglich. Vorstellbar sind deshalb der Abriss und eine alternative Bebauung mit Seniorenwohnungen.
Bei der Stadt Gladbeck will man die Pläne für Zweckel konstruktiv unterstützen
Die Herz-Jesu-Kirche als Kindertagesstätte nutzen – Stadtbaurat Volker Kreuzer hatte diese Überlegung vor einiger Zeit als „spannend“ bezeichnet. Im Rathaus wolle man die Pläne deshalb konstruktiv begleiten. Die Umsetzung sei zwar nicht ganz einfach, aber auch an Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen, seien Veränderungen möglich. Dabei komme darauf an, den Charakter des Denkmals zu erhalten und gleichzeitig eine neue Nutzung zu finden.
Bis es zu einer Umsetzung der möglichen Pläne kommt, so Norbert Dahlmann, wird es aber auf jeden Fall weiter eine kirchliche Nutzung für Herz-Jesu in Zweckel geben. Das heißt, es werden weiterhin Gottesdienste dort stattfinden – und zwar samstags und nach Bedarf werktags. An den Sonntagen ist auch Herz-Jesu eine „offene Kirche“, die gern aufgesucht werden darf. Und manchmal erklingt auch eine musikalische Untermalung. Ein Aufsteller im Eingangsbereich weist auf das sonntägliche Angebot hin.