Gladbeck. Die Propsteipfarrei St. Lamberti in Gladbeck setzt bei der Umstrukturierung von St. Marien auf Investoren. Das bleibt nicht ohne Konsequenzen.

Die Propsteipfarrei St. Lamberti in Gladbeck beschreitet überraschend neue Wege bei der Umstrukturierung ihres Kirchstandortes St. Marien Brauck. Sie hält zwar an dem Ziel einer Zukunftskirche im Stadtsüden fest, setzt dabei aber nun auf ein Investorenmodell statt eines Umbaus in Eigenregie. Das bestätigte die Pfarrei auf Anfrage. Dazu gehört nach WAZ-Informationen auch der Verkauf der Marienkirche, die, nach einem Umbau, in einem Teil weiter sakral genutzt und dafür zurückgemietet werden soll.

Der Kirchenvorstand von St. Lamberti hat inzwischen einem entsprechenden „Eckpunktepapier“ des Projektmanagements der Pfarrei, das der WAZ vorliegt, zugestimmt. Am vergangenen Wochenende wurden die Gremien in Brauck über die Vorgehensweise informiert. Am nächsten Sonntag soll die Lösung den Gläubigen in den Gottesdiensten der Pfarrei präsentiert werden.

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Propsteipfarrei will am Konzept der Zukunftskirche in Brauck festhalten

Die Marienkirche in Brauck steht im Mittelpunkt großer Immobilienflächen, die die katholische Kirche in Brauck hat und die nun vermarktet werden sollen.
Die Marienkirche in Brauck steht im Mittelpunkt großer Immobilienflächen, die die katholische Kirche in Brauck hat und die nun vermarktet werden sollen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Man halte an dem in den vergangenen Jahren in Brauck erarbeiteten Konzept einer „modernen zukunftsweisenden pastoralen Entwicklung am Standort St. Marien“ fest, so Projektmanager Norbert Dahlmann in einer schriftlichen Stellungnahme. „Die Marienkirche ist und bleibt das zentrale Gebäude am Standort.“ Das gesamte Areal solle aber „in die Verantwortung eines professionellen Quartiersentwicklers gegeben werden“. Man wolle bei der „zukunftsweisenden Entwicklung“ des Investors weiter auf die Zusammenarbeit mit den bereits vor Ort ansässigen Organisationen wie Caritas, Internationales Mädchenzentrum, Familienzentrum und dem Amigonianer-Orden setzen, versichert Dahlmann.

In Teilen der Braucker Gemeinde ist das Investorenmodell dennoch mit Sorge um die Zukunft der Marienkirche aufgenommen worden, zumal mit der Kirchenvorstandsentscheidung eine kircheninterne Statusabstufung der Marien-Kirche von „A“ auf „C1“ verbunden sei, was dem Streichen der Standortsicherheit gleichkomme, so Ulli Völker, einer der langjährigen Projektentwickler in Brauck. Er befürchtet, dass auch eine komplette Überplanung des Geländes durch einen Investor und damit ein Abriss der Kirche möglich werden könnte. Außerdem sei denkbar, dass andere Teile der Kirche nicht mehr zu Gemeindezwecken, sondern anderweitig genutzt würden. Jedenfalls werde ein großer Teil der Kirche einer „profanen Nutzung“ zugeführt, heißt es im Eckpunktepapier.

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Ex-Pfarrgemeinderatschef Hasenberg kritisiert „Ausstieg aus Eigenverantwortung“

Auch Klemens Hasenberg, aus Marien stammender langjähriger Pfarrgemeinderats-Vorsitzender der Propsteipfarrei und ebenfalls einer der bisherigen Projektentwickler, sieht in der Entscheidung des Kirchenvorstandes einen „Ausstieg aus der Eigenverantwortung“. Bislang sollte, so Hasenberg, der Erlös aus der Vermarktung des Kirchenareals in Brauck reinvestiert werden, damit habe auch das Bistum sympathisiert. Nun sehe man offenbar größere Chancen in einem Investorenmodell, „begibt sich damit aber auch in eine Abhängigkeit“, kritisiert er.

Die Pfarrei betont, dass bei der Entwicklung des Kirchenareals in Brauck die Anforderungen und Belange der zukünftigen Nutzer „stets eng mit dem Projektentwickler abgestimmt“ würden. Die karitativen Schwerpunkte der Standortentwicklung würden sich in der Gebäudestruktur widerspiegeln. Dahlmann: „So könnten in Zukunft am Standort Senioreneinrichtungen, Demenzwohngruppen oder Wohnraum für bedürftige Familien entstehen. Auch bedarfsgerechter Raum für Jugend- und Gemeindearbeit vor Ort ist langfristig fest eingeplant.“ Möglicherweise soll dies, wie verlautet, das Pfarrzentrum St. Michael sein.

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Mehrere Gebäude könnten abgerissen werden

Ob die Pfarrei bereits einen Investor gefunden hat, dazu äußerte sich Dahlmann nicht. Beschlossen ist laut Eckpunktepapier allerdings ein Umbauvorschlag eines Architekten, der eine „offene, mehrgeschossige Bauweise incl. Kirchengebäude“ auf dem gesamten Areal an der Horster Straße vorsieht. Dem Vernehmen nach sollen mehrere Gebäude abgerissen werden, dabei u.a. aber auch ein neues Kita-Gebäude entstehen.

Neue Arbeitgruppe eingerichtet

An der Realisierung der Projektideen werden laut Propsteipfarrei hauptamtliche Kräfte im sozialen und pastoralen Bereich in Zusammenarbeit mit ehrenamtlich engagierten Menschen am Standort arbeiten.

Eine Pfarreiarbeitsgruppe bestehend aus Mitgliedern des Pfarrgemeinderates, des Kirchenvorstandes, des Pastoralteams und der Moderatoren vor Ort soll die Umsetzungsphase gestalteten.

Die Arbeit der Projektgruppe in Brauck wurde eingestellt. „Ohne mit uns darüber zu reden“, zeigt sich Ulli Völker aus St. Marien über das Vorgehen enttäuscht.