Gladbeck. Eine Projektgruppe hat eine unkonventionelle Idee für eine Folgenutzung des Zweckeler Gotteshauses entwickelt. Passt sie zum Denkmalschutz?

Noch ist es eine Idee, die eher unkonventionell daher kommt, aber bestechend wirkt: Die Herz-Jesu-Kirche in Zweckel könnte zur Kita umgebaut werden. Das zumindest ist der jüngste Vorschlag der Projektgruppe, die um eine neue Nutzung des denkmalgeschützten Zweckeler Kirchengebäudes ringt, wenn die Kirche demnächst nicht mehr kirchlich genutzt wird. Eine Entscheidung sei aber noch längst nicht gefallen, auch weil derzeit wegen der Corona-Krise die Projektarbeit ruht, betont Norbert Dahlmann, einer der Sprecher der Projektgruppe.

"Kommt es zur Umsetzung dieser zugegeben ausgefallenen Idee, würden wir aber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", so Dahlmann, der das Kindergartengebäude hinter der Kirche anspricht, das aus den 60er Jahren stammt und als kaum erweiterbar gilt und bald modernisierungsbedürftig sein dürfte.

Eventuell auch eine Kapelle und Jugendräume in der Kirche

Mit einer "Haus-in-Haus"-Lösung in der Kirche bekäme der Kindergarten moderne, dem heutigen Standard entsprechende Räume, gleichzeitig würde der Kirchenraum einer neuen und sinnvollen Nutzung zugeführt, so Dahlmann. Zunächst denke man an eine Drei-Gruppen-Kita, wünschenswert sei sogar eine vierte Gruppe. Möglicherweise bliebe darüber hinaus noch ein wenig Platz für andere Zwecke, eventuell für eine kleine Kapelle oder Jugendräume im heutigen Sakristeibereich.

Der Knackpunkt der Überlegungen sei die Frage, so der Sprecher der Zweckeler Projektgruppe, ob eine solche Kita-Lösung denkmalkonform wäre. Immerhin ist die Herz-Jesu-Kirche sowohl außen als auch innen denkmalgeschützt. Eine Kita brauche aber viel Licht im Innern des Gebäudes und man müsse bei einem Kita-Umbau des Gotteshauses eine Seitenwand der Kirche großzügig öffnen.

Kindergarten-Grundstück könnte seniorengerecht bebaut werden

Derzeit gebe es erste Gespräche mit der Unteren Denkmalbehörde, aber ebenso mit dem Baudezernat der Stadt, schließlich gehe es auch um bautechnische Fragen. Dahlmann: "Zunächst wollen wir grundsätzlich die Machbarkeit prüfen, wir brauchen noch viel Geduld." Antworten auf die Frage, ob es klappen könnte, erwarte die Projektgruppe nicht vor dem nächsten Jahr.

Was die Finanzierung des Projektes anbelangt, schwebt den Verantwortlichen eine Refinanzierung durch eine Vermarktung des Kindergarten-Grundstückes vor. Vorstellbar sei ein Abriss des alten Kindergartens und eine alternative Bebauung etwa für seniorengerechtes Wohnen.

Stadtbaurat Kreuzer spricht von einer "spannenden Lösung"

Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer spricht von einer "spannenden Lösung" für die Zweckeler Kirche, die der Projektgruppe mit der Kita-Idee eingefallen sei. "Das wird aber nicht einfach", so der Dezernent, der den Vorschlag "gut" findet und zusagte, das Projekt konstruktiv begleiten zu wollen.

Kreuzer wies auf WAZ-Nachfrage darauf hin, dass auch an Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen, durchaus Veränderungen möglich sein müssten. Es komme darauf an, den Charakter des Denkmals zu erhalten und gleichzeitig eine neue Nutzung zu finden. Die Kirche im Herzen von Zweckel, so der Stadtbaurat, sei stadtbildprägend und für den Ortsteil sogar ein Wahrzeichen.

>>> Auch andere Ideen sind noch vorstellbar

Die Projektgruppe Herz-Jesu betont, dass durchaus auch noch andere Lösungen für die Kirche am Kardinal-Hengsbach-Platz vorstellbar seien. "Festgezurrt ist noch nichts", so Norbert Dahlmann, einer der Sprecher der Projektgruppe, zur Kita-Idee.

So sei auch vorstellbar, die Kirche so zu belassen wie sie ist, wenn man nur eine andere denkmal-adäquate Lösung fände. Fest steht, dass die kirchliche Nutzung des Gotteshauses nach dem Pfarreientwicklungskonzept ausläuft - womöglich schon zum Jahresende.